Medienspektakel wegen Den Haag:
Gerade weil alle gegen uns sind
Von Ofer Shelach, Jedioth Achronoth, 26.02.2004
Vor drei Wochen konnte man kaum jemanden finden,
der auch nur einen Funken Interesse für die Beratungen des
Internationalen Gerichtshofs in Haag in Sachen Trennzaun an den Tag
legte. Das professionelle Team, das sich auf die Verhandlungen
vorbereitete, war fast völlig anonym, nicht, weil es um Geheimhaltung
ging, sondern weil einfach niemand danach fragte. Der Beschluss, nicht
vor dem Gericht zu erscheinen, wurde achselzuckend hingenommen.
Aber welch ein Wunder: kaum wurden die Beratungen
eröffnet, und schon schien es, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der
Welt. Live Übertragungen aus Haag, Sonderkorrespondenten, detaillierte
Zitate aus der Rede des PLO-Vertreters in der UNO und unendliche
Beschreibungen der Demonstrationen, die Israelis und Juden vor dem
Gerichtsgebäude abhielten. Manchmal entstand der Eindruck, als handle es
sich um ein Ereignis von der Größenordnung der Camp David Konferenz. Am
nächsten Tag war alles wieder verschwunden. Der zweite Verhandlungstag,
einschließlich der wichtigen Reden der Vertreter diverser Staaten, stand
schon wieder ganz weit hinten auf der Tagesordnung.
Wie wurde dieser Pseudo-Prozess einer Instanz, die nur
wenige Israelis wirklich kennen, der vom Staat gar nicht anerkannt wurde
und den Israel sowieso verlieren wird, zu einer derart heißen
Schlagzeile? …Weil bei dieser eigentlich gar nicht so wichtigen
Veranstaltung wieder einmal die ganze Welt gegen uns war.
Dieses Gefühl, die gesamte Welt sei feindselig und
antisemitisch und hasse uns, dieses Gefühl ist das Rückgrat dessen, was
die israelische Führung unsere "Standhaftigkeit" nennt. Das Gefühl, dass
alle Schurken dieser Welt, von Kuba bis Indonesien, eigens
zusammentreffen, um die Taten Israels zu verurteilen, stärkt dieses
ursprüngliche Erlebnis, dass wir ganz alleine dastehen, und deshalb im
Recht sind.
Es ist ganz egal, dass der Zaun ein Thema für legitime
Diskussionen ist. Es ist ganz egal, dass der Prozess seines Baus voller
Fehler und Pannen ist, deren Höhepunkt erreicht wurde, als ein Teil von
ihm ausgerechnet am Tag der Eröffnung der Verhandlungen in Haag
abgerissen wurde. Von dem Moment an, an dem das Gericht der UNO sich
gegen den Zaun stellt, hört bei uns die Diskussion auf. Wir alle sind
Chaim Herzog, der den UN-Beschluss verurteilt, Zionismus sei Rassismus.
Wir alle sind Ben-Gurion, der sagt, unser Schicksal sei nicht davon
abhängig, was die Goim sagen, sondern was wir, die Juden, tun. Wir gegen
die Welt- und wie wichtig ist es für uns, dass die ganze Welt gegen uns
ist.
hagalil.com
27-02-2004 |