..."Der - inzwischen ermordete - Premierminister Rabin hatte
seinerzeit entschieden, dass er Arafat als Partner wollte. Das war eine
strategische Entscheidung für den Frieden. Eine sehr harte Entscheidung. Rabin
hatte die Formel: 'Wir müssen verhandeln, als ob es keinen Terrorismus gäbe,
und wir müssen den Terrorismus bekämpfen, als ob es keine Friedensverhandlungen
gäbe'. In anderen Worten: 'Terroristen dürfen kein Veto über die
Verhandlungen erhalten'.
Jetzt ist das anders: Jeder kann jederzeit den ganzen Friedensprozess zum
Entgleisen bringen"...
Madeleine Albright in einem Interview der NZZ am Sonntag, ersch. am 26. Oktober
2003, anläßlich des Erscheinens der Autobiografie "Madeleine
Albright, Madam Secretary".
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Israels Generäle in der Politik:
Itzhak Rabin
ARTE TV am
Mittwoch, 05. November 2003, um 20.45 Uhr
Falken und Tauben: Yitzhak Rabin
Mit seiner Unverhältnismäßigkeit im Vorgehen gegen
Palästinenseraufstände und seiner Nachgiebigkeit gegenüber israelischen
Fundamentalisten untergräbt Yitzhak Rabin die eigenen Bemühungen um den
Friedensprozess. Dennoch lässt er sich durch Terror nicht beirren und schafft
die ersten entscheidenden Schritte auf dem Weg hin zu einer friedlichen Lösung
des Nahost-Konflikts.
Herkunft
Yitzhak Rabin wird als Sohn russisch-jüdischer Emigranten am 1.
März 1922 in Jerusalem geboren. Sowohl der Vater, Nehemiah Robichov, der als
Rekrut der jüdischen Legion unter dem Namen Rabin im Ersten Weltkrieg nach
Palästina kam, als auch die Mutter Rosa Cohen standen als nicht religiöse Juden
dem Sozialismus nahe. Seine schulische Laufbahn beendet Rabin 1940 mit
Auszeichnung am landwirtschaftlichen Kadouri-Seminar.
Militärische Laufbahn
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges tritt er der für den
Untergrundkampf zuständigen Elitetruppe Haganah bei. 1941 nimmt er am britischen
Einmarsch in Syrien teil, wird jedoch 1946 von den Briten sechs Monate lang
inhaftiert, da er als führendes Mitglied der Haganah auch gegen britische
Truppen kämpft.
Während des
ersten arabisch-israelischen Krieges ist Rabin entscheidend an den
Kämpfen um Jerusalem beteiligt. 1948 heiratet er die in Königsberg geborenen
Lehrerin Lea Rabin. Das Paar hat zwei Kinder, Sohn Yuval und Tochter Dalia.
Nach dem Besuch der Generalstabsschule in England übernimmt Yitzhak Rabin 1953
den Posten als Ausbildungsleiter der israelischen Armee und hat von 1956 bis
1959 das Kommando an der syrischen Grenze inne. Als stellvertretender und ab
1964 Generalstabschef wird Rabin durch den überlegenen israelischen Sieg im
Sechstagekrieg von 1967 zum Nationalhelden.
Vom Diplomaten zum Regierungschef
Rabin wechselt nach 26 Jahren in Uniform in den diplomatischen
Dienst und ist von 1968 bis 1973 Vertreter Israels in Washington. Nach seiner
Rückkehr wird er 1973 Arbeitsminister im Kabinett Golda Meir.
Nach deren Rücktritt im April 1974 bildet Yitzhak Rabin die neue Regierung. Er
verfolgt eine distanziert-umsichtige Politik, deutet die Bereitschaft zu
territorialen Zugeständnissen an, scheitert jedoch an Rivalitäten in seiner
Partei. Unruhen in den besetzten Gebieten, eine wirtschaftliche Krise und
Korruptionsaffären in seiner Partei schwächen Rabins Position.
Nach dem Koalitionsbruch tritt Rabin 1976 zurück und setzt sich bei den
Neuwahlen knapp gegen Shimon Peres durch. Sein Amt muss er allerdings im April
1977 wegen eines Devisenvergehens seiner Frau an seinen Rivalen abgeben.
Die politische Kehrtwende
Erst im Juli
1984
kehrt Rabin als Verteidigungsminister auf die politische Bühne zurück. Er
bewirkt den Rückzug aus dem südlichen Libanon, erntet jedoch im Ausland scharfe
Kritik für das harte Vorgehen gegen den Palästinenseraufstand.
Ende der 80er
Jahre wird Rabin mehr und mehr zum Befürworter von Friedenskontakten zwischen
Israel und den arabischen Nachbarn, indem er einen persönlichen Friedensplan
vorlegt und zu einem Gespräch mit Präsident Mubarak zusammentrifft.
Nach den Wahlen im
Februar
1992 löst Rabin Shamir als Regierungschef ab. Sein bisheriger
parteiinterner Rivale, Shim'on Peres, Peres wird Außenminister. Rabin ruft die
Bevölkerung zur Friedensbereitschaft auf, reagiert jedoch auf Störungen durch
Fundamentalisten mit unverhältnismäßigen Maßnahmen wie der Abriegelung des
Gaza-Streifens.
Erfolge der Friedensbemühungen
Die Bereitschaft der israelischen Führung, erstmals mit
Vertretern der PLO zu verhandeln, führt zu zwei historischen Ereignissen: Der
Unterzeichnung des
Gaza-Jericho-Grundlagenabkommens zwischen PLO-Chef Yassir Arafat und
Yitzhak Rabin im September 1993 und des
Autonomie-Abkommens für das Westjordanland zwei Jahre später.
Im Oktober 1994 erhält Rabin, gemeinsam mit Peres und Arafat, den
Friedensnobelpreis für die Beendigung eines Jahrhundertkonflikts. Der
Friedensprozess wird jedoch immer wieder von Rabins unentschlossenem Verhalten
gegenüber jüdischen Fundamentalisten unterminiert. Sein Friedenskurs erfährt in
der kriegsmüden israelischen Bevölkerung breite Zustimmung, macht ihn jedoch im
rechtsradikalen Lager zum Feind.
Am 4.
November 1995 wird Yitzhak Rabin nach einer Friedensdemonstration in Tel
Aviv von einem rechtsextremistischen jüdischen Studenten erschossen. Unter den
Trauergästen sind zahlreiche arabische Staatsmänner, was als gutes Omen für den
Fortgang des Friedensprozesses gewertet wird.
[Jizhak
Rabin] [Jizhak-Rabin-Platz,
Tel Aviv 2003]
hagalil.com
05-11-2003 |