Al Nida'a, eine Al-Qaida nahe stehende Website, veröffentlichte vor
kurzem eine Reihe von Artikeln über den Irakkrieg. Der elfte Teil dieser
unter der Rubrik eines 'Islamischen Studien- und Forschungszentrums'
erscheinenden Serie dreht sich um Gefahren, die sunnitischen Islamisten
in der Region zukünftig verstärkt drohen würden.(1) Der Text beschreibt
eine Reihe dieser Gefahren. Insbesondere betont er die heraufziehende
Bedrohung des Islam und des sunnitischen Islamismus durch die Schiiten -
eine Bedrohung, die größer sei als jene, die "von Juden und Christen"
ausginge. Im Folgenden fassen wir die zentralen Argumente zusammen.
Die Bedrohung durch die Kreuzfahrer: Im Irak wird sich die Bedrohung
durch die "Kreuzfahrer" - der Text erinnert an die "Rolle" der Kirche
von den Kreuzzügen bis zu den Kriegen in Afghanistan und Bosnien - nach
Meinung der Autoren hauptsächlich in den zu erwartenden missionarischen
Unternehmungen erweisen, die die Autoren zusätzlich zu militärischen
Unternehmungen erwarten, die der "Ausrottung des Islam" dienen.
Die jüdische Gefahr: Hier werden vor allem zwei angebliche Gründe für
den Irakkrieg angeführt - zum einen ein jüdischer Plan, den Irak aus
religiösen Beweggründen zu kontrollieren; und zum anderen die Bedrohung
auszuschalten, die vom Irak für die Existenz Israels ausgeht.
Die Bedrohung für den Islam durch die Muslime selbst: "Die wahren
Gläubigen ", die sunnitischen Islamisten, sehen sich, so heißt es,
sowohl mit allgemeinem Hass (in den Gesellschaften der Region) als auch
mit institutionalisiertem Hass konfrontiert. Dieser ginge von den
Regierungen und den diesen unterstellten religiösen Gelehrten der
islamischen Länder aus: "Deren Hass", so heißt es, "ist kein Stück
geringer als der der Juden und Christen. Und manchmal ist er hundertmal
schlimmer..."
Die säkulare Bedrohung: "Keinen Zweifel" bestehe zudem darüber, "dass
der amerikanische Säkularismus, der mit Gewalt in die Region übertragen
werden wird, eine der größten Bedrohungen für die Hegemonie des Islam
und die Dominanz der Scharia [islamisches Gesetz] darstellt [...] Die
islamische Welt wird sich von einer Diktatur in eine Demokratie
verwandeln, die eine Verwilderung aller Lebensbereiche mit sich bringt."
Demokratie bedeute dabei, dass Menschen anstelle Gottes regieren würden.
Die Sufis: Der Artikel konstatiert, dass eine große Gruppe Muslime die
Säkularisierung ablehnen und die "Zionisten-Kreuzfahrer-Koalition" daher
große religiösen Gruppen wie die Sufis [islamische Mystiker]
unterstützen wird. Diese Gruppen, die "meistens Ungläubige sind", würden
unter anderem dem Monismus und Pantheismus folgen sowie Ekstase,
göttliche Inspirationen und "unzähligen anderen Aberglauben" anhängen.
Diese Gemeinschaften würden keine Arbeit kennen und dem Djihad entgegen
treten, nicht aber den Ungläubigen.
Die Bedrohung durch den Rationalismus: Hierzu heißt es, dass der
britische Imperialismus diesen "tödlichen Samen" ausgelegt hätte und nun
"im Namen des Islam" behauptet würde, dass "der Islam den Unglauben
nicht bekämpfe und vielmehr befohlen habe, sich dem Ungläubigen
anzunähern und mit ihm zusammen zu leben. [...] Diese Denkschule, die
von Muhammad 'Abdu [Anfang 20. Jahrhunderts] etabliert wurde und
behauptet, die Logik genieße Vorrang gegenüber der Schrift [dem Koran],
könnte der erste Schritt zur Säkularisierung der Region sein, weil sie
eine Mischung aus Säkularismus und Islam darstellt."
Die Schia: Für die Verfasser des Textes vom 'Islamischen Studien- und
Forschungszentrum' ist "die Gefahr, die für die Region von der Schia
ausgeht, keineswegs geringer als die seitens der Juden und Christen."
Denn: "Im Laufe der islamischen Geschichte half die Schia den Christen
und Polytheisten bei ihren Kämpfen gegen die muslimischen Länder." Der
äußerlich demonstrierte antijüdische und antichristliche Hass der Schia
sei lediglich Propaganda, um die iranische Revolution in andere Länder
zu exportieren. Dazu, so will es der Artikel wissen, habe die iranische
Schia einen Fünf-Stufen-Plan entwickelt, wobei jede Stufe auf zehn Jahre
veranschlagt sei.
