Kurdenstaat als Folge des "Neuen Irak":
Ein türkisches SOS
Aus einem Artikel von Alon Liel, M'ariw
Die Türkei sendet Notsignale aus, die, trotz allem
Ärger, in Washington unbedingt analysiert werden sollten. Niemand in der
Welt, auch nicht die Amerikaner, wissen besser als die Türken, was gut
für sie ist, und wenn es ihnen schlecht geht, sollten wir alle verstehen
warum.
Die türkische Öffentlichkeit ist davon überzeugt, das
ihr Land das wahre Opfer des Kriegs gegen Saddam Hussein sein wird. Die
Türken brauchten 80 Jahre, um die Bedrohung eines selbständigen
kurdischen Staates zu beseitigen, und jetzt kommt George Bush und will
diese Pandora-Büchse wieder öffnen.
Für die Türken ist ein kurdischer Staat im Norden
Iraks nur der erste Schritt auf dem Weg zu einem kurdischen Aufstand im
Südwesten der Türkei. Sie befürchten eine türkische Intifada, gleich
nach dem Sturz Saddams. Die Türken verstehen nicht, warum ausgerechnet
sie die Opfer der nächsten weltweiten Terrorwelle sein müssen.
Mit allem Respekt vor den USA, 15 Milliarden Dollar
ist wirklich nur Kleingeld im Vergleich zu all den Sorgen - den
wirtschaftlichen, militärischen und politischen- die eine Auflösung des
Irak der Türkei verursachen würde. Washington versteht jedoch nur seine
eigenen Probleme. Die USA haben häufig Schwierigkeiten, die Codes des
Nahen Ostens zu verstehen, was sie schon häufig in unangenehme
Situationen gebracht hat.
Die USA stellen Ankara vor ein unmögliches Dilemma.
Sollten die Türken ja zu Bush sagen, würden sie den Sturz Saddams
beschleunigen, aber auch die Gründung Kurdistans und einen
türkisch-kurdischen Krieg. Sagen sie nein, dann verlieren sie ihren
wichtigsten Bündnispartner, der zufällig auch die einzige Großmacht der
Welt ist.
Die Türkei kann den USA nicht lange nein sagen. Wenn
die USA geduldig sind, werden sie die Türkei zu einer positiven Antwort
zwingen. In zehn Tagen wird die Türkei einen neuen MP haben. Dann kann
dem türkischen Parlament ein neues, verbessertes amerikanisches
Angebot vorgelegt werden. Die USA werden garantieren müssen, dass kein
kurdischer Staat im Norden Iraks entstehen wird, und sich vielleicht
auch für die Hetzkampagne gegen die Türkei in den amerikanischen Medien
entschuldigen müssen.
Eine positive Antwort der Türkei kann im Moment nur
der Sicherheitsrat stoppen. Sollte die UN ausdrücklich entschließen, die
amerikanische Aktion im Irak nicht zu unterstützen, kann sich die Türkei
hinter der großen Mehrheit der Nationen der Welt verstecken und
gemeinsam mit ihnen nein zu den Amerikanern sagen.
hagalil.com
10-03-03 |