hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!
 

ynet.co.il

Nach dem Bruch:
Über den Zustand der israelischen Rechten

Ofer Shelach

Was in dieser Woche vernichtet wurde ist nicht die Ideologie der Rechten sondern ihre Ersatzideologie, ihr hauptsächliches Vermarktungsinstrument, mit dem sie sich verkauft hat: die Behauptung, daß zwischen dem Festhalten an den Gebieten und der Sicherheit eine Verbindung besteht.

Mittels dieser Botschaft hatten es die Siedler geschafft, die Verbindung zum grundsätzlichen Unwillen Verzichte einzugehen, und dem völlig fehlenden Vertrauen zu Arabern und der psychologischen Notwendigkeit nach Raum zu vertiefen - selbst bei den Leuten, die die Gebiete nicht als heiliges Mutterland betrachteten. Diese Botschaft hatte auch dazu geführt, jedwedes Bestreben nach der Erstellung bzw. Präsentation von einer Friedensvision des Staates Israel zu unterbinden. Dieses Vermarktungsinstrument hat - ausgerechnet - Ariel Sharon irreparabel kaputt gemacht.

Dies alles hat nicht erst mit der Annahme der road map begonnen. Seit Monaten buddeln die Bulldozer, errichten den Trennzaun und untergraben das Fundament der Verbindung zwischen Gebieten und Sicherheit. Zu Beginn begrüßten viele der Siedleranführer die Idee des Trennzauns, zumindest nachdem sie wiederholten Überredungen und Druck ausgesetzt wurden. Anfänglich meinten sie, nichts gehe über jedwedes Mittel zur Absicherung der Juden, jedoch allmählich wurde ihnen klar, daß der Zaun einen tiefen Einschnitt bedeutet, daß der Bulldozer in seiner gleichgültigen Art und Weise nicht vor Ideologie halt macht, sondern sich allein nur nach einem Zeitplan der Durchführung richtet und eine wahrhaftige Grenze schafft. Damit änderte sich die Einstellung unter den Siedleranführern.

Aber der Trennzaun war lediglich das physische Stadium der Zerstörung des Vermarktungsinstruments. Die Worte Sharons haben endgültig alles begraben: wenn Herr Sicherheit, Herr Besiedlung, über die Schäden der Besatzung spricht und eine Verbindung zwischen der Kontrolle über ein anderes Volk und der Unsicherheit innerhalb Israels herstellt, dann ist selbst den letzten Optimisten in den Siedlungen eindeutig klar, daß sich diese Botschaft nicht mehr weiter vermarkten läßt.

Und so bleibt der Rechten noch die große Frage: was kann sie nun noch verkaufen, wenn es nicht Bedrohung und Angst ist. In den Worten Moshe Faiglins, dem Mann der "jüdischen Führerschaft" im Likud: "Bis heute war das nationale Lager darum bemüht, einen Friedensplan auf taktischem Niveau vorzulegen, in dem man den Fragen der strategischen Bedeutung auswich. Das Ergebnis: alle Pläne des nationalen Lagers wurde letztendlich gemäß einer umfassenden Strategie der Linken ausgelegt, die diese förderten."

Kein Wunder, daß Elon, Faiglin und Kollegen im Jesha-Rat sich in dieser Woche beeilten - und zwar jeder auf seine Weise - Dokumente vorzulegen, die sie als "Friedensplan" bezeichneten. Auch kein Wunder, daß Faiglin heute über Elon sagt, der früher einmal sein Freund bei "Su Artzenu" war, das Einzige, was sie beide verbinde, sei, daß sie beide morgens die Gebetsgürtel anlegen, aber mehr auch nicht. So kommt es, wenn man im politischen Kampf Linien überschreitet, um einen ideologischen Abgrund zu füllen. So sieht es in der israelischen Rechten nach dem Bruch aus.

Hier geht es um eine Debatte, die im rechten Lager bereits seit einigen Jahren läuft. Leute wie Effi Eitam haben z.B. lautstark darüber gesprochen, aber wurden bisher nicht dazu aufgefordert, die Debatte in einen praktischen Plan zu verwandeln. Die Behauptung Faiglins oder Eitams besagt, daß der Zionismus dem Versuch Ausdruck gab, das jüdische Volk auf zwei Ebenen zu normalisieren: es in ein Volk wie jedes andere verwandeln und das Problem der Welt mit den Juden durch die Gründung eines "normalen" Staates, der in Frieden mit seinen Nachbarn lebt, zu lösen. Dies habe nach Oslo geführt ("Das kein anti-zionistischer Akt war, sondern eine vom Zionismus angestrebte Fortsetzung", sagt Faiglin.) Als der Oslo-Prozess zusammenbrach, kam auch die Annahme zum Sturz, daß es so etwas wie einen normalen, jüdischen Staat gibt.

