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Zum 30. Jahrestag des Yom-Kippur-Krieges:
Siggy's Leben in einem syrischen Gefängnis

Bericht von Yossi Melman, Ha'aretz, 03.10.2003
Übersetzung Daniela Marcus

Als junger Rekrut wurde Efraim Singer während des Yom-Kippur-Krieges in einem israelischen Armeeposten am Berg Hermon gefangen genommen. Zum ersten Mal spricht der Soldat, dessen Spitzname Siggy lautet, öffentlich über seine damaligen Erlebnisse.

"Was für ein Glück, dass nicht einmal unsere großartigen Piloten jedes Ziel treffen." So dachte Efraim Singer vor 30 Jahren, als er wie ein Kartoffelsack auf der Ladefläche eines klapprigen syrischen Lastwagens lag, der sich Richtung Damaskus quälte. Singer und seine Freunde waren in einem israelischen Armeeposten auf dem Berg Hermon gefangen genommen worden. Sie waren auf dem Weg zu einem syrischen Gefängnis, als ein israelischer Kampfflieger das Feuer auf den Konvoi eröffnete. Singer, der besser unter seinem Spitznamen Siggy bekannt ist, war ein junger Rekrut und diente als Funker in einer streng geheimen israelischen Einheit. Damals hieß diese Einheit Nummer 848. Heute ist sie bekannt als 8.200 - die wichtigste Einheit zur Sammlung von Informationen für den israelischen Geheimdienst.

Dies ist das erste Mal, dass Singer zugestimmt hat, öffentlich über seine Erlebnisse während des Yom-Kippur-Krieges zu sprechen. "Das Leben ist eine Lotterie", sagt er und bezieht sich damit auf die vollkommen willkürliche Natur des Schicksals. Er hätte während des Versöhnungstages (Yom Kippur) 1973 eigentlich gar nicht auf dem Berg Hermon sein sollen, sondern zu Hause, im Urlaub. Doch seine Liebe zu Schoschi -seine damalige Freundin und spätere Frau- brachte ihn zur falschen Zeit an den falschen Ort.

Singer, der inzwischen Generaldirektor des israelischen olympischen Komitees ist, wurde 1954 geboren. Seine Eltern waren beide Überlebende der Schoah (Holocaust). Sie lebten im Arbeiterviertel von Kfar Sava. Schon in jungen Jahren reizte Singer der Gedanke, Arabisch zu lernen. "Ich war der Meinung, es sei wichtig, Arabisch zu lernen. Denn es ist eine Sprache, mit der wir leben und sterben.", sagt er. Als er im November 1972 zur Armee eingezogen wurde, wurde er aufgrund seiner Arabisch-Kenntnisse, jedoch gegen seinen Willen, der Einheit des israelischen Geheimdienstes zugewiesen, die die Kommunikation in arabischen Ländern überwachte, abfing und entschlüsselte.

"Auf der Suche nach Action"

Nach der Zeit des Grundwehrdienstes wurde Singer zu einem sechs-monatigen Funkerkurs nach G'lilot geschickt. Hier traf er Schoschi. Nach Beendigung des Kurses wurden er und Schoschi in Israels größtem Nachrichtendienststützpunkt im Norden des Landes stationiert. Schoschi wurde dem Stützpunkt selbst zugewiesen. Singer wurde zu einer Crew am Berg Avital (Tel Abu Nida) auf den Golanhöhen gesandt, die dort Geheimdienstinformationen sammelte. Am Donnerstag, dem 4. Oktober, zwei Tage vor Ausbruch des Krieges, ging er auf Urlaub. "Während des Neujahrsfestes (Rosch Haschanah) hatte ich Dienst, deshalb war ich an der Reihe, am Versöhnungsfest nach Hause zu gehen", erinnert er sich. "Anstatt nach Hause zu gehen, wäre es schön, Schoschi im Stützpunkt zu besuchen, dachte ich." Und er tat es. An diesem Freitag geschah es, dass er auf den Hauptfeldwebel traf, der verantwortlich für die Diensteinteilung war. "Er sagte mir, dass einer meiner Kurskollegen, der am Berg Hermon stationiert war, nach Hause gehen musste, weil sein Vater plötzlich gestorben war. ‚Kannst du seinen Dienst übernehmen?‘, fragte er mich. Ich sagte sofort zu. Für mich war es eine Herausforderung. Denn der Hermon war ein größerer, außergewöhnlicher Ort als der Berg Avital. Ich freute mich auf eine aufregende Zeit."

