Europa:
Bitte nicht stören!
In M'ariw kritisiert
Schaul Zadka die Haltung Europas, insbesondere der Franzosen,
Belgier und Deutschen und schließt: "Dieses
Europa wird die Welt noch ins Grab bringen!"
Wir bringen Auszüge...
Europa will in seiner Ruhe
nicht gestört werden. Erst vor einem Jahrzehnt ist der Kalte Krieg
zu Ende gegangen, und jetzt ruht man sich aus. Erst vor einem halben
Jahrhundert hat es einen anderen Krieg überlebt, und jetzt hat es
endgültig keine Lust mehr.
Europa befindet sich auf dem Höhepunkt eines Traums. Seit dem Fall
der Mauer, seit seiner Einigung will es in Ruhe gelassen werden und
sich seiner Errungenschaften erfreuen. Europa hat sich von der
Geschichte frei genommen und ist in seine militärische Schwäche
verliebt. Gleichzeitig diktiert ihm diese Schwäche aber auch sein
Verhalten.
Europa glaubt an Kompromisse, nicht an Gewalt und Stärke. An
Sitzungen, nicht an Invasionen. Wörter sind die Munition. Aus
europäischer Sicht ist Saddam Hussein nicht die Verkörperung des
Bösen. Von Europa aus kann er bis ans Ende seiner Tage an der Macht
bleiben, Hauptsache er kommt Europa nicht zu nahe.
Die Wurzel des Übels ist aus euorpäischer Sicht Präsident Bush. Bush
ist roh, ungeschliffen, dumm, vertraut auf Kraft, nicht auf
Intelligenz. Intelligenz ist das Monopol von Paris und Berlin.
Europa glaubt, da es ein Opfer von Kriegen war, hat es nun den
Frieden patentiert. Obwohl es erst ein Jahrzehnt lang in Frieden
lebt meint es, es habe ihn erfunden. Erst gestern hat sich Europa
ein Paradies geschaffen, und jetzt beabsichtigt es nicht, den
Schlüssel einem anderen zu übergeben. Die Tatsache, dass es dieser
"andere" war, der das Paradies geschaffen hat, tut nichts zur Sache.
Zehn Jahre wirtschaftlicher Blüte geben Europa die Möglichkeit, sich
seiner Minderwertigkeitsgefühle aus der Zeit des Kalten Kriegs zu
entledigen. Irak bietet ihm die Gelegenheit, den USA seine Muskeln
zu zeigen.
Während Europa sich gerade seiner Fähigkeiten rühmt, sich von den
nationalen Strängen der Vergangenheit zu befreien, spreizt der
französische Pfau seine Flügel und läßt sich von Wellen nationaler
Sympathie des Volkes tragen. Chirac fährt nach Algerien, um sich bei
der moslemischen Welt einzuschmeicheln. Er schickt seinen
Außenminister in die afrikanischen Kolonien und erweckt den
Anschein, als versuche er, die Welt des imperialistischen
Frankreichs wiederherzustellen.
Chirac, zwar ein Schwächling, jedoch ein Megaloman, maßt sich an,
den gesamten Kontinent zu führen. So kann er kleine Rechnungen mit
seinem Kollegen jenseits des Kanals begleichen. Er rügt die
osteuropäischen Staaten und droht ihnen mit Strafmaßnahmen. Er
betreibt einen Personenkult à la Saddam und wird immer mehr zu
Le-Pen. Er ist der Präsident, der sich selbst zum König der Welt
krönt, Deutschland hinter sich herzieht, Amerika den Krieg erklärt
und zum Liebling des Islams wird.
Dieses Europa wird die Welt noch ins Grab bringen, zum dritten Mal
in hundert Jahren. Aber diesmal, das muss man zugeben, macht es das
sehr stilvoll.
hagalil.com
21-03-03 |