MEMRI Special Dispatch - 21.
März 2003
Al-Hayat:
Zur Ausweisung irakischer Diplomaten
Die in London erscheinende Tageszeitung al-Hayat veröffentlichte gestern
einen Kommentar des Kolumnisten Daud Shiriyan, in dem er die
Ausweisungen irakischer Diplomaten aus verschiedenen europäischen
Ländern kritisiert. Auch Deutschland, das in dem Artikel nicht erwähnt
wird, hatte gestern die Ausweisung von irakischen Diplomaten bekannt
gegeben.
Der Artikel erschien am 20. März 2003:
"Der australische Außenminister Alexander Downer gab bekannt, sein Land
habe den irakischen Diplomaten angewiesen, Australien noch vor dem
Wochenende zu verlassen. Er begründete die Ausweisung der irakischen
Botschaftsangestellten damit, dass "sie dazu beitrage, die Sicherheit
Australiens und seiner Streitkräfte zu gewährleisten."
Die australische Entscheidung traf sich mit ähnlichen Entscheidungen
Finnlands, Schwedens, Ungarns, der Philippinen, Rumäniens und der
Vereinigten Staaten. Und der Druck der USA auf andere Staaten hält
weiter an [, eine solche Entscheidung zu treffen]. Einige Staaten
rechtfertigten die Ausweisung der irakischen Diplomaten mit deren
Aktivitäten, die nicht mit dem Status als Diplomaten zu vereinbar seien,
andere griffen zu diesen Maßnahmen ohne konkreten Grund als Reaktion auf
das Gesuch Washingtons.
Der Blick auf die Serie von Ausweisungen irakischer Diplomaten kann [aber]
kaum davon überzeugen, dass deren Anwesenheit eine Gefahr für die
Sicherheit darstellt. Hinzu kommt, dass die gegen die Diplomaten
vorgebrachten Vorwürfe überraschend und ohne Beweise erhoben wurden. Das
zeigt, dass dieser Schritt politischen, nicht-öffentlichen Zwecken
dient.
Wenn die irakischen Diplomaten auf diese kollektive Weise von Staaten
ausgewiesen werden, die sich nicht im Kriegszustand mit dem Irak
befinden, dann ist nur eine Interpretation möglich, nämlich dass der
jetzige Irak nach dem Krieg nicht mehr existieren wird. Die Anwesenheit
von Diplomaten eines Landes, das von der politischen Bühne gefegt wurde,
würde politische und diplomatische Probleme schaffen und die Anerkennung
eines neuen Irak bzw. der Kleinstaaten, die auf seinem Territorium
entstehen werden, durch diese Staaten verzögern oder behindern.
Hinzu kommt, dass es im internationalen Recht keine Bestimmung gibt, die
diesen merkwürdigen Schritt [der Ausweisung] stützen würde - ganz
abgesehen davon, dass ein solche Ausweisung der irakischen Diplomaten
von Washington während des Krieges 1991 nicht verlangt wurde. Deshalb
kann dieser Schritt als ein erster und ernster Hinweis auf das
Verschwinden des Irak von der politischen Landkarte der Region und ihrer
Neuskizzierung verstanden werden - und darauf, dass es ein neues
diplomatisches Corps geben wird."
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