hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!
 

MEMRI Special Dispatch - 27. März 2003

Arabische Reaktionen auf die Entwicklungen im Irak

Zahlreiche Kommentare und Berichte in arabischen Medien brachten auch heute erneut die breite Ablehnung des Krieges gegen den Irak in der arabischen Öffentlichkeit zum Ausdruck. In verschiedenen Zeitungen standen dabei die zivilen Opfer insbesondere der letzten beiden Tage im Mittelpunkt der Argumentation.

Andere Autoren kommentierten die anhaltenden Demonstrationen in Europa und den USA sowie die Auswirkungen des Konfliktes auf die UNO. In einem ausführlichen Interview gibt der syrische Präsident Bashar Assad zudem einen Einblick in die Wahrnehmungen des Konfliktes in der syrischen Führung.

Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung In einem Bericht der Tageszeitung al-Sharq al-Awsat aus London beschreibt der Autor die Reaktionen der irakischen Bevölkerung auf den anhaltenden Sandsturm, der den Vormarsch der amerikanischen und britischen Truppen auf Bagdad verzögerte:

"Zahlreiche Bewohner Bagdads interpretierten den starken Sandsturm, den die Stadt seit zwei Tagen erlebte, als ,Botschaft Gottes', die geschickt wurde, um den Vormarsch der amerikanischen und britischen Truppen zu behindern. Emad Muhammad blickte auf die klappernden Fenster seines Hauses und sagte, ,ich habe in meinen Leben keinen Sturm wie diesen erlebt. Wir vertrauen alle auf Gott, wir glauben an ihn. Gott legte den Amerikanern Hindernisse in den Weg.'"  

Die ägyptische halboffizielle Tageszeitung Al-Akhbar veröffentlichte erneut mehrere Artikel, die sich mit den Auswirkungen des Krieges auf die irakische Bevölkerung auseinandersetzen. Neben einem Artikel zu den Entwicklungen der militärischen Konfrontation, der unter der Schlagzeile "Totaler Vernichtungskrieg gegen die Iraker" erschien, veröffentlichte die Zeitung einen Kommentar ihres Chefredakteurs Galal Duwaidar. Unter dem Titel "Vernichtung, nicht Befreiung!" schreibt er:  

"Das Ausmaß der Zerstörung und des Todes, das die Flugzeuge und Raketen an den Menschen und Gebäuden verursachen, deutet darauf hin, dass das Ziel dieser Truppen mit ihren barbarischen und zerstörerischen Parolen darin besteht, die Irakern ihres Rechtes auf Leben zu berauben. Diese Armeen sind daher nichts als Angriffs- und Besatzungstruppen, geleitet vom Groll und geprägt vom Geist der Zerstörung."  

Die oppositionelle ägyptische Tageszeitung al-Wafd, ein Sprachrohr der liberalen Wafd-Partei, berichtete in ihrer heutigen Ausgabe unter der Schlagzeile "Der Holocaust im Irak" über die zivilen Opfer und Zerstörungen des Krieges:  

"In keiner Sprache der Welt findet sich ein Wort, mit dem die Barbarei, die Bestialität, die Primitivität dessen beschrieben werden kann, was die angreifenden amerikanischen und britischen Truppen am armen, von allen, außer vom Glauben, verlassenen irakischen Volk begehen. Ihre Armeen toben und mobilisieren die besonders zerstörerischen Waffen, vom Himmel, vom Wasser, vom Lande wenden sie das Höllenfeuer gegen das irakische Volk. Ihre Bomben, gefüllt mit Zorn, Heimtücke und Hass, werfen sie auf Kinder, Frauen, Greise, während sie schlafen. Über den Bewohnern zerstören sie die Häuser und begraben sie bei lebendigem Leibe. Sie misshandeln die, die sich ihnen ergeben, und missachten deren menschliche Würde, obwohl sie weder Pistole noch Gewehr geschweige denn Proviant bei sich tragen. Sie zerstören Häuser, Schulen, Krankenhäuser, Busse, Burgen und Gräber. Ihre Flammen überschwemmen alles. [.]

Oh Geschichte, berichte davon, dass die Massaker des Holocaust, den die Truppen der Nazis während des Zweiten Weltkrieges begingen, angesichts des Holocaust im Irak erblassen. Ein Holocaust, der von den Neo-Nazis, den Waffenhändlern, den Händlern des Todes und den Öldieben begangen wird, die zu Herrschern dieser Zeit geworden sind."  

Die in London erscheinende Tageszeitung veröffentlichte einen Beitrag des Kolumnisten Daud Shiriyan. Er stellt fest, dass es im Gegensatz zum zweiten Golfkrieg bisher keine Anzeichen für eine Massenflucht der irakischen Bevölkerung gebe, obwohl von verschiedener Seite die Flucht von Millionen Menschen befürchtet wurde. Shiriyan erklärt dies mit dem Durchhaltewillen der irakischen Bevölkerung:  

"Es gibt keinen Zweifel, dass die Standhaftigkeit der Iraker in ihrem Land den Krieg schwieriger macht und die militärischen Operationen und Pläne beeinträchtigt und Washingtons Träume zerstreute, die Bevölkerung könne Sympathien mit den angreifenden Truppen zeigen. Wichtiger aber ist, dass die Iraker den arabischen Völkern eine wertvolle Lehre über Nationalismus und Standhaftigkeit erteilten, die sie trotz der Blockade und der politische Unterdrückung, die sie durchleben, bewahrten. Der Nationalismus der Menschen zwischen Euphrat und Tigris aber übersteigt die Berechnungen der Politiker, das Begehren der Opportunisten und Händler des Krieges."  

Zur Rolle des UN-Generalsekretärs Aus einer anderen Sicht beschäftigt sich ein weiterer Artikel der ägyptischen Tageszeitung al-Akhbar mit dem Konflikt. Asim Abd al-Muhassin beschreibt darin die Rolle des UN-Generalsekretärs Kofi Annans in der Auseinandersetzung um den Irak. Anders als andere Generalsekretäre wie Kurt Waldheim und Butros Butros Ghali habe sich Annan den Interessen der USA und Israels unterworfen.  

"Es scheint, als habe sich Annan, der mit dem Segen und durch das Beharren der Amerikaner vom einfachen Angestellten der Vereinten Nationen zu deren Generalsekretär aufstieg, in der Schuld Washingtons gesehen und sich zur Begleichung verpflichtet gesehen. Dies bliebe ohne Schaden, ginge es nicht auf Kosten der Charta der Organisation, der er als Repräsentant der Welt vorsitzt und verstieße dies nicht gegen internationales Recht, das er kraft seines Amtes schützen soll. Das erste, was Annan tat, war sein Beschluss, die Beobachter der Vereinten Nationen von der kuwaitisch-irakischen Grenze abzuziehen. Niemand erklärte, welche der beiden betroffenen Seite dies eigentlich gefordert hatte, Kuwait oder Irak. Wer aber forderte denn nun diesen Abzug? [.] Das Mindeste, was man sich vorstellen konnte, war, dass Annan eine Resolution präsentieren würde, in der er den Krieg kritisierte und verurteilte. Aber er tat nicht, was alle Generalsekretäre vor ihm getan hatten.

Schließlich veröffentlichte Annan einen Beschluss, das Programm ,Oil-for-Food' zu stoppen. [.] Wir waren froh über den Generalsekretär Annan, der aus unserem Afrika stammt. Wir sind aber sicherlich nicht froh über einen Generalsekretär, der vom Recht schweigt, nur weil das Recht schweigt."  

Friedensbemühungen Saudi Arabiens

Die saudische Zeitung Okaz berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über die Bemühungen der saudischen Monarchie um eine friedliche Beilegung des Konfliktes. In einem Kommentar hebt sie hervor, dass es trotz der gegenwärtigen Eskalation darum gehen müsse, Wege aus der Krise zu finden. Aus der Geschichte sei bekannt, so heißt es in dem Kommentar, dass die Friedensdiplomatie "in keinem der vorangegangenen Kriege zum Stoppen kam, sondern den Krieg begleitete und sich verstärkte, je mehr das Töten eskalierte und je größer die Zahl der menschlichen Opfer wurde. Sie zielte darauf, einen Kompromiss zu finden, der alle vom Konflikt betroffenen Parteien zufrieden stellt und auf dessen Grundlage eine Vereinbarung über das Ende der militärischen Operationen getroffen wird. Damit wird der Weg zu vernünftigen und akzeptierten Regelungen für die Zeit nach dem Krieg geebnet."  

Reaktionen auf die Demonstrationen in Europa und den USA In einem anderen Kommentar der Zeitung Okaz werden die Hintergründe der Demonstrationen in Europa und den USA beschrieben. Die Menschen, die gegen den Krieg protestieren, "demonstrieren für den Irak und dessen Volk, und nicht aus innenpolitischen Gründen, obwohl man sonst den Eindruck hat, die Bürger im Westen kümmern sich nur um ihre persönlichen Interessen. [.]

Die Demonstrationen in der westlichen Welt gehen nicht auf religiöse, nationale oder ethnische Bindungen zurück. Diese Völker haben die religiöse Abgrenzung, und was damit an Kreuzzügen und Religionskriegen verbunden war, überwunden. Sie überwanden den faschistischen Glauben an eine Herrschaft eines Volkes über die anderen Völker, den Irrglauben, ein Volk stehe über den anderen."  

