Etatplan angenommen:
Israelische Regierung auf sozialen Abwegen
Nach einem 13-stündigen Beratungsgespräch nahm das Kabinett
von Premierminister Ariel Scharon gestern die Vorschläge für den Haushaltsplan
2003 an. Mit 14 zu 12 Stimmen wurde damit die Kürzung von 8,7 Billionen NIS
angenommen. Scharon kommentierte die Abstimmung mit den Worten, die Regierung
habe die größtmögliche nationale Verantwortung in einer schwierigen Stunde des
Staates gezeigt.
Gegen den Plan stimmten die sieben Arbeitspartei-Minister
sowie die fünf Minister der ultraorthodoxen ShaS-Partei. Finanzminister Shalom
betonte auf der anschließenden Pressekonferenz, daß gegenüber dem ursprünglichen
Plan fast keine Änderungen vorgenommen wurden. Empfindliche Kürzungen im
Sozialbereich gehörten tatsächlich von Beginn an zur neuen Finanzierung. Neue
Einsparungen wurden beispielsweise im Bereich des Umweltministeriums
hinzugefügt, das nun 45 Millionen NIS weniger für das Recycling Budget erhält.
Die israelische Regierung versäumt es genau wie ihre
zahlreichen Vorgänger, Probleme der Sozial- und Umweltpolitik anzugehen. Im
Gegenteil werden die sozialen Ungerechtigkeiten durch die Kürzungen weiter
verschärft. Nach Angaben des National Insurance Institute werden 108,500
Empfänger monatlicher Zahlungen durch die Kürzungen beeinträchtigt. Am meisten
werden alleinerziehende Eltern, Neueinwanderer und Frauen, die ihre Witwenrente
vom National Insurance Institute erhalten, zu leiden haben, obwohl gerade sie zu
Niedrigverdienern zählen.
Auch das Arbeitslosengeld wird im neuen Etat gekürzt, und das
obwohl gerade die Probleme am Arbeitsmarkt besonders dringlich sind. Pläne zur
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wurden nicht umgesetzt, stattdessen werden nun
einseitig die Bedingungen für Arbeitslose erschwert ohne gleichzeitig neue
Initiativen, die den Arbeitsmarkt ankurbeln könnten, zu schaffen.
Für den Wähler bleibt allerdings noch nicht einmal die
Hoffnung, dass eine andere Regierung ihre Arbeit besser machen könnte. Auch die
Arbeitspartei hat bisher keine vernünftigen Gegenvorschläge auf den Tisch
bringen können.
aue /
hagalil.com
31-07-02 |