Hass auf Israel:
Was wir wissen, jedoch nicht laut sagen dürfen
Aus National Review, Übersetzung D.
Marcus für nahostfocus.de
Europa, die Vereinten Nationen, viele Elitekreise in Amerika und natürlich die
gesamte arabische und islamische Welt sind gegen Israel eingestellt. Drei
Behauptungen sind Vorwand für diese Einstellung.
1. BESATZUNG
Israel besetzt absichtlich Land, das nicht ihm gehört – eine Travestie, die
vollkommen unisono auf der Weltbühne gespielt wird und somit besondere und
umfassende Missbilligung verdient. Außerdem gibt es -entgegen dem ständigen
palästinensischen Lamento- eine große Menge an besetzten Gebieten in der
heutigen Welt – Tragödien, die vollständig aus dem moralischen Radarschirm der
UN verschwinden und die für keinen der selbst ernannten Moralapostel der
arabischen Welt von Bedeutung sind.
Seit 1974 ist ein Teil des griechischen Zypern unter türkischer Kontrolle – die
Häuser und das Eigentum der griechisch sprechenden Zyprioten sind konfisziert,
die einheimische Bevölkerung ausgewiesen und die Insel geteilt. Tibet wurde von
China annektiert, völlig illegal und ohne besondere Reklamationen, mit Ausnahme
einiger weniger in den USA.
Was geschah mit dem Libanon? Die Syrer haben das ganze Land besetzt, die
Palästinenser sind eine Art staatseigener Sklaven und die Libanesen selbst sind
kaum mehr als die Butler ihrer syrischen Herren. Kurdistan ist im Besitz dreier
verschiedener Länder. Auf dem Balkan herrscht ein Durcheinander von ethnischen
Slawen, Albanern, Serben und Griechen, die in Ländern leben, die von anderen
kontrolliert werden. Eine Viertelmillion –und nicht dreitausend- sind in den
letzten fünfzehn Jahren gestorben. Was gibt Russland das Recht, an japanischen
Inseln festzuhalten, die es in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges
konfisziert hat? Terrororganisationen, die Hamas und Hisbollah ähnlich sind,
versuchen in Irland und Spanien Menschen in die Luft zu jagen, um für sich
selbst ein autonomes Heimatland und Erbe zu fordern.
Was in vielen dieser Fälle anders ist, ist die Tatsache, dass die Tibeter nicht
dreimal versuchten, in China einzumarschieren. Griechische Zyprioten versuchten
nicht, die Türken durch eine Reihe von Kriegen ins Mittelmeer zu werfen. Auch
versuchte die libanesische Armee nicht, Amman zu stürmen, sie verlor keinen
Krieg gegen Syrien und dadurch die Autonomie ihres Heimatlandes. Ganz
offensichtlich geht in Palästina noch mehr vor sich als die moralische
Entrüstung der Welt über den Umgang mit besetztem Land.
2. GRENZEN UND FLÜCHTLINGE
Die traurige Geschichte der Kriege ist es, dass Menschen vertrieben werden. Ich
zweifle daran, dass Millionen von Deutschen irgendwann wieder etwas von ihrem
Land erhalten werden, das inzwischen zu Ostfrankreich oder Westpolen gehört.
Tausende von Russen fanden sich in der Situation wieder, dass sie in den
baltischen Staaten mehr und mehr unerwünscht waren. Werden die ionischen
Griechen –Bewohner der Westküste der Türkei seit dem 11. Jahrhundert vor
Christus- jemals in ihre Heimat zurückkehren, nachdem sie in den 20er Jahren des
20. Jahrhunderts brutal von dort vertrieben worden waren? Millionen von
islamischen Pakistanern und indischen Hindus leben in künstlich geschaffenen
Ländern, in denen sie nicht geboren wurden.
Wenn man die alte oder moderne Geschichte auf faire Art und Weise betrachtet,
muss man zugeben, dass die Situation in Palästina nicht einzigartig ist.
Tatsächlich versucht Israel, seine geschlagenen Feinde weitaus gerechter zu
behandeln als es die meisten Sieger –ob man nun die Türken, die Polen, die
Franzosen oder die Chinesen betrachtet- in der Vergangenheit taten. Über Fragen
bezüglich der Anzahl der Toten und des Kollateralschadens will ich mich hier
nicht äußern. Entgegen dem, was die UN und die palästinensische
Propagandamaschine sagen, geht das wahre Morden heutzutage in Zentralafrika, im
Amazonasbecken, in der früheren Sovietunion und in Indien vor sich. Was
erstaunt, ist nicht, dass Palästinenser im Kampf gestorben sind, sondern dass im
Vergleich zu den Kämpfen in den Stadtgebieten von Tschetschenien, in Mogadischu
und Panama, so wenig ums Leben gekommen sind. Unter diesem Gesichtspunkt ist
Herr Arafats Heraufbeschwören von Stalingrad sowohl historisch dumm wie auch
obszön im Gedenken an all die Hunderttausend, die im Winter 1942/43 auf beiden
Seiten ums Leben gekommen sind.
