hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!


MEMRI Special Dispatch – 17. Dezember 2002

"Ein neues Kapitel":
Hazem Saghiyeh über Konferenz irakischer Oppositioneller

Im Umfeld der Konferenz irakischer Oppositionsgruppen in London erschienen zahlreiche Berichte und Kommentare über die Hintergründe der Konferenz, die Konflikte unter den teilnehmenden Organisationen und deren Beziehungen zu den verschiedenen Strömungen und Gruppierungen im Irak. Die arabisch-sprachige Tageszeitung al-Hayat veröffentlichte in diesem Zusammenhang verschiedene Stimmen, in denen unterschiedlichste Positionen zu den Zielen der Konferenz geäußert wurden. Besondere Aufmerksamkeit im Vorfeld der Konferenz erregte dabei eine Kritik Edward Saids an den Positionen des irakischen Oppositionellen Kanan Makiya, die am 03. Dezember 2002 in al-Hayat veröffentlicht wurde.

Makyia hatte sich im Vorfeld der Konferenz wiederholt für einen föderalen Irak eingesetzt und hervorgehoben, es müsse darum gehen, einen 'nicht-arabischen Staat' zu gründen, da eine Demokratie mit einem ethnischen staatlichen Selbstverständnis unvereinbar sei. Said kritisierte Makiyas Konzept des Föderalismus. In einem Kommentar des liberalen Kolumnisten Hazem Saghiyeh werden diese Auseinandersetzungen aufgegriffen, ohne dass ausdrücklich auf die Positionen von Makiya und Said Bezug genommen wird. In den Ergebnissen der Londoner Konferenz sieht Saghiyeh Möglichkeiten, zu einem neuen Verständnis von Nationalität und Nationalstaat zu gelangen und die überkommenden zwischenstaatlichen Beziehungen in der Region zu überwinden. Der Artikel erschien am 17. Dezember 2002:

"Nun hat auch die Konferenz der irakischen Oppositionellen in London ein neues Kapitel aufgeschlagen. Nicht allein in Bezug auf den Irak, sondern auch hinsichtlich der Kräfte und der politischen Ideen, von denen die ganze Region [des Nahen Ostens] seit mehr als einem halben Jahrhundert beherrscht wird.

Es genügt, wenn wir uns die Stimmen der irakischen Fundamentalisten anhören. Oder die Stimmen einiger Panarabisten. Oder die Stimmen der Mehrzahl der Linken. Es genügt, wenn wir uns anhören, was sie über Amerika sagen.

Es geht uns nicht darum, etwas gutzuheißen oder zu verurteilen. Es geht darum, eine Beobachtung wiederzugeben. Denn diejenigen, die nicht wahrnehmen, was geschieht, und die mit dem alten Gerede fortfahren, verlängern die Zeit der Unfruchtbarkeit mit [ihren] zahlreichen Erfindungen [über die Wirklichkeit]. Wer sich einbildet, der Fall des Iraks lasse sich immer noch mit der Parole 'Nein zu Saddam, nein zu Amerika!' angehen, täte gut daran, sich einen Platz in den Reihen der Prediger zu reservieren (Wir haben kein Problem mit dem Predigen, aber der Prediger sollte bei seinem wahren Namen genannt werden: Prediger!). Und wer sich einbildet, der Konflikt um den Irak sei dem Konflikt um Palästina untergeordnet, dem fällt es schwer zu begreifen, dass der Schlag gegen den Irak aus Kuwait kommen wird (so wie der Schlag gegen Kuwait aus dem Irak kam). Und aus Qatar - jawohl: von der Insel Qatar!

Die Verbindung zwischen dem Konflikt um den Irak und jenem um Palästina gehört zu den Parolen auf den Demonstrationen in den entferntesten Hauptstädten, genauso wie der Slogan 'Ägypten ist die arabische Führungskraft' zu den Parolen auf den Konferenzen in den Hauptstädten des Nahen Osten wurde.

Betrachten wir die schlichte Wahrheit einmal unabhängig von der emphatischen ideologischen Rhetorik der zerstrittenen Parteien. Was heißt es, wenn die Kluft zwischen Amerika und jeder der irakischen Fraktionen kleiner ist als die Kluft zwischen den Fraktionen untereinander? Das heißt - und das nicht nur im Irak, sondern in der ganzen Region -, dass dem ,Nationalen' und dem ,Panarabische' weit weniger Gewicht zukommt als dem 'Ethnischen' und dem 'Konfessionellen'. Das 'Nationale' und das 'Panarabische' kann das 'Ethnische' und das 'Konfessionelle' nicht verschleiern. Daher müssen wir eine gemäßigte Sprache finden, die dieser Realität entspricht.

Im Hinblick auf den Irak ist also ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. Das gilt aber genauso für Palästina. Hört euch an, was Abu Mazen und mit ihm Yassir Abd Rabbo, ganz zu schweigen von Sari Nussaibeh gesagt haben! Überlegt noch einmal über die Fragen der Reformen, der Unterstützung etc. Aber auch für die Region des Nahen Osten in der Zeit nach dem 11. September beginnt ein neues Kapitel: Überdenkt die regionalen Bündnisse! Überdenkt die Frage des Öls. Und immer wieder: die Frage des Krieges gegen den Terror.

Das Aufschlagen eines neuen Kapitels hat aber nicht nur einige arabische Stimmen verändert. Auch die amerikanischen Stimmen haben sich gewandelt: Colin Powell und sein Ruf nach Demokratie. Das Verteidigungsministerium und sein Ruf nach Demokratie. Der erste weniger großmütig und konservativer. Er will Demokratie für 29 Mio. Dollar. Das Ministerium gibt sich revolutionärer und großmütiger, allerdings auf Kosten der Bewohner der Region. Powell sieht Vorbilder in konservativen Ländern wie Jordanien und Marokko und setzt auf eine Stärkung dieser Versuche [einer Demokratisierung]. Das Ministerium hingegen bereitet sich auf einen 'Post-Saddam-Irak' vor und schäumt über vor Versprechen.

Mit dem Beginn des neuen Kapitels sammeln auch die Amerikaner Erfahrungen mit einer neuen Sprache. Die Vernunft muss diese Veränderungen hören und eine neue Sprache entwickeln, die diesen Veränderungen gerecht wird. Eine Sprache, die der [neuen Sprache der Amerikaner] ähnelt, die mit ihr diskutiert, die mit ihr verhandelt, sie unterstützt und gegen sie opponiert. Eine Sprache, die die Sprache der Amerikaner verspottet.

Eine solche Sprache entsteht im Raum zwischen Unterwerfung und Widerstand.

Die Stimmen, die bei uns hier und dort laut werden, machen noch keine neue Sprache. Sie sind noch von jener Sorte, die unter Eingeweihten gesprochen und nur von Eingeweihten verstanden werden. Sie benötigt noch viel mehr Klarheit, Struktur und innere Ordnung. Sie bedarf eines starken Selbstbewusstseins, denn die Amerikaner können ihr bei dieser Aufgabe nicht helfen, zumal die Amerikaner selbst Gefangene ihrer chaotischen Sprache sind. [.]

Aber zuerst und vor allem: Wir müssen uns eingestehen, dass wir uns in einem neuen Stadium befinden, dass eine neue Sprache nötig macht. Jedes arabische Land muss größtmögliche Anstrengungen unternehmen, um sich von den Träumen- und von ihren Albträumen - der Vergangenheit zu lösen."

THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
eMail:
memri@memri.de, URL: www.memri.de
© Copyright 2002. Alle Rechte vorbehalten.

hagalil.com 20-12-02

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved