Die saudische Tageszeitung
al-Watan berichtete kürzlich über die Veröffentlichung einer Empfehlung
der al-Azhar Universität, auf Beschreibungen der Juden als ‚Affen und
Schweine' zu verzichten. Sowohl im Koran als auch in verschiedenen
Hadithen finden sich entsprechende Beschreibungen der Juden, die von
Gott für ihr Verhalten bestraft worden seien und sich in Schweine und
Affen verwandelten. In seinem Bericht aus Kairo gibt Hazem Abduh
zahlreiche Argumente von Gelehrten wider, die sich mit diesen
Beschreibungen auseinander setzen.
Als Anlass dieser Empfehlung
wird ein Memorandum der ägyptischen Botschaft in den USA erwähnt, in dem
die öffentliche Verärgerung in den USA über entsprechende Äußerungen
islamischer Prediger und Gelehrter beschrieben wird. MEMRI
veröffentlichte Ende letzten Jahres eine Dokumentation zu diesem Motiv
islamischer Auseinandersetzungen mit dem Judentum, die unter
www.memri.de erhältlich ist.
Der Artikel Abduhs erschien am
14. März 2003:
"Eine heftige Diskussion ist unter den religiösen Gelehrten der al-Azhar
Universität ausgebrochen. Anlass ist die Empfehlung der zur al-Azhar
gehörigen Akademie für islamische Studien [Islamic Research Academy],
die die Bezeichnung der heute lebenden Juden als Affen und Schweine
untersagt. Diese Empfehlung erfolgte als Reaktion auf ein Schreiben des
ägyptischen Außenministerium an al-Azhar, das auf ein Memorandum der
ägyptischen Botschaft in der amerikanischen Hauptstadt Washington
hinwies. Obwohl Scheich Muhammad al-Rawi, Mitglied der
Forschungsakademie, bestritt, von dieser Empfehlung Kenntnis zu haben,
kritisierte er das Gerede über eine derartige Frage, die vom Koran
bereits entschieden sei, heftig. In einem Exklusivinterview mit al-Watan
erklärte er, ‚der Schöpfer der Juden [selbst] hat sie als Affen und
Schweine beschrieben. Der Wahrheit muss sich der Mensch unterwerfen. Was
die Juden allerdings derzeit tun, ist noch niederträchtiger als das
Verhalten von Affen und Schweinen. Wenn die Juden gegen Gottes
Beschreibung [sie seien Affen und Schweine] protestieren, dann ist es an
ihnen, das Gegenteil zu beweisen. Wie kann man von uns verlangen, dass
wir eine Beschreibung der Juden, die im Koran vorkommt, aufheben? Einige
Rabbiner meinen, Gott bereue die Schöpfung Ismaels, aus dessen
Nachkommenschaft unser Prophet Muhammad - Gott segne ihn und schenke ihm
Heil - stammte.'
Dagegen erklärte Jamal al-Din Mahmud, ebenfalls Mitglied der Akademie,
dass er - einer Bitte des Sekretariats der Akademie folgend - die
Empfehlung ausgearbeitet und dem Rat der Akademie vorgelegt habe, ohne
dass er von dem Memorandum des ägyptischen Außenministeriums bzw. der
Botschaft in Washington gewusst habe. Er sagte: ‚Ich bin jedoch der
Ansicht, dass es besser ist, derartige Beschreibungen und Beleidigungen
zu unterlassen, denn als Araber litten und leiden wir unter den
Beschreibungen durch Juden, dass wir Schlangen und Schaben seien.'
Mahmud wies darauf hin, dass der Ausschuss die Empfehlung ausgearbeitet
habe, ohne irgendeinem Druck ausgesetzt gewesen zu sein. Der Ausschuss
sei ein wissenschaftlicher Ausschuss, auf den niemand Zwang ausüben
könne. Allerdings fürchten Manche, diese Freiheit könne sich auch auf
die Verse des Koran erstrecken, doch Mahmud erklärte, dies würde
keinesfalls geschehen und niemand würde dies zulassen. Der Leiter und
Präsident der Abteilung für islamische Studien und Anglistik an der
al-Azhar Universität, Muhammad Abu Laila, hob hervor, die Beschreibung
[der Juden] als Abkommen von Affen und Schweinen stelle im Koran keinen
Angriff oder eine Verachtung der Juden dar. Der Koran bezeichnet sie als
‚Gemeinde Moses', an einer anderen Stelle als ‚Leute der Thora' und an
einer weiteren als ‚Leute des Buches' (1). Gott - erhaben sei er -
sprach von ihnen in den Suren al-Baqara und al-A'raf im Zusammenhang mit
dem universellen göttlichen Vorgehen, die Gesetzesbrecher zu bestrafen.
In dem Vers werden die Taten von einigen Vorfahren der Juden erwähnt,
die die Vorschrift des Sabbats brachen und die Unverletzlichkeit des
Sabbats übertraten. Gott sagt: ‚Und [damals] als wie eure Verpflichtung
entgegennahmen und den Berg [Sinai] über euch emporhoben [indem wie euch
auforderten:] ,Haltet fest [in eurem Besitz], was wir euch [als
Offenbarungsschrift] gegeben haben, und gedenket dessen, was es
enthält!' Vielleicht würdet ihr gottesfürchtig sein. [Aber] dann,
nachdem dies geschehen war, wandtet ihr euch ab. Und wenn nicht Gott
seine Huld und Barmherzigkeit über euch hätte walten lassen, würdet ihr
[schon längst] zu denen gehören, die den Schaden haben. Ihr wisst doch
Bescheid über diejenigen von euch, die sich hinsichtlich des Sabbats
einer Übertretung schuldig machten, worauf wir zu ihnen sagten: ,Werdet
zu abscheulichen [?] Affen!' Und wir machten es zu einem warnenden
Exempel für die Mit- und die Nachwelt [?] und zu einer Ermahnung für die
Gottesfürchtigen." [Sure 2: 63-66] (2) Gott erinnerte die Juden an ihre
Verpflichtung zum Handeln im Sinne der Thora und an das Wunder des
Berges, den er über sie emporhob, damit es ihnen schien, als ob er sie
beschütze. Dieser Berg war der Berg Tur [Sinai] in der Wüste Sinai.
Gleichzeitig erklärt Gott, dass er den Juden seine Huld und
Barmherzigkeit gewährte und ihnen verzöge. Schließlich wies er sie auf
[die Taten] einiger ihrer Vorfahren hin, die sich gegen Gott aufgelehnt
und seine Gesetze übertreten hatten. Durch Fischjagd hatten sie sich am
Sabbat vergangen, der der Tag ist, an dem - gemäß der Thora - die Arbeit
ruhen muss. Gott spricht in der Sure al-A'raf: ‚Und frag sie [d.h. die
Kinder Israels bzw. die Juden] nach der Stadt, die am Meer [oder: Fluss]
lag, [wie es denn damals zuging] als sie [d.h. die Bewohner der Stadt]
[unser Gebot] hinsichtlich des Sabbats übertraten! [Damals] als ihre
Fische am Tag, an dem sie Sabbat hatten, zu ihnen nach oben geschwommen
[?] kamen, jedoch dann, wenn sie nicht Sabbat feierten, [überhaupt]
nicht kamen. So prüften [w. prüfen] wir sie [zur Vergeltung] dafür, dass
sie gefrevelt hatten.' [Sure 7: 163]
Die Rede ist hier von einigen Weisen der Provinzstadt, einer wichtigen
Stadt am Meer. Um die Tiefe ihres Glaubens und ihren Gehorsam zu
erkennen, ließ Gott ihnen die Fische am Sabbat, an dem die Jagd verboten
ist, nahe kommen. Die Fische zeigten sich ihnen auf der Wasseroberfläche
nahe des Ufers als fette, reine Erscheinung. Es war leicht, die Fische
zu fangen, während sie die Fische doch an anderen Tagen als dem Sabbat
nicht zu Gesicht bekamen. Es war also eine göttliche Prüfung, denn Gott
verurteilte von seinen Gläubigen, wen er wollte, Juden oder Nicht-Juden.
