Eine Frage der direkten Demokratie:
Schwein oder nicht Schwein?
Die Richter des Obersten Gerichtshofs
in Jerusalem haben am Montag entschieden, dass die örtlichen Behörden in
Israel ihre Verordnungen, die den Verkauf von Fleisch regeln, zunächst
auf Eis legen und erneut überprüfen müssen.
Dadurch tauchte ein spannungsgeladenes
Thema in die Schlagzeilen, das das Verhältnis zwischen Religion und
Staat betrifft: Nämlich der Verkauf von Schweinefleisch in Israel. Der
Fall wurde gestern morgen im Obersten Gericht diskutiert.
Das Oberste Gericht hielt fest, dass in
Gegenden, in denen die Mehrheit für den Verbrauch von Schweinefleisch
ist oder zumindest nicht dagegen, der Verkauf des nicht-koscheren
Fleisches nicht mehr zu verbieten ist. In Gemeinden dagegen, in denen
die Mehrheit der Einwohner ein Verkaufsverbot für das Schweinefleisch
fordern, kann der Verkauf verboten werden, da dies ihre religiösen und
nationalen Gefühle verletzen würde. In einer gemischten Gemeinde ist der
Gemeinderat befugt, den Verkauf zu verbieten, sofern sich in der Nähe
ein erreichbarer Ort befindet, in dem man das Fleisch kaufen kann. Die
Entscheidung wurde von neun Richtern des Obersten Gerichtshofs unter der
Leitung des Präsidenten, Aharon Barak, gefällt.
Der ehemalige Innenminister und
Vorsitzende der ultra-orthodoxen Shas-Partei, MdK Eli Ishai, reagierte
empört auf den Urteilsspruch und bezeichnete ihn als "den zentralen
Nagel im Sarg der jüdischen Identität im Staat". Eilig legte er einen
Gesetzesentwurf vor, der den Verkauf von Schweinefleisch und daraus
verarbeitete Produkte innerhalb Israels verbietet. Nach seinen Worten
hat "der Staat sich selbst einen Nasenring angelegt (d.h. zum 'Sklaven'
gemacht, Anm. d. Red.). "Das Schwein ist ein rotes Tuch, das die Gegner
Israels benutzten und hier gibt der Staat die Legitimation dazu", mahnte
Ishai.
Quelle: ynet
© Botschaft des Staates Israel
hagalil.com
15-06-2004 |