An diesem Freitagabend fuhren Singer und eine Anzahl weiterer Soldaten auf den Berg Hermon. "Als wir am Posten ankamen, bat ich um einen Rundgang, um den Ort kennenzulernen. Doch man sagte mir, dass mein Dienst in einer Stunde beginnen würde. ‚Keine Sorge‘, sagte man mir außerdem, ‚morgen wirst du genug Zeit für einen Rundgang haben‘. Die Wachposten hatten berichtet, dass sie syrische Konvois gesehen hatten, doch niemand sagte mir, dass wir hohe Alarmstufe hatten. Außerdem stand für mich als neunzehnjähriger Teenager die Aufregung und das Abenteuer dort zu sein, weit mehr im Mittelpunkt.

Während unserer Schicht in dieser Nacht schnappten wir auf den Kanälen der Syrer einige Aktivitäten auf. Und dieses Mal war es nicht nur leeres Gerede. Die Gespräche in dieser Nacht waren sehr kurz, fokussiert und Einsatzbezogen. Wir hörten wie Panzereinheiten berichteten, sie seien bereit für den Einsatz; wir hörten Gespräche über Vorbereitungen, die Schützengräben zu verlassen und Positionen einzunehmen, Verbindungen zu prüfen und Standorte zu wechseln. Es war klar, dass etwas ungewöhnliches in der Vorbereitung war. Ich war aufgeregt. Schließlich war ich hergekommen, um Action zu finden."

Gefangen genommen in Hausschuhen

Die "Action" kam am nächsten Tag, als syrische Artillerie das Feuer auf den Posten eröffnete. "Die Leute waren relativ gleichgültig", sagt Singer. "Sie dachten sicher nicht, dass es sich hier um einen Krieg handelt. Ich trat mit meinem Gewehr, Munition, Helm und in Stiefeln auf den Flur. Doch andere kamen in Hausschuhen. Und so wurden sie auch gefangen genommen. Es herrschte das Gefühl vor, dass der Angriff irgendwann vorbei und alles wieder normal sein würde." Nach einigen Minuten heftigen Geschützfeuers hörten die Soldaten auf dem Flur Gewehrschüsse. Dann kamen plötzlich die Wachen herein. Ihre Stellungen waren getroffen worden. Syrische Kommandotruppen, die in Hubschraubern eingeflogen wurden, warfen durch die Lüftungsschächte Rauch- und Splittergranaten in den Flur.

Entgegen der offiziellen Armeeversion behauptet Singer, dass ein Konstruktionsfehler den Syrern ermöglichte, die Stahltüren des Postens zu öffnen. "Als die Syrer hereinkamen, begannen die Jungs im Flur sich zu zerstreuen. Ich fand mich mit sieben oder acht anderen wieder. Wir gingen durch das Tunnelsystem des Armeepostens. Ich hatte keine Ahnung, wohin wir liefen. Wir waren vollkommen leise. Wir hatten einen Verletzten bei uns. Es war Amir Holzman vom Kibbutz Schoval. Seine Wunde war mit einem Handtuch bandagiert. Wir hörten die Syrer. Sie schrien auf Arabisch, warfen Granaten. Doch sie hatten Angst, das Tunnelsystem zu betreten. Wir verbrachten dort 24 Stunden."

"Schließlich wurden wir hungrig und durstig. Wir merkten allmählich, dass niemand von der Armee kommen würde, um uns zu helfen. Wir dachten, wenn wir unseren Weg nicht kämpfend hinaus fänden, würde man uns wahrscheinlich töten. Dass wir gefangen genommen werden könnten, schien außer Frage. Ich war sicher, dass sie keine Gefangenen machen würden."

