hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!

Wehrdienstverweigerung:
Elite-Kämpfer mit Gewissensbissen

Zur großen Empörung israelischer Politiker verweigern Mitglieder einer Spezialeinheit den Dienst in Palästinenser-Gebieten

Von Thorsten Schmitz

Drei Jahre nach Beginn der Intifada rumort es in der israelischen Armee gewaltig. In einer beispiellosen Serie haben Soldaten, Offiziere, Piloten und jetzt Mitglieder einer Elite-Einheit einen Einsatz in den Palästinensergebieten oder gezielte Tötungen von mutmaßlichen Terroristen abgelehnt. Die jüngste Rebellion geht von 13 Reservisten der angesehensten Armee-Einheit Sajeret Matkal aus.

In einem Brief an ihre Vorgesetzten, Generalstabschef Mosche Jaalon und Premier Ariel Scharon, schreiben die Soldaten: "Wir können nicht mehr beiseite stehen. Heute sagen wir: Wir werden nicht helfen, Millionen von Palästinensern die Menschenrechte vorzuenthalten. Wir werden nicht Schutzwall für die Siedlungskampagne sein."

Die öffentliche Meuterei hat im politischen Establishment einen Proteststurm ausgelöst. Die Befehlsverweigerung gegen Militäroperationen in zivilen Zentren der besetzten Gebiete konfrontiert Israels Gesellschaft mit der gerne verdrängten Besatzungsrealität – und mit der Frage, ob es sich der jüdische Staat weiterhin leisten kann, über ein anderes Volk zu herrschen. Mitglieder rechts-religiöser Regierungsparteien verlangten die Einleitung von Strafverfahren, Generalstabschef Jaalon forderte eine Rücknahme des Briefs. Aber auch Politiker der Arbeitspartei verdammten die rebellischen Elite-Soldaten und erklärten, politische Äußerungen zersetzten die Armee. Bisher galt Kritik an der und aus der israelischen Armee als Tabu.

Die Israeli Defense Forces (IDF), siegreich in allen Kriegen gegen arabische Staaten, sind der ganze Stolz des jüdischen Staates. Die Armee, die Frauen und Männer gleichermaßen nach der Schule zum Dienst an der Waffe für mindestens zwei und drei Jahre verpflichtet, sicherte stets die Existenz Israels. Seit Beginn der zweiten Intifada indes wird immer öfter die Frage gestellt, ob die Verteidigungsarmee womöglich als Besatzungsarmee missbraucht werde. Vor zwei Jahren verweigerten Dutzende Soldaten den Dienst im Westjordanland und Gaza-Streifen in einem "Offenen Brief der Kämpfer", inzwischen sind es 570. Sie werden in den meisten Fällen angeklagt und kommen für maximal einen Monat ins Gefängnis.

Im September schlossen sich 27 Reserve-Piloten der Luftwaffe an. Sie weigerten sich, Bomben auf zivile Ziele in den Palästinensergebieten abzuwerfen, sagten sie zur Begründung. Der Protest kam nach der Liquidierung eines Hamas-Führers im Gaza-Streifen. Beim Abwurf der 1000-Kilo-Bombe starben 16 Zivilisten, darunter neun Kinder und Jugendliche. Der verantwortliche Kommandeur Dan Chalutz erklärte anschließend: "Ich schlafe weiterhin ganz ruhig." Die bis dahin strikt staatstreuen Luftwaffenpiloten wollten "der Welt zeigen, dass Scharon nicht ganz Israel vertritt". Der Preis, den sie dafür zahlten, war hoch: Sie wurden vom Armeedienst suspendiert. Einige der Piloten, die bei der israelischen Fluggesellschaft El Al arbeiten, wurden wegen ihres schlechten Gewissens von Passagieren beschimpft.

Dass sich nun die 13 Elite-Soldaten anschließen, hat sich Generalstabschef Jaalon selbst zuzuschreiben. Vor wenigen Wochen kritisierte er Scharons Politik der militärischen Vergeltungsmaßnahmen und sagte, Israel dürfe nicht ein ganzes Volk in Kollektivhaft nehmen. Es müsse den Palästinensern auch Hoffnung geben. Die neue Befehlsverweigerung setzt Scharon unter Druck. Sie offenbart den großen Unmut darüber, dass der israelische Regierungschef seinen Worten von der Notwendigkeit eines Palästinenserstaates entgegengesetzte Taten folgen lässt. Siedlungen werden ausgebaut, neue Außenposten entstehen. So "verlieren wir unsere Zukunft", formulierte es einer der Luftwaffenpiloten.

Ansichten aus Israel

hagalil.com 23-12-03

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved