MEMRI Special Dispatch – 28. Mai 2002
„Warnung vor wachsendem Hass gegen Muslime in
Europa“ Die in London
erscheinende Tageszeitung al-Sharq al-Awsat veröffentlichte kürzlich
einen Kommentar, in dem auf die Gefahr eines zunehmenden Rassismus in
den europäischen Ländern hingewiesen wird. Der Autor des Textes, Imam
Muhammad Imam, fordert sowohl von den Einwanderungsgesellschaften als
auch von den Einwanderern Anstrengungen, um potentielle Konflikte nach
den Anschlägen vom 11. September zu vermeiden.
Der Artikel, der am 27. Mai 2002 erschien,
greift in eine Diskussion ein, die seit einigen Monaten mit
unterschiedlichen Schwerpunkten und Einschätzungen in verschiedenen
arabischen Zeitungen geführt wird, und bezieht sich unmittelbar auf
einen aktuellen Bericht des European Monitoring Centre on Racism and
Xenophobia (Wien):
„Ein Bericht der Europäischen Union warnt die europäischen Politiker und
Medien vor den Folgen des Phänomens einer zunehmenden Aggression
gegenüber Einwanderern und Asylbewerbern, besonders seit der Zunahme von
Hass und Feindseligkeit gegenüber Muslimen auf dem europäischen
Kontinent.
Dieser Bericht, den ich am vergangen Donnerstag erhalten habe, stellt eine
ausführliche Bestandsaufnahme des Phänomens der Islamphobie und
Ausländerfeindlichkeit - insbesondere gegenüber Einwanderern - in den 15
Staaten der Europäischen Union dar. Die Erstellung dieses Berichts fand
unter der Leitung des Wissenschaftlers Christopher Allen und des
Professors Jörgen Nielsen - Dozent für islamische Studien am Zentrum für
christlich-islamische Studien - in Wien, Österreich, statt. Die Studie
wurde vom Zentrum zur Beobachtung von Rassismus und Xenophobie, dass der
Europäischen Union untersteht, in Auftrag gegeben, um die Ausbreitung
des Phänomens der Islamphobie in den Staaten der EU nach den Ereignissen
des 11. Septembers in den Vereinigten Staaten zu beobachten.
Das europäische Zentrum hat sich zur Aufgabe gemacht, das Phänomen des
Rassismus und der Ausländerfeindlichkeit in 15 Staaten der EU
systematisch zu beobachten und periodische Berichte zu diesem Thema zu
veröffentlichen. In diesem Bericht bieten die Verfasser umfassende
Regionalanalysen zur Gewalt und Veränderungen, die im Verhalten der
Europäer gegenüber Muslimen und anderen ethnischen Minderheiten in
Europa als Konsequenz der Ereignisse des 11. Septembers auftraten.
Der Bericht stellte deutlich fest, dass sowohl islamische
Gesellschaftsgruppen als auch andere ethnische Gruppen nach den
Ereignissen des 11. September in Europa zum Ziel von gesteigerten
Feindseligkeiten und von Hass wurden. Diese Minderheiten, besonders die
muslimischen, sind Provokationen und Anfeindungen seitens der EU-Bürger
ausgesetzt, was für das Gefüge der europäischen multiethnischen
Gesellschaft eine Bedrohung darstellt.
Zur selben Zeit weist der Bericht darauf hin, dass es Bemühungen gibt,
diese Befürchtungen durch interreligiöse und interkulturelle Gespräche
für ein friedliches Zusammenleben zwischen den Gesellschaften zu
entkräften.
Der Bericht warnt die europäischen Regierungen auch vor der Gefahr, die
von einer Verbreitung des Phänomens der Islamphobie und der Feindschaft
gegenüber den Muslimen für das friedliche Zusammenleben in ihren
Gesellschaften ausgeht, zumal einige europäische Medien ein negatives
und stereotypes Bild des Islams und der Muslime vermitteln, in dem sie
nach dem 11. September Asylbewerber in Europa als Terroristen und Feinde
darstellten, vor denen gewarnt werden müsse.
Zweifellos macht der Bericht darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, sich
mit dem Phänomen der Islamphobie und der Ausländerfeindlichkeit
insbesondere gegenüber der islamischen Minderheit auseinanderzusetzen
und gemeinsam daran zu arbeiten, um gesellschaftlichen Konflikten in den
europäischen Gesellschaften vorzubeugen.
Meiner Meinung nach, darf sich diese Behandlung allerdings nicht nur auf
die europäischen Regierungen und die westlichen Medien beschränken.
Vielmehr sollten auch die Vertreter der islamischen Minderheiten in
Europa diesem Phänomen entgegentreten, indem sie auf den wirklichen
Islam verweisen und bekräftigen, dass er Radikalismus und Übermaß - auch
in der Religiösität - ablehnend gegenübersteht. Vielmehr lädt er durch
Verkündungsarbeit in diesen Ländern dazu ein, gemäß des Gotteswortes:
„Ruf [die Menschen] mit Weisheit und guter Ermahnung auf den Weg deines
Herrn und streite mit ihnen auf eine möglichst gute Art“ und dem
Ausspruch: „Und streitet mit den Leuten der Schrift nie anders als auf
eine möglichst gute Art“.
Wenn sich die Bemühungen in diese Richtung vernetzen und ergänzen, dann
könnten wir Missverständnisse über den Islam und die Muslime bei den
Menschen in den westlichen Ländern überwinden. Das Unbekannte ist dem
Menschen Feind. Nur so können wir uns den Herausforderungen des 11.
Septembers stellen und mit einem Dialog beginnen, um ein neues Klima zu
schaffen und dadurch das friedliche Zusammenleben in den menschlichen
Gesellschaften fördern.“
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haGalil onLine 28-05-2002 |