Quadratur des Kreises:
Teufelskreis
Aus: Leitartikel Jedioth 31-06-04
Es gibt Kreise, aus welchen man kein Quadrat machen kann. Wie zum
Beispiel der Kreis, in dem sich derzeit das Räumungsprogramm aus Gaza
befindet.
Der wesentliche Grund für die Notlage des Programms ist die schlechte
Lage, in der sich sein Vater befindet, MP Sharon. Dieser strahlt
erschöpfte Anti-Führungskraft aus. Es gelingt ihm nicht, die
Aufrichtigkeit seiner veränderten Haltung zu beweisen. Er reißt
niemanden mit seinen Ideen mit.
Der MP hatte in seiner Regierung eine klare Mehrheit für das
ursprüngliche Loslösungsprogramm. Aber Sharon, aus bis heute
unerklärlichen Gründen, ignorierte diese Mehrheit und zog es vor, das
Abenteuer der Urabstimmung einzugehen. Mit unerträglicher
Leichtfertigkeit setzte er die für Israel in den letzten Jahren
wichtigste strategisch-nationale Entscheidung aufs Spiel.
Dabei verlor er. Er verlor, weil er nur minimalste Bemühungen
unternommen hatte zu gewinnen. Eingeschlossen in seinem Büro
korrespondierte Sharon mit den Mitgliedern seiner Partei mittels
Interviews in den Medien. Kein Wunder, dass er verloren hat.
Kann der Schaden behoben werden? Superman hat in einem seiner Filme die
Erde auf ihrer Achse zurückgedreht, um die Resultate eine Erdbebens
rückgängig zu machen. Sharon ist nicht Superman und kann die Zeit nicht
zurückdrehen. Seine Möglichkeiten sind weitaus realistischer.
Eine ist, das Handtuch zu schmeißen und sein Programm in eine
Mini-Räumung zu machen, wodurch er seine Regierung zu einem beschämenden
Preis rettet. Eine andere Möglichkeit wäre, eine zweite Urabstimmung im
Likud vorzunehmen, mit dem Argument der geringen Beteiligung an der
ersten Abstimmung. Wenn Sharon diesmal den Kampf persönlich anführt,
wird er ihn auch gewinnen. Die dritte Möglichkeit ist es, Neuwahlen
auszurufen und bei diesen mit einem neuen, überparteilichen Block zu
kandidieren, der Teile vom Likud, von Shinui und von der Avoda
beinhaltet und die Loslösung in seinem Banner trägt.
Und es gibt, wie immer bei israelischen Regierungen, auch die ewige
Option, aus dem Kreis ein Quadrat zu machen, in anderen Worten, einen
Kompromiss einzugehen: gar nichts zu tun. Erst mal abwarten. Und wer
sagt, dass das nicht auch eine Politik ist?
hagalil.com
01-06-2004 |