Am Sonntag um die Mittagszeit entschied der Kommandeur der Gruppe, ein Unteroffizier der Golani-Infanterie-Brigade, die Gruppe solle versuchen auszubrechen. Er stieg als erster die Leiter am Ende des Tunnels hinauf. Sobald sein Kopf auftauchte, befand er sich unter heftigem Feuer. Doch er schaffte es, in einen engen Unterschlupf auf dem Dach zu entkommen. Drei weitere Soldaten schafften es ebenfalls, unverletzt zu entkommen. Der fünfte Mann, der hinaus kletterte, Alfred Axelrod, wurde erschossen. Singer war der sechste.

"Wie verrückt geschossen"

"Sie schossen wie verrückt auf uns. Einer der Golani-Männer hinter mir fragte mich, ob ich irgendetwas weißes bei mir hätte. Ich sagte, meine Unterhosen. Er fasste hinter mich und versuchte, sie zu bekommen. Ich denke, er wollte sie als Flagge benutzen, zum Zeichen, dass wir uns ergeben. Doch er hatte nicht genug Zeit. Plötzlich hörte er auf, sich zu bewegen. Er hatte eine Runde Kugeln abbekommen und war tot. Amir Holzman nahm das Handtuch von seiner Wunde und schwenkte es. Das Gewehrfeuer hörte auf. Ich verstand, dass wir eine neue Phase betreten hatten. Wir ergaben uns."

"Niemand hatte uns jemals auf diese Möglichkeit vorbereitet. Aus purem Instinkt versteckte ich meine Papiere und mein Gewehr unter einigen Steinen im Tunnel. (Yossi Melman: Nach seiner Freilassung ging Singer zum Posten und fand die Papiere an dem Ort, an dem er sie versteckt hatte, wieder.) Wir hoben unsere Hände über unsere Köpfe und kletterten vom Dach."

Die Gefangenen wurden im Innenhof des Postens versammelt. "Nach einer Weile mussten wir in einer Reihe treten und sie führten uns einen engen Ziegenpfad zum Dorf Hader hinunter. Wir waren zehn. Ich sah zurück. Der Posten war von Ruß und Rauch bedeckt. Doch die israelische Fahne wehte immer noch über ihm. Ich sagte zu mir: 'Du wirst diese Fahne wiedersehen.' Es mag seltsam scheinen, doch ich fühlte mich etwas erleichtert. Es war das erste Mal, seit ich zum Posten gekommen war, dass ich mich nicht in einem Zustand völliger Ungewissheit befand."

"Wir erreichten das Dorf. Dort wartete ein Lastwagen auf uns. Wir wurden darauf gestoßen, mit nacktem Oberkörper und verbundenen Augen." Am Ende der Reise fanden sich die Israelis in einem Gebäude des syrischen Geheimdienstes wieder. "Wir verbrachten zwei Wochen in einem Raum, mit Handschellen und verbundenen Augen. Jeder, der sprach, wurde geschlagen. Gelegentlich wurde einer von uns zur Befragung abgeholt und in einen Raum gebracht, aus dem schreckliche Schreie zu hören waren."

Hatten Sie keine Angst?

"Nein. Von dem Moment an, da ich die israelische Fahne gesehen und mir selbst gesagt hatte, dass ich überleben werde, hatte ich im Kopf, dass ich –egal, was geschah- nach Hause zurückkehren werde. So dachte ich die ganzen acht Monate über, die ich dort verbrachte."

Was können Sie zu den Vernehmungen sagen?

"Ich wurde nur wenige Male vernommen, zunächst in diesem Gebäude des Geheimdienstes und später im Gefängnis. Einer der Vernehmungsbeamten war ein Russe. Ich hörte ihn russisch sprechen. Ein anderer war Ägypter, was ich an seinem Akzent hörte. Ich machte ihnen weis, dass ich nur ein bisschen Arabisch kann. Dadurch hatte ich Zeit, über meine Antworten nachzudenken."

Was wollten sie wissen?

"Alles. Von welcher Einheit ich kam. Was ich dort getan hatte. Sie suchten nicht so sehr nach neuen Informationen, sondern wollten vielmehr die Informationen, die sie schon hatten, auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Die meisten ihrer Fragen betrafen unseren Hauptstützpunkt in Nordisrael. Ich behauptete, ich sei eine Privatperson und wüsste nichts. Die Vernehmung wurde nicht sehr ernsthaft durchgeführt. Manche unserer Jungs sagten später, die Befragung, die sie nach der Rückkehr durch die eigenen Leute erlebt hätten, sei viel härter gewesen.

