Falsche Konzeption der Kommentatoren:
Hört endlich auf, uns zu drohen
Von Ariel Shenbal, Maariv
Wenn Israel bei der bevorstehenden Olympiade eine
Medaille gewinnen will, sollte man ernsthaft überlegen, ob man nicht
einige Sportkommentatoren anstelle einiger Sportler nach Athen schicken
sollte. Der beeindruckende Flickflack, den einige von ihnen letzte Woche
aufs Parkett gelegt haben, hätte ihnen mit Sicherheit hohe Noten
eingebracht.
Am Tag vor dem Beschluss der Leitung des Euroleague,
ob die Final Four Spiele in Tel Aviv ausgetragen werden sollen,
herrschte im Lager der Sportkommentatoren eine Stimmung des
Weltuntergangs, nationale Trauer. Jeder erzählte uns, wie geringfügig
die Aussichten darauf seien, dass in einer Stimmung des Terrors ein
normales Sportleben geführt werden könne. Eine der großen Zeitungen
schrieb in ihrem Leitartikel sogar, die Leitung des weltweiten Sports
hege keine Sympathien für die andauernde israelische Besatzung der
palästinensischen Gebiete.
Und dann, die Tinte war noch nicht ganz trocken,
beschloss die Euroleague, die keinerlei Sympathien für die israelische
Besatzung hegt, dass die Mannschaft aus Valencia dafür bestraft wird,
nicht in Israel angetreten zu sein, und dass die Final Four Spiele in
Tel Aviv stattfinden werden.
Bedeutet dieser Beschluss, dass die Leitung des
europäischen Basketballs die Liquidierung Scheich Jassins gut heißt?
Nein. Hätte ein gegenteiliger Beschluss bewiesen, dass sie gegen die
israelische Besatzung ist? Nein. Was uns jedoch beunruhigen sollte ist
die unerträgliche Leichtigkeit, mit der jeder Vorfall, ob er nun mit dem
Thema etwas zu tun hat oder nicht, missbraucht wird, um eine politische
Meinung auszudrücken. Im Fall der Final Four Spiele dauerte es nicht
lange, bis wir die falsche Konzeption der Kommentatoren erkannt haben.
Diese Tendenz lässt sich jedoch auch bei anderen,
wichtigeren Themen erkennen. Am Freitag nach der Tötung Jassins
veröffentlichte eine wichtige Tel Aviver Lokalzeitung auf der ersten
Seite ein schwarzes Viereck, in dem geschrieben stand, dass die Opfer
des Anschlags, der der Tötung folgen werde, zweimal verflucht seien, da
sie, ohne es zu wissen, das Todesurteil der Opfer des nächsten Anschlags
sind, der nach der Rache der IDF für ihren Tod erfolgen werde. So weit
geht das Ganze schon. Die Art, in welcher die Öffentlichkeit wie Lämmer
zur Schlachtbank geführt werden, indem von vorneherein eine
Rechtfertigung für den Tod von Zivilisten bei Anschlägen gefunden wird,
ist Ekel erregend.
Bis zum Schreiben dieser Zeilen hat Gott sei Dank der
Vergeltungsanschlag, der uns von so vielen Kommentatoren so oft
versprochen wurde, noch nicht stattgefunden. Das heißt nicht, dass er
nicht stattfinden könnte. Das heißt jedoch, dass man die Dosierung der
Einschüchterung und die Verbreitung von Angst und Schrecken in der
israelischen Öffentlichkeit reduzieren kann. Es ist auch ohne sie schon
beängstigend genug.
hagalil.com
09-04-2004 |