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Identifizierung der Terroropfer:
In Abu Kabir warten Familien
auf das Schlimmste
 
Boaz Aluf
Shani Avi-Zedek
Leah Baruch
Mendel Bereson
Rafael Berger
Michal Biazi
Tatiana Braslavsky
Galila Bugala
Raisa Dikstein
Moshe Gottlieb
Baruch Gruani
Orit Hayla
Helena Ivan
Iman Kabha
Gila Nekev
Shiri Nagari
Liat Yagen
Rahamim Zidkiyahu

Von Chaim Shadmi, Haaretz, 19.06.2002

Als er gestern im Institut für Gerichtsmedizin in Abu Kabir zu Reportern sprach, legte Institutsdirektor Professor Yehuda Hiss einen Fragebogen vor. Es war der routinemäßige Fragebogen, den Hiss und sein Personal seit Beginn der Intifada hunderte von Malen ausgefüllt haben. Er dient der Überprüfung von persönlichen Merkmalen und ist Teil des Identifizierungsprozesses von Toten, die nach Terroranschlägen in das Institut gebracht werden.

"Boas Aluf" steht auf dem Fragebogen im Feld neben den Worten "Name der vermissten Person". Schließlich wird die vermisste Person zu einem Todesfall und bekommt einen Namen und ein Leben. Boas Aluf war 54 Jahre alt und hatte fünf Kinder. Er war mit Gila verheiratet, einer Physiotherapeutin, die bei der Krankenkasse Le’umit in Jerusalem angestellt ist. Er selbst hatte in einer Zweigstelle der Bank Tefachot in Jerusalem gearbeitet. Es gibt 18 weitere Geschichten wie seine. Alle beginnen in Abu Kabir als vermisste Personen bis sie definitiv identifiziert sind.

"Definitiv" ist das Schlüsselwort in Abu Kabir. Bis die Identifikation definitiv geschehen ist, gibt es Hoffnung. Beweis dafür sind Dutzende von Familienangehörigen, Bekannten und Freunden, die draußen im mit Piniennadeln bedeckten Hof warten. Sofort nach Ankunft einer Leiche wird das Formular ausgefüllt. Erkennungszeichen, Details, besondere Merkmale – ein Muttermal, eine Narbe, alles. Und immer wird Blut für genetische Tests abgenommen. Wie lange dauert das Warten? Minuten? Stunden? Manche müssen geduldig bis zum nächsten oder übernächsten Tag auf den Abschluss des Identifizierungsprozesses warten. Also warten sie.

Verschiedene Gruppen, jede zu einer anderen vermissten Person gehörend, sitzen auf den Plastikstühlen, die in einem Kreis aufgestellt sind. Mitarbeiter des Instituts bringen ihnen Erfrischungen, Sozialarbeiter kümmern sich um sie und hören ihnen zu. Von Zeit zu Zeit kann man ein leises Weinen hören, manchmal auch einen Schrei. Doch die meiste Zeit über herrscht Ruhe.

Ein weiteres Taxi kommt aus Jerusalem und vier Menschen, begleitet von einem Sozialarbeiter, steigen aus. "Es herrscht Ruhe, weil die Menschen die Nachrichten noch nicht in sich aufgenommen haben. Und es gibt noch Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht das ist, was man vermutet. Man leugnet es", sagt Billy Tinsky, ein Sozialarbeiter und Psychotherapeut, der eine besondere Ausbildung für den Umgang mit trauernden Familien absolviert hat. Vor eineinhalb Monaten wurde er vom Gesundheitsministerium eingestellt. Die Mitarbeiter des Instituts zeigten Anzeichen der Verzweiflung aufgrund der von den Terroranschlägen herrührenden hohen Anzahl von Leichen. Tinsky soll ihnen helfen, mit dem Leid, das sie sehen, umzugehen.

Tinskys Arbeitsplan sieht vor, dass er jeden Sonntag und zusätzlich bei einem Terroranschlag ins Institut kommt. Sonntags spricht Tinsky mit dem Personal und hört dessen Problemen zu. An Tagen, an denen ein Terroranschlag stattgefunden hat, beobachtet er den Verlauf vom Rande aus. "Es ist wichtig, wie man den Familien die Nachricht überbringt. Hiss besteht darauf, dass er sich mit jeder Familie einzeln in seinem Büro trifft, um dort mit ihr zu reden. So will er ihr seinen Respekt zeigen. Dies sind die Momente, in denen für die Familie die ganze Welt stillsteht. Manchmal vergessen sie den Tag vor und nach dem Tag der Übermittlung der schrecklichen Nachricht. Doch sie werden sich immer an den Moment erinnern, in dem sie die Nachricht erhalten. Deshalb ist es so wichtig, wie man ihnen die Nachricht überbringt", sagt Tinsky.

haGalil onLine 19-06-2002

 

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