Konzert-Tournee:
D-Rock@Israel
Im September fand ein Rockkonzert der
besonderen Art auf dem Gelände der israelischen Botschaft in Berlin
statt. Namhafte ostdeutsche Künstler performten Songs aus 25 Jahren
deutschen Rock aus Ost und West. Vor ca. 400 Gästen traten Dirk
Zöllner mit Band und Reinhard Fißler auf.
Fißler ist der ehemalige Frontmann der Gruppe
"Stern Combo Meißen". Thomas "Monster" Schoppe, Sänger der
legendären Ostgruppe "Renft" trat ebenso auf. "Renft" wurde in den
70iger Jahren, genauer nach den Weltfestspielen in der DDR 1973, für
mehrere Jahre aufgrund ihrer Regimekritik von der DDR-Administration
verboten.
Das Konzert in der Botschaft bildete den Auftakt
für die Konzerttournee D-Rock@Israel der oben genannten Künstler im
November 2003. Mit dieser Tournee wollen die Künstler ihre
Solidarität und Verbundenheit mit Israel demonstrieren. In diesem
Sinne wurden die Tourstationen in Israel ausgewählt, das sind vor
allem Städte, die in den letzten drei Jahren besonders von
terroristischen Angriffen heimgesucht wurden. So beginnen die
Künstler ihre Tournee in Kiriyat Shmona im Norden Israels, das über
Jahrzehnte Ziel von Hisbollah Angriffen war und bis heute fast
täglichen Übergriffe der shiitischen Miliz ausgesetzt ist. Danach
fahren die Künstler nach Tel Aviv, Jerusalem und Sderot. Sderot ist
seit Monaten im Visier des radikalislamischen Hamas und wurde
mehrfach von Kassam Raketen getroffen.
Dirk Zöllner: Die Reise nach Israel
"Stellvertretend für alle deutschen Beteiligten
will ich versuchen, ein paar Gedanken und Gefühle zu formulieren.
Ich heiße Dirk Zöllner, bin 41 Jahre alt, lebe im
wiedervereinten Berlin und arbeite seit etwa 20 Jahren als Sänger
und Songschreiber. Ich benutze dafür meine Muttersprache. Ich komme
aus dem Osten Deutschlands. Damals war das Singen deutschsprachiger
Lieder eine Selbstverständlichkeit für mich.
Als Kind eines Landes, dass sich die Ideale des
Kommunismus auf die Fahne geschrieben hatte, fühlte ich mich
selbstverständlich als ein Antifaschist. Die Täter des Dritten
Reiches, sowie deren Erben lebten für mich im anderen Teil
Deutschlands.
Diese Suggestion war mit Sicherheit eine Form des
Verdrängens und ich habe sie sehr gerne angenommen. Ich will sogar
behaupten, dass dieses Denken die Hauptkomponente eines
Heimatgefühls für viele Menschen meiner Generation in der DDR war.
Mit dem Aufschlag in die gesamtdeutsche Realität
kam plötzlich die Last der verdrängten Schuld zurück. Das ungeliebte
Erbe unserer Väter und Großväter wurde hier auf eine andere Art
ausgeschlagen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Wurzeln der eigenen
Kultur verschämt gekappt und man übernahm schnell den Gestus einer
anderen Kultur. Kein Land auf dieser Welt hat sich derartig rigoros
von den eigenen Traditionen getrennt. Die Ungeheuerlichkeit der
deutschen Vergangenheit schuf Irritationen im Umgang mit der Sprache
- der Klang, das Pathos, man landete unwillkürlich immer wieder bei
den so gern vergessenen Bildern.
Wie soll es erst den Menschen gehen, die durch den
faschistischen Größenwahn ihre Geschwister, Eltern, Großeltern
verloren haben. Allen voran den Menschen in Israel, wenn sie den
Klang dieser Sprache vernehmen.
Dass wir die Einladung bekommen haben, hier zu
singen, können wir nur als eine große politische Geste verstehen und
wir nehmen sie in Dankbarkeit an.
Das Reden über die Vergangenheit wird gerade in
unserer Generation immer intensiver. Die Sprache dafür zu finden,
heißt Verantwortung zu übernehmen.
Möge es eine Welt ohne Kriege geben, eine Welt der
friedlichen Völkerverständigung.
In Verbundenheit mit dem israelischen Volk!
Shalom"
Die Konzertdaten:
14.11.03 - 21.00 Uhr - Kfar Giladi
16.11.03 - 13.00 Uhr - Jerusalem, ca. 30 minütiges
Unplugged im Hadasa Ein Karem Hospital
16.11.03 - 21.00 Uhr - Jerusalem, "Hasindrom"
19.11.03 - 17.30 Uhr - Sderot, Workshop mit lokalen
Bands im "Sderock"
19.11.03 - 21.00 Uhr - Sderot, "Bet-Haàm" (gemeinsam mit
2 lokalen Bands)
20.11.03 - 21 Uhr - Givataim
22.11.03 - 24.00 Uhr - Tel Aviv, Barbi Club
© Botschaft des Staates Israel
hagalil.com
11-11-2003 |