3. RASSISMUS
Eine konstante Beschuldigung –die erst kürzlich auf widerliche Art von Herrn
Arafat geäußert worden war- ist diejenige, dass die Israelis einen rassistischen
Widerwillen gegen die Palästinenser hegen. Er hat behauptet, die Israelis
versuchten auf Naziart, die Westbank von Nichtjuden zu säubern. Die UN selbst
hat über Jahre hinweg versucht, Resolutionen herauszugeben, die den Zionismus
mit Rassismus gleichsetzen. Doch wenn man die Sache fair und unter dem
Gesichtspunkt rassischer und religiöser Toleranz betrachtet, muss man sagen,
dass die israelische Regierung Lichtjahre entfernt ist von dem, was in der
arabischen Welt vor sich geht. In privaten Kreisen geben die Araber zu, dass sie
in Tel Aviv weitaus besser behandelt werden als die Juden derzeit in Kairo,
Bagdad, Damaskus oder Amman behandelt werden würden. In der israelischen
Tageszeitung "Jerusalem Post" lesen wir nicht, dass Palästinenser als "Affen"
und "Vampire" bezeichnet werden, wie wir das in arabischen Tageszeitung über die
Juden lesen. Es gibt in Israel auch keine umfangreiche Literatur –wie in der
arabischen Welt über die Juden-, die sich der Beweisführung widmet, dass Israels
Feinde Untermenschen sind. In diesem gegenwärtigen Konflikt existieren
wirklicher Rassismus und Hass, doch werden diese hauptsächlich von Arabern und
nicht von Juden geäußert. Hätte eine Zeitung in Tel Aviv behauptet, dass die
Araber Blut trinken und wären die Araber mit Primaten in Verbindung gebracht
worden, wäre die Entrüstung der Welt sogar erst an zweiter Stelle nach
derjenigen in Israel gekommen.
Wenn Israel für nichts anderes als dafür, sich selbst zu verteidigen, schuldig
gesprochen wird und dafür, seinen geschlagenen Gegnern erst dann das Land
zurückgeben zu wollen, wenn dem jüdischen Staat Sicherheit garantiert wird, was
ist dann der Kern des Hasses der Welt auf Israel? Die Antwort ist offenkundig
und kann in fünf Hauptpunkten zusammengefasst werden.
Realpolitik
Wir dürfen niemals das absolute Selbstinteresse der Staaten vergessen – ein
Wesenszug, von dem die griechischen Geschichtsschreiber gedacht haben, dass er
der Kern der meisten Konflikte ist, oftmals geschmacklos getarnt durch Vorwände
wie "Gerechtigkeit" und "Fairness". Es mag beinahe eine halbe Milliarde arabisch
sprechende Menschen geben. Millionen islamischer Bürger wohnen nun im Westen.
Nur die wenigen hundert Kilometer des Mittelmeeres trennen Europa von den
mittelalterlichen Regimes in Libyen, Algerien und Syrien. Die Wichtigkeit der
arabischen Welt reicht von der Größenordnung der im Ausland lebenden Bevölkerung
bis hin zum Nutzen expansiven Handels und großer Märkte. Die Wichtigkeit Israels
kann in diesem Fall in einer Ansammlung von kulturellen, ökonomischen und
politischen Ängsten und Möglichkeiten beurteilt werden. Wäre Israel groß –sagen
wir 400 Millionen Juden- und die arabische Welt darum herum spärlich (vielleicht
10 Millionen), dann würden wir Dutzende von UN-Resolutionen sehen, die Herrn
Arafat für alles verurteilen, angefangen vom Mord an US-Diplomaten in der
Vergangenheit bis hin zu seiner gegenwärtigen Mitschuld an Selbstmordanschlägen
dadurch, dass er sie in Auftrag gibt.
Öl
Zwischen einem Viertel und einem Drittel der Ölreserven dieser Welt sind in
Saudi-Arabien, Kuwait und im Irak zu finden. Für etwa die nächsten 30 Jahre sind
Europa, die USA und Japan auf diese ständige Versorgung von wichtigem Petroleum
angewiesen. Und während die wirtschaftlichen Kraftwerke des Westens
offensichtlich versuchen, alternative Lieferanten in Russland, Südamerika und
Norwegen zu finden, bleibt doch die Tatsache bestehen, dass durch die global
verbundene Wirtschaft das östliche Öl –und dessen instabile und unangenehme
Verwalter- in vorhersehbarer Zukunft unentbehrlich für die ökonomische
Weltgesundheit ist. Wir haben verschiedene Anstrengungen, die Ölversorgung zu
unterbrechen, dieser Regimes gesehen –angefangen von Saudi-Arabiens Ölembargo im
Jahr 1974 bis hin zur Bombardierung von Tankern im Persischen Golf durch den
Iran und zu Saddam Husseins Fackelzug zu den Ölfeldern in Kuwait- und darum
realisieren wir, dass ungünstige Beeinflussungen, gegenseitige
Vernichtungskriege und unerklärliche Fehden all diese Autokratien zu jeder
Stunde aufwiegeln können. Es ist viel einfacher –und billiger- angesichts der
routinemäßigen Schrecken den Mund zu halten oder tatsächlich aktiv ihre oftmals
absurden Tagesordnungen zu begünstigen.
Überdies bringt das Einkommen durch das Öl diesen Diktaturen westliche
technologische Expertisen und militärische Ausrüstung – und somit die Sympathie
von Millionen in der westlichen Welt, die davon abhängig sind, diesen Diktaturen
alles zu verkaufen, angefangen von Handys und Computern bis hin zu Düsenjägern.
Tausende von Europäern und Amerikanern, die Rohöl kaufen, damit Handel treiben
und es verschiffen, können die Wut ihrer Wohltäter kaum riskieren. Also
verstecken sie ihren Eigennutzen unter dem Deckmantel patriotischer Slogans wie
"nationales Interesse" und "ökonomische Sicherheit". Hätte Israel 25% der
Ölreserven dieser Welt und seine arabischen Nachbarn keine, würde die EU nun die
palästinensischen Bomber als die Schlägertypen und Terroristen, die sie sind,
verurteilen.
Terrorismus
In den vergangenen 30 Jahren stand die Mehrheit der internationalen Terroristen
im Dienst der radikalen islamischen und arabischen Sache. Es waren die
schlimmsten Killer, die internationale Flugzeuge in die Luft jagten, die
Olympischen Spiele stürmten, westliche Diplomaten ermordeten, Botschaften
stürmten, Geiseln nahmen und Zivilisten bei der Arbeit im wahrsten Sinn des
Wortes verdampfen ließen. Das bedeutet nicht, dass japanische, irische,
baskische, malaysische, weiße rassistische und armenische Terroristen nicht
häufig gemordet haben, sondern nur, dass arabische Mörder weit mehr auf globaler
Ebene Angriffe ausgeführt haben, besonders in Europa und Amerika. Spätestens mit
dem 1967er Krieg hat die Welt erkannt, dass die Unterstützung Israels in der
Ermordung von Diplomaten, Athleten, Touristen und Soldaten im Schlaf, bei der
Arbeit und im Urlaub resultiert. Hätte der Mossad im Gegensatz dazu Franzosen,
Amerikaner und Deutsche überall auf der Welt ermordet, würden sich Politiker nun
darum reißen, Israel ihre Unzufriedenheit zu zeigen und würden versuchen, den
"eigentlichen Grund" für diesen Missstand herauszufinden.
Antisemitismus
Wir wissen nicht genau, warum Antisemitismus in einer angeblich gebildeten und
modernen westlichen Welt fortbesteht, zu einer Zeit, in der Assimilation,
Integration und interreligiöse Eheschließungen immer alltäglicher werden und
absolute Säkularisierung die Unterschiede der großen Religionen verschwimmen
läßt. Traditionelle Stereotypen und Hass werden natürlich an jede neue
Generation weitergegeben; und wir dürfen niemals die Macht des Neides vergessen.
Neid, den hoch gebildete, kompetente und fachlich gut ausgebildete Juden bei
weniger talentierten und erfolgreichen Menschen hervorrufen. Trotzdem ist der
gegenwärtige Anstieg des Antisemitismus ziemlich offensichtlich – besonders die
beschämende Blasphemie, die in der wahllosen Nutzung der Worte "Holocaust" oder
"Genozid" und im plötzlichen Wiedererscheinen von Hakenkreuzen neben
Davidsternen gezeigt wird. Ich bin ein 48 Jahre alter schwedisch-amerikanischer
Protestant und zeige seit 30 Jahren meine Unterstützung für Israel, doch niemals
zuvor wurde ich gefragt "Sind Sie Jude?" Allein im vergangenen Jahr kam diese
Frage, die normalerweise als Anklage formuliert wird, mindestens 50 Mal auf,
gemeinsam mit gedruckter und elektronischer Beschimpfung, die Herrn Goebbels
stolz gemacht hätte.
