Räumungsprogramm für Gaza:
Die Palästinenser sind an der Reihe
Jedioth Achronoth, 20.04.2004
Das Räumungsprogramm für den
Gazastreifen wird offiziell "Loslösungsplan" genannt.
Verteidigungsminister Mofas sucht zurecht eine andere Bezeichnung, denn
es ist klar, dass Gaza auch danach auf sehr vielen Bereichen mit Israel
verbunden sein wird.
Israel wird Gaza Infrastrukturen wie
Strom, Gas, Wasser, Benzin u.m. liefern. Das israelische
Finanzministerium wird sich weiterhin um den Einzug von Steuern und
Zöllen für die Palästinenser kümmern. Palästinenser werden weiterhin in
Israel arbeiten. Die Industriezone Eres wird erweitert, weitere
Industriezonen errichtet werden.
Nur eines wird sich ändern: 7000
Israelis werden aus dem Gazastreifen geräumt werden, und die Gebäude,
die sie zurücklassen, werden an eine amerikanisch-internationale
Verwaltung übertragen. Gaza nach der Räumung könnte zu einem großen
palästinensischen Ghetto werden, in dem sich eineinhalb Millionen
arbeitslose, arme, verzweifelte Palästinenser drängen werden, die von 10
Schekeln am Tag leben müssen.
Ein solches Gaza wäre eine menschliche
Katastrophe und ein terroristisches Pulverfass. Dasselbe Gaza nach der
Räumung könnte jedoch auch ein Meilenstein zu einer neuen, positiven
Realität sein, ein Sprungbrett zu einem demokratischen und unabhängigen
Palästina. Dafür bräuchten die Palästinenser internationale Hilfe,
israelischen guten Willen und vor allem eine eigene, nationale
Entscheidung.
Wollen sie weiter in Selbstmitleid und
Rachedurst versinken, oder aber die "fantastische Gelegenheit" nützen,
von der Bush und Blair bei ihrem Treffen im Weißen Haus sprachen, und
von einem passiven zu einem aktiven Volk werden, vom Objekt zum Subjekt,
von Destruktiven zu Konstruktiven.
Die erste Reaktion der Palästinenser auf
die Korrespondenz Bush-Sharon war eine wütende, fast schon hysterische,
die mit der Beleidigung der Tötung Rantisis noch verstärkt wurde.
Beleidigt sein ist jedoch ein trügerischer Ratgeber. Solche trügerische
Ratgeber fehlten den Palästinensern in den letzten Jahrzehnten nicht.
Jetzt brauchen sie Leute der Wahrheit.
hagalil.com
21-04-2004 |