Zu den Aktionen im Südlibanon:
Eine vorsichtige Reaktion
Auszüge aus einer Analyse von Ze'ev Schiff,
Ha’aretz, 21.01.2004
Übersetzung Daniela Marcus
Gestern führte die israelische
Verteidigungsarmee (IDF) einen vorsichtigen, begrenzten Schlag gegen
die Hisbollah aus. Dieser geschah in Reaktion auf einen am Montag
durchgeführten Angriff der Organisation, bei dem ein Bulldozer der
Armee durch eine Antipanzerrakete getroffen und ein Soldat getötet
und ein weiterer verletzt worden waren.
Die Reaktion der IDF, ein Luftangriff auf zwei
Ziele nahe der israelisch-libanesischen Grenze, zielte mit der
Absicht, keine Menschenleben zu fordern, allein auf die Ausrüstung
der Hisbollah. Es war klar, dass die IDF alles in ihrer Macht
stehende tat, um jede Eskalation an der Nordgrenze zu verhindern,
obwohl es eine breite Übereinstimmung darüber gibt, dass die
Hisbollah einen Hinterhalt für die Techniktruppe der Armee gelegt
hatte. Diese war aufgrund ihrer Verteidigungsaufgabe damit
beschäftigt, Minenfelder bei Zarit zu räumen.
In Diskussionen vor der Operation wurde die
langsame Reaktion auf den Hisbollahangriff auf den Bulldozer
kritisiert. Die Forderung war, dass die Armee gleich am Ort des
Geschehens auf den Angriff hätte reagieren sollen. Die Soldaten
waren von dem Hinterhalt überrascht worden, und es war ihnen nicht
einmal möglich den Ort, von dem die Rakete abgeschossen worden war,
zu lokalisieren. Sie reagierten auch nicht auf die
Hisbollah-Mitglieder, die den Angriff auf den Bulldozer mit einer
Videokamera aus relativ kurzer Entfernung dokumentierten.
Die Minen waren vor etwa zwei Wochen auf
israelischem Gebiet gelegt worden – eine Tatsache, die von
UNIFIL-Soldaten (United Nations Interim Force in Lebanon), die den
Ort besichtigt hatten, bestätigt worden war. UNIFIL sah sich selbst
nicht verantwortlich dafür, die Bomben und Minen zu räumen, vor
allem deshalb nicht, weil sie auf israelischem Gebiet verlegt worden
waren. (...)
Verteidigungsminister Shaul Mofas sagte, dass die
Hisbollah bereits vor dem eigentlichen Angriff zwei andere
Angriffshandlungen vorgenommen hatte: zum einen, als sie die Bomben
auf israelischem Gebiet verlegte, und zum anderen, als sie den
Hinterhalt vorbereitete und dabei auch Photographen einbezog, die
den Angriff dokumentieren sollten. Dagegen hätte die Technikertruppe
der IDF (mit dem Räumen des Minenfeldes) Verteidigungshandlungen
vorgenommen.
Wird die gestrige vorsichtige Reaktion Israels das
Verhalten der Hisbollah ändern? Die Hisbollah hielt sich mit ihrer
verbalen Antwort auf die Reaktion Israels zurück. Doch wenn man
aufgrund vergangener Geschehnisse urteilt, ist der gestrige Vorfall
Teil eines sich wiederholenden Musters. Seit sich die IDF aus dem
Libanon zurückgezogen hat (Anmerkung: das war im Frühjahr 2000),
wurden zehn Soldaten und sechs Zivilisten durch Hisbollahangriffe
entlang der Grenze getötet. Zusätzlich gab es unter Soldaten und
Zivilisten insgesamt 64 Verletzte durch diese Angriffe. Und es
wurden drei Soldaten (Adi Avitan, Benny Avraham und Omar Suwad) von
der Hisbollah entführt. Der zahlenmäßige Umfang der Opfer ist somit
ähnlich dem, was Israel in den ersten Jahren nach dem Libanonkrieg
erlitten hat, als die IDF noch im Südlibanon stationiert war. In den
meisten Fällen war die Reaktion der IDF auf solche Angriffe sehr
zurückhaltend.
Im Verlauf der Zeit hat die Hisbollah ein breites
Netzwerk an Raketenabschussrampen im Libanon aufgebaut, und zwar mit
Hilfe Syriens und des Iran. Die Raketen haben eine bedeutende
Reichweite und es scheint, die Hisbollah ist der Meinung, sie
stellten eine wirkliche Abschreckung für Israel dar. Deshalb ist es
schwer zu glauben, dass der gestrige Luftangriff auf zwei
Ausrüstungslager die Hisbollah dazu bringen wird, ihr Verhalten zu
ändern. (...)
hagalil.com
21-01-2004 |