Überall geschlagen

"Die Vernehmungsbeamten versuchten, psychologische Taktiken anzuwenden, um meinen Willen zu brechen. Sie sagten mir, ich solle ihnen eine Nachricht für meine Familie und meine Freunde geben und deuteten an, dass ich nicht lebend zurückkehren werde. Ich weigerte mich. Schließlich verloren sie den Verstand. 'Das ist deine letzte Möglichkeit, eine Nachricht zu schicken', sagten sie. Ich fühlte einen Gewehrlauf an meiner Schläfe und hörte, wie das Gewehr entsichert wurde. Doch ich blieb ruhig. Ich weiß nicht, warum. Ich sagte mir, das sei nur ein Spiel, sie würden mich nicht töten."

"Wir hatten während dieser zwei Wochen kein Zeitgefühl. Ich versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. Ich stellte mir verschiedene Dinge vor. Einmal dachte ich an zu Hause und summte in Gedanken Lieder. Die Lieder müssen mich mitgerissen haben, denn die Wachen hörten mich singen. Sie stürzten sich auf mich: 'Fühlst du dich noch immer so gut, dass du singen kannst? Wir werden dir's zeigen.' Sie schlugen mich am ganzen Körper. Doch die Wahrheit ist, dass mir die körperlichen Schmerzen in dieser Zeit dort nicht so viel ausmachten. Sie berührten mich nicht so sehr."

Nach zwei Wochen öffneten sich die Türen und die Gefangenen wurden wieder auf einen Lastwagen verfrachtet. Kurz danach fanden sie sich selbst in Gegenwart von ausländischen Journalisten wieder. Sie posierten mit ihnen für ein Gruppenfoto. "Ich verstand, dass es eine Art von Pressekonferenz war. Viele der Jungs hatten Angst, geschlagen zu werden und blickten deshalb zu Boden. Doch ich stand aufrecht und schaute direkt in die Kamera. Ich wusste, dass dies meine Versicherungspolice war: die Menschen zu Hause würden mich sehen und wissen, dass ich noch am Leben war."

Schoschi erfuhr tatsächlich durch das Bild, dass Siggy am Leben war. "Er wurde als vermisst erklärt", sagt sie, "und wir wussten nicht, was ihm zugestoßen war. Doch schließlich, am zehnten Tag des Krieges, zeigte mir jemand ein Bild von gefangenen israelischen Soldaten im deutschen Magazin "Der Spiegel". Ich erkannte Siggy sofort und erzählte es seinen Eltern."

Vier Tage nach Aufnahme des Bildes wurden die Gefangenen ins Al-Maza-Gefängnis nach Damaskus gebracht. "Wir mussten das gleiche Ritual des Schlagens und Schreiens noch einmal durchmachen. Doch Worte können nicht deutlich machen, wie wir uns fühlten, als uns schließlich die Augenbinden und Handschellen abgenommen wurden. Wir blieben die ganze Nacht wach, um zu sehen, wer von unseren Jungs hier war. Es waren 28. Alles Soldaten. Die Offiziere wurden in einem anderen Raum gefangen gehalten. Unser Raum war 28 Meter lang und vier Meter breit."

Die Gefangenen verbrachten die nächsten sieben Monate in diesem Raum. Das Leben wurde bald Routine.

"Es war wie in einem U-Boot. Sehr eng. Jeder von uns bekam zwei schimmelige Decken. Einmal am Tag bekamen wir einen großen Topf, der mit undefinierbarem Brei gefüllt war. Manchmal war es Bulgur. Wir bekamen auch einige Pitta-Brote. Wir tauschten regelmäßig unsere Schlafplätze, denn es war sehr unangenehm, neben der kleinen Latrine zu schlafen. Die Latrine war nicht mehr als ein Loch, in das man zielen musste."