Diese Demonstrationen "unterstützen mit Sicherheit nicht das irakische Regime, sondern richten sich gegen einen illegitimen Krieg. Die Demonstranten rufen die Parole ,Nein zum Krieg' und sorgen sich um das Leid des irakischen Volkes. Sie sehen in diesem Krieg eine Aggression und Unrecht, weshalb sie ihn verabscheuen. Die Massen sammeln sich unter humanistischen Werte und Begriffen, die nichts mit religiösen oder ethnischen Bindungen zu tun haben. Dies ist die kulturelle Dimension dieser demonstrierenden Völker, etwas, was in der Kultur unserer Region vage bleibt. Sie spiegelt die Fähigkeit wider, die Erwartungen und Forderungen [der Bevölkerung] mittels dieser Werte zu formen. Diese Werte mobilisieren die Massen."  

Interview mit Bashar Assad

Die libanesische Tageszeitung al-Safir veröffentlichte in ihrer heutigen Ausgabe ein Interview mit dem syrischen Präsidenten Bashar Assad. Assad äußerte sich darin ausführlich über die gegenwärtigen Entwicklungen im Irak:  

"Eine historische Betrachtung der gegenwärtigen Situation, des Krieges und dessen, was ihm voranging, muss verschiedene Faktoren berücksichtigen, die mit den Großmächten Großbritannien, Frankreich und den USA in Beziehung stehen. Dies ist ein Kampf zwischen jenen Großmächten und wir befinden uns mittendrin. [.]

Wir müssen zwischen einem Sturm [als Naturereignis] und einem geplanten Ereignis unterscheiden, denn es besteht ein Unterschied zwischen ihnen. Das, was gerade geschieht, geschieht planmäßig und ist kein Sturm. Ein Sturm kommt und zieht vorüber. [.]

Sie haben die Masken fallen gelassen, indem sie erklärten, dass sie das Erdöl und eine Neuordnung der Region wollen, die sich mit den Interessen Israels deckt.

Israel hat ein Interesse an der Spaltung des Irak in konfessionelle, nationale und ethnische Kleinstaaten, womit Israel zu einer Quelle gesellschaftlicher Legitimation werden kann. Es gibt im Nahen Osten Staaten, die mehrere Volksgruppen umfassen, aber gleichzeitig gibt es gesellschaftliche Schnittpunkte und eine gemeinsame Geschichte. Trotz der verschiedenen ethnischen Gruppen innerhalb eines einzigen Volkes ähneln sich die gesellschaftlichen Zusammensetzungen in der Region im Allgemeinen. [Allein] Israels Beschaffenheit ist anormal, es ist ein Staat, der auf einem einzigen Moment basiert, nämlich dem religiösen Moment. Seine Demokratie besteht innerhalb dieser religiösen Zugehörigkeit, und nicht innerhalb der Grenzen des Staates.

Also wäre Israel kein legitimer Staat mehr, wenn der Friedensprozess erfolgreich wäre, denn seine Anormalität in der Region und vielleicht auch in der ganzen Welt würde sichtbar. Wenn es jedoch Kleinstaaten wie Israel gäbe, die auf einem ethnischen, rechtlichen, religiösen bzw. konfessionellen Moment beruhen, dann würde auch Israel legitim."  

Auf die Frage, ob er vom Widerstand der Iraker überrascht gewesen sei, erklärt Assad:  

"Nein, keinesfalls. Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen kam es für uns nicht überraschend. Die bedrückendste Erfahrung des Widerstands ist die in Palästina. Syrien unterstützte den Widerstand im Libanon und trug dazu bei, die Souveränität im größten Teil des Landes wiederherzustellen und den Rückzug und die Niederlage Israels zu erreichen. Aber heute ist die Lage in Palästina eine andere, die Palästinenser sind umzingelt. Es gibt arabische Staaten, die stärker als Israel selbst zur Unterdrückung der Intifada beitragen.

Und trotzdem, wenn das Volk sich zum Widerstand entschließt, dann sind die Folgen eindeutig. Nach zweieinhalb Jahren sehen wir die Konsequenzen der Intifada für Israel in allen Bereichen. Das Problem ist nicht Stärke der angreifenden Macht. Sicherlich sind die USA eine Großmacht, die einen verhältnismäßig kleinen Staat besetzen kann, aber kann sie ihn auch kontrollieren? Die USA und Großbritannien können nicht den gesamten Irak kontrollieren. Es wird noch einen wesentlich heftigeren Widerstand geben. Diese Entwicklungen werden noch die Propagandalügen einiger arabischer Verantwortlicher bloß stellen, die - mit oder ohne Absicht - die Wahrheit anders sehen als sie nun einmal ist. Diese Entwicklung wird sich auf das arabische Volk auswirken. Es wird sich in Form einer größeren Standhaftigkeit, eines stärkeren Aufbegehrens und in Misstrauen gegenüber den Vorschlägen einiger arabischer Verantwortlicher auswirken."

THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
eMail:
memri@memri.de, URL: www.memri.de ©
Copyright 2002. Alle Rechte vorbehalten.

hagalil.com 27-03-03

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved