"Märtyrer-Tarif":
Irakische Hilfeleistung für Familien von
Terroristen geht weiter
Bericht von Amos Harel, Ha'aretz, 10.03.2003
Übersetzung Daniela Marcus
Selbst der andauernde amerikanische Druck auf
den Irak hält Saddam Hussein nicht davon ab, finanzielle Hilfe an
die Familien von palästinensischen Selbstmordattentätern in den
Territorien zu schicken. Es scheint nun, dass die massive irakische
Unterstützung begonnen hat, die Besorgnis von Palästinenserführer
Yassir Arafat zu wecken. Er fürchtet, dass durch den Beistand von
außen sein eigener Einfluss auf die Geschehnisse in den Territorien
gemindert wird.
Nach einer längeren Unterbrechung hat Arafat
erneut damit begonnen, zwar kein Geld an die Familien der
Selbstmordattentäter zu überweisen, jedoch Schecks an die Familien
von toten oder verletzten Terroristen zu schicken.
Israelische Sicherheitskräfte teilten Ha’aretz
mit, dass Ende Januar Vertreter der Arabischen Befreiungsfront
–einer palästinensischen Organisation, die vom Irak unterstützt
wird- den Familien von 52 Personen, die in den Flüchtlingslagern in
Zentralgaza getötet worden waren, finanzielle Hilfe hatten zukommen
lassen.
Die Quelle sagte, die Iraker hielten an dem Tarif
fest, den Saddam Hussein zu Beginn der Intifada festgelegt hat. Laut
diesem Tarif hat die Familie eines Terroristen, der einen
Selbstmordanschlag ausführt, größeren "Profit", als die Familie
eines Terroristen, der bei einer "Märtyrer"-Aktion von israelischen
Soldaten getötet wird und sich nicht mit Hilfe eines
Sprengstoffgürtels selbst in die Luft jagt. Die Familien eines
Selbstmordattentäters bekommen 25.000 Dollar während die Familien
von Märtyrern "nur" 10.000 Dollar bekommen.
Wegen der Schwierigkeiten, Selbstmordattentäter
nach Israel zu bringen, ist die Anzahl der Familien, die solche
einen "Bonus" erhalten, relativ klein.
Wie bei vorherigen Anlässen, so war auch die
Zeremonie Ende Januar, bei der die Gelder verteilt wurden, von
offiziellen Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde
besucht. Diese äußerten keine Vorbehalte hinsichtlich des Lobes, mit
dem die Selbstmordattentäter von den Abgesandten aus dem Irak
überschüttet wurden.
Quellen der israelischen Verteidigung berichteten,
dass Arafat kürzlich Bedenken über die irakische Unterstützung und
über die Hilfe, die aus anderen Ländern –wie Iran und Saudi-Arabien-
und von islamischen Wohltätigkeitsorganisationen kommt, ausgedrückt
hätte. "Arafat ist nicht besonders begeistert über diese dreiste
Einmischung in palästinensische Angelegenheiten" sagte eine der
Quellen. "Seine Position wird dadurch geschwächt. Nun muss er
versuchen, etwas von der Unterstützung der palästinensischen
Öffentlichkeit zurückzugewinnen und beginnt deshalb wieder mit dem
Geldtransfer."
Letzten Monat begann Arafat, Gelder an Familien
von verletzten Palästinensern zu verteilen. Im Anschluss an die
IDF-Operation in Zeitoun im Gazastreifen vor etwa einem Monat
transferierte der PA-Führer Gelder in Höhe von 300.000 Dollar an
Familien, deren Häuser und Eigentum zerstört worden waren und an
Familien, die Verletzte und Tote in ihren Reihen hatten.
Das Geld wurde während öffentlicher Zeremonien,
die von der PA organisiert worden waren, zugewiesen, und wurde durch
Vertreter der PA Familien in Khan Yunis, Gaza und in den
Flüchtlingslagern in Zentralgaza übergeben. Es wurde auch Geld an
Familien von getöteten Hamasaktivisten gezahlt.
In letzter Zeit gab es einen Rückgang bezüglich
des Einflusses durch den "Holy-Land-Fonds" –einer bekannten
islamischen Wohltätigkeitsorganisation, die Spenden an die
Territorien überwiesen hat- und seiner Möglichkeiten bei der
finanziellen Beteiligung solcher Geldtransfers. Es scheint, dass
dieser Rückgang mit den Schritten zu tun hat, die die US-Regierung
unternommen hat: sie hat diesen Fonds vor kurzem gesetzlich
verboten.
hagalil.com
11-03-2003 |