"Am härtesten war das Duschen, vor allem im Winter. Wir duschten einmal pro Woche. Dabei wurden wir von einem Wachposten begleitet. Auf dem Weg zur Dusche wurden wir von ihm und seinen Freunden geschlagen. Wenn wir unter der Brause standen, wurden wir weiter gequält: das Wasser war erst kalt, dann plötzlich sehr heiß. Doch das Duschen hatte auch seine Vorteile. Als Geheimdienstmitarbeiter suchten wir in den Rohren nach Schätzen. Wir fanden Seifenstücke. Und einmal einen Ausschnitt aus einer arabischen Zeitung. Wir trockneten ihn. Es war ein Bild zu sehen von feiernden ägyptischen Soldaten an einem Posten der Bar-Lev-Linie am Suezkanal. Da realisierten wir zum ersten Mal, dass es ein umfassender Krieg war."

Im Februar 1974 übergaben die Syrer die Namen der Gefangenen an Israel. Am 17. Februar feierte Singer seinen 20. Geburtstag in Gefangenschaft. Nachdem Angehörige des Roten Kreuzes die Israelis besucht hatten, verbesserten sich die Zustände etwas. Sie bekamen Matratzen, saubere Kleidung und Decken. Außerdem erhielten die Gefangenen Briefe und Päckchen von zu Hause.

Im Juni stimmten Israel und Syrien einem Gefangenenaustausch zu. "Einer unserer Wachen betrat den Raum", erinnert sich Singer. "Er hatte uns immer human behandelt. Er teilte uns mit, dass er seinen Dienst für diese Woche beende und dass wir nicht mehr hier sein würden, wenn er zurückkäme. Wir glaubten ihm nicht. Doch er sagte die Wahrheit."

Eines Tages wurden alle Gefangenen in einen Bus gesetzt und zum Flughafen gefahren. Die Augen waren ihnen nicht verbunden. Deshalb hatte Singer die Chance, Damaskus zu sehen. "Eine schöne Stadt", sagt er. Ein Flugzeug des Roten Kreuzes wartete auf sie. "Kurz vor der Landung sahen wir ein großes Schild auf dem Boden: 'Herzlich willkommen, ihr Helden Israels.' Daneben war ein Meer an Menschen. Wir landeten, und die Hektik begann. Menschen rannten herum und suchten nach ihren Angehörigen. Es war ein großes Durcheinander."

Schoschi erinnert sich, dass sich Siggy in all dem Trubel plötzlich hinsetzte und begann, die Säume seiner Unterwäsche aufzureißen. Er holte einige Seiten hervor. Er hatte im Gefängnis ein Tagebuch geführt und es geschafft, einige Seiten davon heraus zu schmuggeln.

Nach einem Wochenende bei der Familie und einer aufregenden Heimkehr nach Kfar Sava, ging Singer mit den anderen ehemaligen Gefangenen in ein Erholungsheim nach Zichron Ya'akov. Hier bekam er drei Wochen lang psychologische Betreuung und wurde außerdem befragt. "Sie wollten alles wissen: was wir verraten hatten, und wem wir es verraten hatten, wer uns vernommen hatte. Alles, an das wir uns erinnern konnten. Viele der Jungs fühlten sich, als würden sie erneut vernommen werden, wodurch ihr Trauma verstärkt wurde."

Die israelische Verteidigungsarmee schlug vor, die Gefangenen vom Militärdienst zu befreien. Viele nahmen das Angebot an. Singer nicht.

30 Jahre zurück:
Das Jahr 1973
Im Mai 1973 begeht Israel sein 25jähriges Bestehen in optimistischer Stimmung...

Warnungen im Oktober 1973:
"Die Kriegsgefahr ist minimal"
1973 fühlt sich Israel nahezu als Großmacht. Die Israelis herrschen vom Hermon im Norden bis Scharm el-Scheich im Süden. Israels Armee ist derart Respekt einflößend, daß es an der ägyptischen Grenze seit mehr als drei Jahren ruhig ist. Selbst Syrien stellt kaum noch eine Bedrohung dar...

Vom 6. bis 24.10. 1973:
Der Jom-Kippur-Krieg
Mehr als 2500 israelische Soldaten fallen, 7500 werden verletzt und 300 geraten in Gefangenschaft...

hagalil.com 05-10-2003

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