Rabbiner Elijashiv:
Der starke Mann auf der orthodoxen Straße
Von Avishai Ben-Chaim, Maariv, 03.01.2005
Die schicksalhafte Entscheidung darüber, ob
Sharon eine Koalition hat, wird letzten Endes in der Chanan Str. Nr.
10 in dem orthodoxen Viertel "Mea Shearim" in Jerusalem entschieden
werden, hinter der eisernen Tür mit dem längst verblichenen Schild
"Rabbiner Elijashiv".
Aber die Geschichte ist ein wenig komplizierter.
Die orthodoxe Öffentlichkeit wird in der Knesset von zwei Parteien
vertreten, die sephardische "Shas" und die aschkenasische "Jahadut
Ha Tora". Die fünf Abgeordneten von "Jahadut Ha Tora" sind
gespalten: zwei, Ravitz und Gafni, gehören der litauischen "Degel Ha
Tora" an, und drei, Litzmann, Porush und Eichler, der chassidischen
"Agudat Israel". Deshalb unterstehen der Autorität von Rabbiner
Elijashiv eigentlich nur zwei Abgeordneten, Ravitz und Gafni.
Rabbiner Elijashiv, der Erbe von Rabbiner Shach,
wurde jedoch zu dem Mann, der alle wichtigen Fragen für alle
entscheidet, sowohl für die aschkenasischen Orthodoxen, als auch für
die Shas mit ihren 11 Mandaten (die übrigens niemals der Koalition
ohne Jahadut Ha Tora beitreten würde), für die Hauptrabbiner, die es
nicht wagen würden, ihm zu widersprechen, und auch für die
Neueinwanderer, die Erleichterung bei der Konversion wollen.
Der politische Bereich ist sein erklärtes
Territorium. Der konservative Rabbiner weigerte sich bisher, die
Einzelheiten des Rückzugs (aus Gaza) auch nur zu erörtern, und
erklärte, diese Frage würde sowieso nicht von den Orthodoxen
entschieden. Auch das Abkommen zwischen Likud und Jahadut Ha Tora
wollte er bisher nicht sehen und erklärte, er warte auf das
Gutachten des Rats der Großen der Tora. In der letzten Zeit werden
Gerüchte laut, denen zufolge der Rabbiner den Beitritt von Jahadut
Ha Tora verhindern wird, weil die Siedler starken emotionellen Druck
auf ihn ausgeübt hätten. Diese Gerüchte wurden von seinem Umfeld
jedoch entschlossen zurückgewiesen und man erklärte, Rabbiner
Elijashiv treffe seine Entscheidungen niemals auf emotioneller
Basis.
In diesem Jahr wird er 95 Jahre alt. Seit er drei
Jahre alt ist befasst er sich mit den Heiligen Schriften. Heute oder
morgen wird er seine heiligen Studien kurz unterbrechen und über das
Schicksal des Staates Israel entscheiden müssen.
Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv
hagalil.com
04-01-2005 |