Vor dem großen Knall:
Widerstand der Siedler gegen die Räumung
Alle israelischen Zeitungen befassen sich seit
Tagen in großem Umfang mit dem zunehmenden Widerstand der Siedler
gegen die Räumung des Gazastreifens und ihrem Aufruf an Soldaten zur
Befehlsverweigerung. Shabbak-Chef Avi Dichter hat in diesem
Zusammenhang pessimistische Prognosen für den Verlauf der Räumung
und die Zeit danach geäußert.
Dem Außen- und Sicherheitskomitee der Knesseth
präsentierte Dichter ein Schreckensszenario. Die rechtsradikalen
Siedler planen im Geheimen einen gewalttätigen und blutigen Kampf.
Sie planen, Gerüchte über Soldaten in Umlauf zu bringen, laut
welchen Soldaten auf Siedler schießen, um damit einen großen Knall
herbeizuführen. Auch was den "Tag danach" betrifft, ist Dichter
pessimistisch: "Eine Räumung der Philadelphi-Achse wird aus
Südisrael einen Südlibanon machen."
Die Siedler planen außerdem, dass am Tag der
Räumung Tausende Volontäre in Uniformen nach Gush Katif kommen, um
die räumenden Soldaten zu verwirren und schockierende Bilder zu
erzeugen, wie Soldaten gegen Soldaten kämpfen. "Wir sind nicht
weniger eine Volksarmee als Sharon und seine Legionäre", sagen sie
laut Informationen von Avi Dichter.
Weiterhin befassen sich die Zeitungen mit dem
Soldaten, der vorgestern bei der Räumung des Outposts "Shalhevet"
den Befehl verweigerte und nun zum neuen Helden der Siedler gekrönt
wurde. In Jedioth Achronoth heißt es dazu: "Seit langem waren in
Gush Katif nicht so viele lächelnde Gesichter zu sehen wie am Tag
nach der Räumung der beiden Wohncontainer. Die Siedler sind
euphorisch. Ihr neuer Held, der erste Befehlsverweigerer Jossi
Pilant, ließ neues Blut in ihren Kampf fließen."
Die Zeitung bringt in diesem Zusammenhang Daten
über die Intifada, wie sie von Dichter im Außen- und
Sicherheitskomitee der Knesset präsentiert wurden:
1025 israelische Todesopfer (30% davon Angehörige
der Sicherheitsdienste)
5735 israelische Verletzte
1231 Mörsergranaten wurden 2004 auf israelisches Gebiet abgeschossen
365 Selbstmörder wurden im vergangenen Jahr vor Durchführung des
Anschlags festgenommen
309 Kassam-Raketen wurden auf israelisches Gebiet abgeschossen, 123
davon auf Sderot
46 Anschläge wurden 2004 "im letzten Moment" verhindert
74% der versuchten Selbstmordanschläge konnten im Jahr 2004
verhindert werden
55% der israelischen Opfer wurden bei Terrorakten getötet, die von
Samaria ausgingen
(seit Fertigstellung des Trennzauns im Jahr 2004 ging diese Zahl
jedoch auf 12% zurück)
20% der israelischen Bürger waren im Verlauf von 2004 von Anschlägen
betroffen, an welchen Araber aus
Ostjerusalem beteiligt waren.
Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv
hagalil.com
06-01-2005 |