Zwischen Demokratie und Faschismus:
Die Wahl des Islam
Wenn Bin Laden gehofft hat, dass die
Ausstrahlung seiner Rede im Fernsehen Millionen Moslems dazu veranlassen
wird, in den historischen Jihad zu ziehen, hat er sich, zumindest
bisher, getäuscht. Von den 1,3 Milliarden Menschen, die sich als Moslems
bezeichnen, haben nach seinem Appell gerade mal 0,006% an spontanen
Demonstrationen zugunsten Bin Ladens teilgenommen.
Die geringfügige Anwort auf den Aufruf
Bin Ladens ist nicht überraschend. Der fanatische Islam, den er in den
islamischen Staaten einführen will, muss ihren Bürger nicht weniger
Angst machen als ihren Herrschern.
Man kann natürlich aus den ersten Tagen
des Kriegs, der nach Angaben der amerikanischen Stellen ein langer Krieg
sein wird, nicht auf die Zukunft schließen. In vielen islamischen
Staaten hat sich explosives Potential von wirtschaftlichen und sozialen
Frustrationen angesammelt.
Der Islam hat noch nicht zwischen
Demokratie und Faschismus entschieden. Deshalb ist eine kluge,
vorsichtige und entschlossene Führung dieses ungewöhnlichen Krieges von
größter Bedeutung. Die Geschichte hat eben erst begonnen. Die Prüfungen
stehen noch bevor.
Jedioth achronoth, 10.Oktober 2001
haGalil onLine
11-10-2001 |