Eretz Israel war gemäß dieser Ansicht niemals das Ziel des Zionismus sondern nur ein Mittel zum Zweck. Auf dieser Grundlage unterscheidet sich Sharon gar nicht von Yossi Beilin, sondern sie beide benutzen lediglich verschiedene Mittel. Die sicherheitsbestrebte Rechte, die in den Eretz-Israel-Gebieten einen Besitz sieht, der zur Wahrung eines normalen Staates dient, unterscheidet sich von der Linken lediglich in den taktischen Maßstäben. Alles, was sich in dieser Woche unter amerikanischem Druck ereignet hat, ist, daß sich die taktischen Maßstäben Sharons denen der Labour-Partei genähert haben.

Und der Rechten bleibt nun die folgende Wahl: die Behauptung, daß der einzige Weg um hier zu existieren eine stete Unnormalität ist, was dazu führen wird, daß der Rechten die nicht-ideologische Anhängerschaft geraubt wird oder aber daß sie dank der Unklarheit, in die sich Sharon hüllt, auf bessere Zeiten hofft, und darauf, daß die Araber ohnehin stets den ersten Fehler machen werden. Daran zu glauben, daß in langfristiger Sicht alle den Fehler im Zionismus entdecken werden ("Der Prozess hätte bereits vor zwanzig Jahren, nach der Räumung von Yamit beginnen müssen," sagt Faiglin), oder aber an der Hoffnung festhalten, daß alles nicht ernst gemeint ist.

Praktisch gesehen reden alle Strömungen in den Siedlungen von "Zumud" (arab.= Bedeutung in etwa festhalten, nahe dranbleiben), d.h. das Festhalten an Grund und Boden schafft Tatsachen. Elon, der darum bemüht ist, politischen Manövrierraum zu behalten, spricht davon, daß es in der Regierung über jeden Abschnitt zu einem Kampf kommen wird ("Es gibt etwa dreißig Stationen, bei denen wir den Amerikanern gegenüberstehen werden"). Er will die rote Linie nicht festlegen, aber klar ist, wenn es eine solche gibt, wird diese durch die physische Räumung von Siedlungen verlaufen. Die Siedlungen sind ja schließlich der Vorwand für die IDF-Präsenz in den Gebieten, selbst wenn es vereinsamte Plätze wie Netzarim sind. Solange Netzarim vorhanden bleibt - und solange Sharon sich weigert, über eine Räumung Netzarims zu sprechen - werden die IDF dort bleiben und damit wird jedwede Chance zur Entstehung eines dauerhaften palästinensischen Gebildes zerstört.

Die road map, sagen alle in einer Mischung aus Analyse und Hoffnung, wird sich selbst vernichten. Sie beinhaltet zu viele Bedingungen, zu viele Punkte, denen jemand - die Palästinenser, Sharon oder die IDF - ein Bein stellen kann. Aber selbst wenn dies geschieht, ist dennoch allen klar, die Zeiten der weichen, leicht verdaulichen Rechten, die sich aus einer Feindschaft gegenüber Arabern und den Linken nährt, sind vorbei. "Man kann nicht den ganzen Tag laut brüllen, was man nicht tun soll," sagt Faiglin. "Leute wie Benni Elon sind heute, zwanzig Jahre danach, noch immer damit beschäftigt, den Rückzug aus dem Sinai zu bremsen. Man muß endlich mal sagen, was man ja getan werden soll."

Das "Was Ja" ist die Vision des jüdischen Staates von Faiglin oder Eitam, aber es ist zweifelhaft, ob man den Massen wird verkaufen lassen können, oder aber eine Idee eines neuen Kalibers, die in dieser Woche allerdings noch nicht am Horizont zu sehen war. Momentan herrscht dort unter den Rechten vor allem Schock. "Es gibt Dinge, die man einfach nicht begreift," sagte Elon, der sich am vergangenen Wochenende mit Sharon getroffen hatte und dem noch immer nicht klar ist, was mit dem Mann eigentlich geschehen ist. "Ich habe einfach keine Erklärung für diesen Verlust der Kontrolle. Arik Sharon benützt Worte wie "Genug mit der Besatzung". Wer, selbst unter den Linken, benutzt denn eigentlich überhaupt noch solche Begriffe?"

hagalil.com 11-06-03

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved