Nach einem Irak-Krieg:
Israelis hoffen auf Neuordnung der arabischen Welt
Viele in Jerusalem erwarten
nach dem Sturz des irakischen Diktators den Beginn einer
Friedenszeit in Nahost
Von Thorsten Schmitz
Jerusalem – Der frühere Chef des israelischen
Geheimdienstes, Efraim Halevy, zeichnete auf der Münchner
Sicherheitskonferenz Anfang Februar ein rosiges Bild vom Nahen Osten
nach einem Irak-Krieg. Zur Verblüffung der Zuhörer sagte Halevy ein
Ende der Intifada sowie eine neue Palästinenserführung voraus. Diese
werde mit Israel Friedensverhandlungen führen. Zudem werde erstmals
in der Geschichte Israels keine Gefahr mehr vom Irak ausgehen.
Syrien sähe sich nicht mehr einem Wettkampf mit dem Irak ausgesetzt
und würde seine Beziehungen zu Iran lockern, was wiederum zu einem
Rückzug der syrischen Truppen aus dem Libanon führte – und einem
Ende der Bedrohung Nord-Israels durch Katjuscha-Raketen der
pro-iranischen Hisbollah-Milizen. Am Ende von Halevys Vision stand
ein Friedensvertrag zwischen Libanon und Israel.
Israel hatte bislang geglaubt, der Vertrag von
Oslo von 1993 werde einen Frieden mit den Palästinensern
ermöglichen. Die zweite Intifada hat diese Hoffnung weitgehend
zerstört. Israel verspricht sich daher nun von einem Krieg gegen das
irakische Regime eine völlige Neuordnung der arabischen Welt.
Deshalb drängt Israel die USA geradezu loszuschlagen, obwohl doch
Israel einen Vergeltungsschlag Saddam Husseins fürchten muss. Doch
Israel sieht sich mit einem eigenen Raketen-Abwehrsystem Arrow
(sowie deutschen Patriot-Batterien) gut gewappnet gegen womöglich
auf die Tel Aviver Küstenregion stürzenden Scud-Raketen aus Bagdad.
Zudem habe die US- Regierung versprochen, in den ersten Tagen eines
Militärschlags alle an der irakischen Westgrenze stationierten
Raketenabwurfstellungen zu zerstören.
Die Zuversicht Halevys, dass bei einem Irak-Krieg
für Israel nur Positives herausspringen könne, teilt
Generalstabschef Mosche Jaalon. Einem "regionalen Erdbeben" werde
ein Ende der Intifada folgen, meinte er dieser Tage. Schließlich
dürfe man nicht vergessen, dass die erste Intifada der Palästinenser
am Ende des Golf-Kriegs 1991 ausgeklungen sei. Im israelischen
Verteidigungsministerium wird der Irak-Krieg in vier Phasen
skizziert. Zuerst würden Saddam gestürzt und dessen
Massenvernichtungswaffen zerstört; dann würde eine Interimsregierung
installiert, anschließend würde Irak demokratisiert. Zum Schluss
würde die Demokratisierung Iraks wie ein Dominospiel einen
Nachahmungseffekt auf den gesamten Mittleren Osten ausüben. Die
Strategie der USA sei, durch ein Konglomerat westlich orientierter
arabischer Staaten die Infrastruktur von al-Qaida und anderer
islamistischer Terrororganisationen auszurotten. Der Historiker
Efraim Inbar zeigt sich zuversichtlich: "Alles, was nach Saddam
Hussein kommt, ist für Israel gut."
hagalil.com
27-02-03 |