Hier müssen wir offen reden: Die arabische Welt trägt einen großen Teil der
Verantwortung für den gegenwärtigen Hass. Islamische Voreingenommenheit ist der
Motor, der den europäischen Antisemitismus antreibt. Die vom Staat
herausgegebenen Zeitungen in Ägypten und Saudi-Arabien unterscheiden sich nicht
von denen in Deutschland während der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Saudische
Diplomaten und religiöse Persönlichkeiten zitieren voller Hass, auf
unentschuldbare Art, direkt aus "Mein Kampf". Dieses Buch ist in Teilen der
arabischen Welt ein Bestseller. Die Wahrheit ist: Wären die Palästinenser
angegriffen worden und hätten sie vier Kriege gegen Israel gewonnen und würden
sie derzeit den Staat Israel besetzen, würde ein Großteil der Welt sagen "Ihr
sollt noch mehr Macht haben, um diese Juden zu besiegen und zu besetzen."
Aristokratische Schuld und der Kult um den Underdog
Mit geringen Sorgen hinsichtlich Hunger oder Schinderei und mit steigendem
Appetit auf materielle Dinge haben viele Menschen im Westen Luxus und Reichtum
benutzt, um gerade die Kultur zu verdammen, die solch ein gutes Leben
produziert. Nihilismus, Zynismus und Sarkasmus sind die Symptome, die wir bei
unserer gelangweilten und schuldbeladenen Elite sehen. Eine Elite, die sowohl
die Kapitalisten herabsetzt, die ihren Wohlstand managen, wie auch die
Mittelklassegesellschaft, die ihn produziert.
Radikales Umweltbewusstsein, romantische Multikultur und autoritäre Utopie
reflektieren alle eine eher selbstgefällige Idealisierung des benachteiligten,
ursprünglich natürlichen Zustandes. Zentraler Punkt in diesem Credo ist die
Identifikation mit der vermutlich anti-westlichen Welt des universell
Unterdrückten – und mit beinahe jedem und allem, was in den vergangenen drei
Jahrhunderten gegen den Moloch der dominanten Kultur des westlichen,
industriellen Kapitalismus aufgekommen ist.
Somit sind es für manche Menschen im Westen nicht so sehr die Fakten im Nahen
Osten der letzten 50 Jahre, die ihren Hass auf Israel bestimmen. Wahrscheinlich
auch nicht die Sorge über den Benzinpreis für ihre Volvos oder SUVs, ebenfalls
nicht ihre Angst vor Bomben und Bakterien, und nicht ihr Neid auf die Juden.
Sondern ihr Hass rührt eher daher, dass die Palästinenser schwach und die
Israelis stark sind. Auf diese Art ziehen Herr Arafat und seine Speichellecker
einen Verdienst aus ihrem Status als Geschädigte, z. B. hinsichtlich ihres
Abstammungsrechts, und bekommen die Genehmigung für alles, angefangen von
liberaler Zensur bis hin zu Worten des Hasses und zu Voreingenommenheit. Die
Israelis hält man für stark und überheblich, weil sie ja die Ausbeuter sind, und
somit werden sie kollektiv für die Unterdrückung und gegenwärtige Not ihrer seit
langem leidenden "Opfer" verantwortlich gemacht.
Diese unerträglichen und reichen europäischen und amerikanischen Linken sehen
ihre Solidarität mit den Palästinensern teilweise auf marxistische, teilweise
auf arrogante und meistens auf naive Art als untrennbar verbunden mit ihrer
eigenen unangenehmen Persönlichkeit. Es ist viel einfacher, billiger –und
sicherer-, das Unrecht von ungerecht Behandelten durch Demonstrationen und das
Unterzeichnen von Petitionen wieder gut zu machen, als unter ihnen zu leben, sie
zu heiraten, sie täglich zu sehen oder dem "anderen" materielle Hilfe zukommen
zu lassen. Denn es kann alles in ein paar Sekunden in der Universität, im
Fernsehn oder in den Stadtbezirken getan werden – ohne eine echte Betrachtung
dessen, was das eigene, eher bequeme, materiell gesicherte Dasein in der
Universität, in den Medien oder in der Regierung garantiert.
Die Wahrheit ist, dass die westliche Unterstützung für Israel oder der westliche
Hass auf Israel uns viel mehr über uns selbst erzählt als über die reale
Situation im Nahen Osten.
hagalil.com
01-08-02 |