Im Irak hätte man erneut gesehen wie sich die Geistlichen der Schia
beeilt haben, die Tore für die Kreuzfahrer zu öffnen und mit ihnen
kooperiert haben, um den Irak zu kontrollieren: "Zwar veröffentlichten
sie anfänglich eine Fatwa über die Notwendigkeit gegen den Feind zu
kämpfen, der die muslimischen Länder angreift. [Aber] diese Fatwa war
für den örtlichen Gebrauch bestimmt und wurde nicht auf dem Schlachtfeld
umgesetzt. Auch die im Iran stationierte ,Badr Brigade' der Schia
marschierte nicht in Irak ein und feuerte nicht eine Kugel, die der
Fatwa entsprochen hätte."
Im Gegenteil: "Als die Schia erkannte, dass sich die Waagschale
zugunsten der Kreuzfahrer neigte, beeilten sie sich, ihnen die Tore zu
öffnen und mit ihnen zu kooperieren, um die meisten der südlichen Städte
zu kontrollieren. Sie wiederholten damit die Rolle eines ihrer
Vorfahren, Ibn Al-'Alqami, der [1259] den Mongolen die Tore Bagdads
geöffnet hatte. Die Amerikanern können nicht anders als diesen
Geistlichen der Schia dafür zu danken, dass sie ihnen halfen in die
Städte einzumarschieren und sie zu kontrollieren. [...] Weiterhin
unterstützt also die irakische Schia die Feinde, die Kreuzfahrer und
verriet die Sunniten, so dass diese gefangen genommen oder getötet
werden konnten."
Neben solchen Angriffen auf die Schiiten tritt der Artikel auch der
Tatsache entgegen, dass diese die Bevölkerungsmehrheit im Irak stellen.
"Wenn [also] die Schia eine Regierung fordert, die die Mehrheit
repräsentieren soll, dann müsste diese Regierung sunnitisch sein, weil
nämlich die Sunniten die Mehrheit im Irak ausmachen - 68% aller Araber
und Nicht-Araber." Da aber kein einziges sunnitisches Land die Rechte
der irakischen Sunniten unterstütze, sei der einzige Weg, wie die diese
ihre legitimen Rechte zurückgewinnen könnten, "ein Aufruf zum Djihad
gegen die Feinde der Nation und des Glaubens."
Zusammenfassend hebt Al-Nida'a noch einmal hervor, dass "die Bedrohung
dieser [der irakischen] Nation durch die Schia ähnlich groß [ist] wie
die von den Juden und Christen ausgehende. [...] Die Schia stellt eine
Gefahr nicht nur für den Irak, sondern für die gesamte Region dar, wenn
sie ihren Einfluss im Irak ausdehnt oder eine Art Autonomie im südlichen
Irak erhält. [...]. Schließlich gibt es eine beträchtliche Anzahl [von
Schiiten] in Saudi Arabien, Kuwait und Bahrain. Wenn sich diese
organisieren und ihre Bemühungen von Ländern wie Iran, Syrien und
Libanon unterstützt würden, bedeutete dies, dass sie in ihrem 50-Jahres
Plan weit fortgeschritten sind." [...]
"Die Muslime sollten vorsichtig sein, denn die Schia zögert nicht, mit
den Kreuzfahrern und den jüdischen Feinden der Sunna zu kooperieren.
[...] Wer sich in der Geschichte auskennt, weiß, dass die Schia den
Feinden zur Seite stand, als diese der Nation [hier: islamische
Gemeinschaft]in den Rücken fiel. Es genügt zu wissen, dass es die Schia
war, welche die Heiligkeit des Hauses Allahs beschmutzte und zwanzig
Jahren lang den schwarzen Stein [Ka' ba] entwendet hatte, bis er an
seinen Platz zurückkehrte. Wer den Glauben der Schia kennt, kann die
Tiefe ihrer Boshaftigkeit und ihres Hasses kaum fassen. Nehmt Euch in
Acht, ihr Muslime."
Der Artikel warnt davor, sich der Schia auch nur anzunähern. Dies sei
gefährlicher als eine Annäherung an die Juden, deren Feindselikeit im
Unterschied zu jener der Schiiten allseits bekannt sei. "Nicht jeder,
der behauptet Muslim zu sein, ist auch wirklich einer - dann nämlich
wenn sein Handeln voll und ganz im Widerspruch zum Islam steht."