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MEMRI Special Dispatch – 03. September 2002

Haaretz-Reportage über ein Obdachlosenheim:
"Freiheit" in Tel Aviv

Die israelische Tageszeitung Haaretz veröffentlichte kürzlich einen Bericht über die Eröffnung eines Obdachlosenheims für homosexuelle Jugendliche, die das Haus ihrer Eltern verlassen mussten. In der Zeitung erschienen in den letzten Monaten mehrere Artikel, in denen über die Auseinandersetzungen in der israelischen Gesellschaft über Homosexualität berichtet wurde. Der Artikel erschien 22. September 2002:

„’Für mich ist dies ein weiterer Schritt nach vorn’, sagte gestern der Bürgermeister von Tel Aviv, Ron Holdai, angesichts der landesweit ersten Eröffnung einer Zufluchtstätte für homosexuelle Jugendliche. In dem Heim ‚Freiheit’ im Stadtteil Nave Zadek finden Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transsexuelle, die auf Grund ihrer geschlechtlichen Neigung von Zuhause ausgerissen sind, eine Unterkunft. ‚Ich empfinde eine große Genugtuung’, fügt Holdai hinzu. ‚Und ich hoffe, dass wir große Fortschritte machen werden.’

Das Heim ‚Freiheit’, das seit Mai existiert, ist eine Zwischenstation für Jugendliche, die plötzlich ohne Dach über dem Kopf da stehen. Das Heim soll keine dauerhafte Bleibe für die Jugendlichen sein – die meisten bleiben nicht länger als ein halbes Jahr, so lange bis sie wieder auf die Beine kommen. Es soll ihnen ermöglicht werden entweder wieder in ihre Familien zurückzukehren oder die nötige Hilfe zu bekommen, um ein neues Leben ohne Unterstützung ihrer Familie anzufangen.

Heute leben im dem Heim vier Jugendliche im Alter von 18 Jahren; nach einem Ausbau werden dort bald 10 Jugendliche eine Unterkunft finden.

Das professionelle Team des Heims besteht aus dem Direktor, einer Sozialarbeiterin und mehreren Betreuern. Das Heim ist 24 Stunden und 365 Tage im Jahr geöffnet, in jeder Nachtschicht sind mindestens zwei Mitarbeiter anwesend. Die Heimbewohner versorgen sich selbst und sind daran beteiligt den Hauhalt in Ordnung zu halten.

Das Team begleitet die Jugendlichen, indem es für jeden einzelnen von ihnen eine Art Integrationsplan zusammenstellt. Dabei wird die persönliche Situation jedes einzelnen berücksichtigt, einschließlich der Vorbereitung zum Studium und der Suche nach einem Beruf. Bis jetzt ist es den Mitarbeitern gelungen, einen Jugendlichen in seine Familie zurückzubringen. In einigen andern Fällen sind die Familien von sich aus ins Heim gekommen, um erneut ein gemeinsames Leben zu versuchen.

Die Errichtung des Obdachlosenheims zählt zu den wichtigsten politischen Errungenschaften der Stadträtin Michal Eden, der einzigen israelischen Politikerin im Amt, die sich als homosexuell geoutet hat. In den letzten Jahren ist es Eden gelungen, Druck auf das Magistrat auszuüben, damit dem Heim ein Budget zugeteilt wird. […]

‚Es ist richtig, dass hier von einem großzügig bemessenen Projekt die Rede ist’, sagte Eden, ‚und ich bin froh, dass man bereit war, die Geldquelle zu bewilligen. In zwei Jahren werden wir wissen, was der Umfang unserer Arbeit sein wird und wir werden mehr Erfahrungen für unsere Betreuung von schwulen und lesbischen Jugendlichen, die aus dem familiären Rahmen ausgeschlossen worden sind, sammeln und der Öffentlichkeit präsentieren. Diese Erfahrung wird uns in der Zukunft von Nutzen sein.’

Der Vorsitzender der Wohlfahrtsabteilung Zeev Friedmann sagt: ‚Es ist richtig, dass es eine wachsende Anzahl der Hilfsdienste für obdachlose Jugendliche gibt. Ein Jugendlicher, der seine sexuelle Neigung verleugnet, hat, mit allem was er durchlebt, große Schwierigkeiten, sich in den gewöhnlichen Rahmen einzufügen. Das heißt, es gibt eine Notwendigkeit für die Schaffung eines anderen Rahmens, sprich, eine solche Einrichtung.’

Eine 1998 veröffentlichte wissenschaftliche Studie aus Belgien, zeigt,  dass die Selbstmordgefährdung Homosexueller im Alter von 15 bis 25 Jahren, 2- bis 5-mal höher liegt als bei heterosexuellen Jugendlichen. Dieser Studie zufolge hatten 13% der homosexuellen jungen Männer einen Selbstmordversuch hinter sich, das steht 6% der heterosexuellen gegenüber, während 25% der lesbischen Mädchen gegenüber 5% der heterosexuellen Mädchen einen Selbstmordversuch unternahmen.

Nach einen Schätzung werden in Israel jährlich 30 Jugendliche  wegen ihrer sexuellen Orientierung von Zuhause rausgeschmissen, des Weiteren leben 20 heranwachsende Transsexuelle auf der Strasse. Ein Teil von ihnen geht der Prostitution nach. Die Beschäftigten in der Gemeinde sagen, dass die Kombination von der natürlichen Unsicherheit und der Entfernung von der Familie die Jugendlichen in die aussichtslose Situation bringt.

Seit der Einrichtung des Asyls tauchen in der Nachbarschaft Nave Zedek

Protestpamphlete auf, in denen steht: ‚Gott bewahre uns vor dem, was da in unserer Stadt geschieht’, aber es scheint nicht, dass dies die Arbeit des Projekts

stört. Allerdings wurde die Eröffnungszeremonie durch einen Nachbarn, der in den Shofar [Horn] blies, gestört.

Trotz des Durchbruches und der Eröffnung der ‚Freiheit’ gibt es noch eine Menge ungelöster Probleme: das Heim ist nur für Jugendliche bis 18 Jahre, ein verhältnismäßig junges Alter, um sich endgültig mit der eigenen, andersartigen sexuellen Neigung abzufinden.

Ebenso ist es für das Heim verboten, Jugendliche, die keine israelischen Staatsbürger sind, aufzunehmen. Insofern ist das Heim nicht offen für homosexuelle Jugendliche, die aus den besetzten palästinensischen Gebieten, wo sie für ihre Sexualität verfolgt werden, nach Israel kommen.

Eden sagt, dass man sich in Zukunft bemühen wird, die Tätigkeit des Heims auch auf diese Gruppen zu erweitern. Ein öffentlicher Ort wie dieser kann nur dann bestehen, wenn dieses Experiment Nachfrage und Erfolg haben wird und von sich überzeugen kann – also eine große Zahl von Jugendlichen unterstützt und behandelt. Viel Erfolg!“

THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
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hagalil.com 30-08-02

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