Die Meisten der Koranexegeten sind der Ansicht, dass diese Strafe keine
wirkliche Verwandlung der Juden in Affen bedeutete, auch wenn einige
Exegeten dies annehmen, sondern dass sie nach der Sünde gegen Gott wie
Affen handelten. Nur eine Gruppe der Juden nahm Eigenschaften und ein
Verhalten an, das jenem von Affen ähnelte, nicht aber alle Juden. Den
Koranversen der Sure al-A'raf zufolge gab es unter den jüdischen
Dorfbewohnern auch solche, die ihr Volk vor der Sünde warnten und sie
ermahnten, und es wird erwähnt, dass Ibn Abbas weinte, als er die Verse
über das Schicksal jener Juden las. Und Gott handelte gerecht gegen die
Gottesfürchtigen unter den Juden, indem er sagte: ‚Und [damals] als eine
Gemeinschaft von ihnen sagte: ,Warum ermahnt ihr [überhaupt] Leute, die
Gott [nach eurer Behauptung unweigerlich] zugrunde gehen lassen oder
[schwer] bestrafen wird?' Sie [d.h. diejenigen, die die Ermahnungen
aussprachen] sagten: ,[Wir tun das] um vor eurem Herrn [damit]
entschuldigt zu sein [dass wir unseren Sendungsauftrag erfüllt haben].
Und vielleicht würden sie [schließlich doch noch] gottesfürchtig sein.''
[Sure 7:164] Abu Laila ergänzt: "Ich danke dem ägyptischen
Außenministerium für diese Arbeit, die wir benötigen, um die Herzen zu
vereinigen und die Völker zusammen zu führen. Aber ich hoffe zugleich,
dass das amerikanische und israelische Außenministerium das Gleiche tun,
denn [auch] die Muslime sind einem bösartigem Angriff ausgesetzt. Wir
müssen das Klima verbessern. Die Empfehlung der Forschungsakademie soll
ein leuchtender Anfang sein, den die anderen Nationen gegenüber den
Religionsgemeinschaften nachahmen." [...]
Die zur al-Azhar Universität gehörende Akademie für islamische Studien
beschloss auf ihrer letzten Sitzung unter Leitung von Scheich Muhammad
Sayyid Tantawi eine Empfehlung, nach der die zeitgenössischen Juden
nicht als Affen und Schweine zu bezeichnen seien. Es sei besser, diese
Gruppe von Menschen nicht wegen einiger ihrer Vorfahren, die im heiligen
Koran als in Affen und Schweine verwandelte Menschen beschrieben werden,
zu beleidigen.
Der Ausschuss der Akademie diskutierte dieses Thema, nachdem die
Forschungsakademie ein Schreiben vom ägyptischen Außenamt anlässlich
eines Memorandums der [ägyptischen] Botschaft in Washington erhalten
hatte. Das Memorandum informierte darüber, dass sich in der
amerikanischen Gesellschaft eine allgemeine Verärgerung über religiöse
Interpretationen von Predigern und religiösen Gelehrten feststellen
lasse, in denen die Juden als Affen und Schweine bezeichnet werden. Der
Ausschuss legte eine Erklärung zu diesem Thema vor, die von Jamal ad-Din
Mahmud ausgearbeitet wurde. In ihr heißt es: ‚Es besteht kein Zweifel
daran, dass eine Gruppe von Menschen über ihre Beschreibung als Affen
und Schweine verärgert ist. Als Muslime ist es uns untersagt, jemanden
zu beleidigen oder sie so zu beschreiben, wie es im Koran im
Zusammenhang mit der Verwandlung von Ungläubigen und solchen, die sich -
wie die Juden - an den Propheten vergingen, geschrieben steht.
Es gibt viele Erklärungen von Koranexegeten, die sich damit beschäftigen.
Darunter sind jene, die sagen, dass die Verwandlung tatsächlich geschah,
d.h. dass sie zu Affen und Schweinen wurden und aus der Welt des
Menschen heraustraten. Andere sagen, die Verwandlung sei metaphorisch
gemeint, da Affen und Schweine einen schlechten Charakter hätten und
sich durch gemeines Verhalten auszeichneten. Es handele sich um eine
Veränderung ihrer Moral, um die Übernahme eines schlechten Charakters,
ohne dass sich ihre Körper physisch veränderten. Andere sagen, die
physische Verwandlung - so sie stattfand - habe nur einige Tage
angehalten, bevor die Menschen schließlich starben. Das Memorandum des
Folgeausschusses fügt hinzu, man müsse diese Verse richtig verstehen,
und das, was einer Gemeinschaft widerfuhr, sei tatsächlich geschehen,
müsse sich aber nicht notwendigerweise über die Generationen fortsetzen,
so dass man [die heutigen Menschen] entsprechend beschreiben könnte."