Massive Rekrutierungsversuche:
Iran und Hisbollah versuchen Friedensprozess zu
stören
Artikel von Ze'ev Schiff, Ha'aretz, 05.12.2004
Übersetzung Daniela Marcus
Der Iran und die Hisbollah haben ihre
Bemühungen, in den palästinensischen Gebieten und in Israel zu
operieren, verstärkt, um dadurch eine mögliche Erneuerung des
diplomatischen Prozesses zwischen Israel und den Palästinensern zu
unterminieren und ein mögliches Waffenstillstandsabkommen nicht
stattfinden zu lassen.
Seit kurzem konzentrieren sich beide darauf, Dutzende von Personen
aus Westbankgruppen wie Tanzim und Gazagruppen wie Popular
Resistance Committee zu rekrutieren.
Israel hat 19 palästinensische Aktivisten verhaftet, die von der
iranischen Revolutionsgarde rekrutiert oder kontrolliert wurden.
Zusätzlich haben Sicherheitskräfte entdeckt, dass die Hisbollah
Waffen und andere militärische Ausrüstung durch Tunnels zwischen dem
Sinai und dem Gazastreifen schmuggeln.
Der israelische Geheimdienst beobachtet seit geraumer Zeit
Aktivitäten in den Palästinensergebieten und in Israel, die vom Iran
und seinem Bevollmächtigten, der Hisbollah, ausgehen. Der
Geheimdienst rechnet 21 Angriffe, bei denen 50 Israelis getötet und
216 verletzt wurden, dem Konto der Tanzim-Gruppe an, die vom Iran
kontrolliert wird.
In Folge des Todes von Palästinenserführer Jassir Arafat haben sich
die Aktivitäten des Iran und der Hisbollah verstärkt und man glaubt,
dass sowohl der Iran wie die Hisbollah Zellen in der nördlichen
Westbank und in Bethlehem infiltriert haben.
Gemäß Schätzungen des Geheimdienstes werden der Iran und die
Hisbollah ihre Bemühungen darauf konzentrieren, jede Möglichkeit auf
eine Erneuerung des Friedensprozesses zu unterminieren. Und wenn
eine Feuerpause zwischen Israel und den Palästinensern zustande
kommen sollte, werden sie versuchen, diese zu zerstören.
Berichte über die Möglichkeit von Erneuerungen der Verhandlungen
zwischen Syrien und Israel haben den Iran dahin geführt, eigene
diplomatische Initiativen in Damaskus vorzubereiten, um eine
Klarstellung von seinem gelegentlichen Verbündeten Syrien zu
bekommen.
Der Iran ist gegen Verhandlungen zwischen Israel und Syrien und
gegen die Möglichkeit, dass ein Zwischenabkommen den Rückzug der
Hisbollah aus dem südlichen Libanon zur Grenze Israels bedeuten
könnte.
Der Iran und die Hisbollah konzentrieren sich auch auf die Sammlung
von Geheimdienstinformationen. Unter der Ausrüstung, die von
Akteuren einer Gruppe konfisziert worden war, war ein
GPS-ausgestattetes Mobiltelefon, das fähig ist, mögliche Ziele zu
lokalisieren. Das Gerät war in Damaskus an Haldoun Ruhi Barghouti
aus der nördlichen Westbank-Stadt Kubar übergeben worden.
Hisbollah-Agenten haben mit teilweisem Erfolg an der Entwicklung
eines "Bomber-Drachens" gearbeitet, der fähig ist, mehrere Kilogramm
Sprengstoff zu transportieren. Damit war ein Angriff auf eine
israelische Siedlung im Gazastreifen geplant. Die Testreihe für den
Drachen wurde jedoch gestoppt, nachdem eine Anzahl der
Zellen-Mitglieder festgenommen worden war.
Geheimdienstinformationen legen außerdem nahe, dass der Iran über
Hisbollahkontakte Millionen von Dollar an die Palästinenser gibt. In
der Tat ist der Iran zu einem Ersatz für den früheren irakischen
Staatschef Saddam Hussein geworden, der Familien palästinensischer
Selbstmordattentäter oder derjenigen, die im Kampf verletzt wurden,
subventioniert hatte.
In den Palästinensergebieten wird die finanzielle Unterstützung von
verschiedenen islamischen Wohlfahrtsorganisationen gemanagt. Drei
Brüder, die zur Abdu-Familie in Nablus gehören, wurden in ihrer
Rolle als Geldhändler für die iranischen Revolutionsgarden und die
Hisbollah verhaftet.
Die örtliche Organisation, zu der der Iran die engsten Beziehungen
hat, ist der islamische Dschihad. Hamas hat einen ständigen
Vertreter im Iran. Die größere Hamas möchte sich einen Grad der
Unabhängigkeit bewahren, akzeptiert jedoch finanzielle und
technische Unterstützung von Teheran und seinen Agenten.
Die Hisbollah konzentriert ihre Bemühungen auf die Tanzim-Gruppe.
Mehrere Akteure dieser Westbankgruppe haben den Libanon besucht und
dort an Trainingskursen teilgenommen.
Die libanesische Schi’iten-Organisation versucht auch, Verbindungen
zu israelischen Arabern herzustellen, vor allem über Kontakte im
Ausland.
hagalil.com
06-12-2004 |