Aus dem Loch gezogen:
Der Obdachlose von Bagdad
Alex Fischmann, Jedioth
Obdachlos, alt, verdreckt wurde er aus dem Loch
gezogen. Ein pathetisches Ende für einen gefürchteten Diktator, der sein
Volk abschlachtete und den halben Globus mit unkonventionellen Drohungen
und imperialistischen Träumen in Atem hielt.
Neun Monate nach der Eroberung Bagdads war Saddam
Hussein kein aktiver Führer mehr, sondern ein Symbol. Aber dieses Symbol
musste beseitigt werden, um zu nächsten Phase der Verwandlung Iraks in
einen normalen Staat übergehen zu können.
Die Behauptung, mit der Entfernung Husseins würde der
Terror in Irak einen tödlichen Schlag erleiden, ist übertrieben. Es wird
angenommen, dass sein ehemaliger Stellvertreter, der noch nicht gefasst
werden konnte, allem Anschein nach der Stratege ist, der hinter dem
Terror und der Guerilla-Aktionen in Irak steht.
Der Beitrag Saddams zum Terror war wohl mehr auf dem
finanziellen Bereich. Ein großer Teil der Gelder, die er seit Jahren
gesammelt hat, wurde gemeinsam mit den zentralen Persönlichkeiten seiner
Regierung nach Syrien geschafft. Und das sind die Gelder, die die Räder
des Terrors geölt haben und dies auch weiterhin tun. Die Rechnung der
Amerikaner mit dem syrischen Präsidenten Assad hat also nicht nur mit
dem Konflikt mit Israel zu tun. Die Amerikaner haben auch im
Zusammenhang mit dem irakischen Thema eine Rechnung mit Syrien offen
stehen, und sollte Saddam bei seinen Verhören anfangen zu sprechen, wird
Assad in Schwierigkeiten kommen. Der syrische Präsident sollte sich ganz
genau anschauen, wie Saddam gestern gedemütigt wurde, als man in seinem
Mund herumstocherte und in seinen Haaren wühlte. Aus Sicht der
Amerikaner ist auch er nicht weit von einer solchen Situation entfernt.
Saddam wurde zwei Tage nach der Unterzeichnung amerikanischer
Wirtschaftssanktionen gegen Syrien gefasst.
Es handelt sich hier vor allem um einen moralischen
Erfolg, der Präsident Bush wieder ein wenig Luft für die Aktionen in
Irak geben wird. Die USA befinden sich heute auf dem Höhepunkt einer
Reihe militärischer Aktionen zur Ausmerzung des Terrors. Diese Aktionen,
bei welchen sowohl die irakische Bevölkerung als auch amerikanische
Soldaten zu Schaden kommen, werden anhalten. Es gibt kein anderes Patent
gegen Terror.
Gleichzeitig wird die amerikanische Regierung den
moralischen Erfolg nützen, um aus den Stadtzentren abzuziehen, wo die
Präsenz der Armee die Besatzung symbolisiert, und beginnen, die
Regierungsinstitutionen schneller an die Iraker zu übergeben. Es wird
befürchtet, dass… dadurch der amerikanische Abzug aus Irak zu bald
erfolgen wird. Dies würde ein unreifes, unstabiles irakisches Regime zur
Folge haben, das von diversen radikalen Faktoren beeinflusst wird. Das
wäre eine schlechte Nachricht für den Nahen Osten-
Und in der Zwischenzeit ist die Verhaftung Saddam Husseins kein
Erdbeben, weder im Irak, noch im Nahen Osten. Ihr Einfluss auf unsren
regionalen Konflikt ist, wenn überhaupt, nebensächlich.
hagalil.com
29-12-2003 |