Palästinensische Terrorgruppen erklären Waffenruhe:
Israel zieht sich aus nördlichem Gazastreifen zurück
Von Thorsten Schmitz
Jerusalem – Die palästinensischen
Untergrundorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad haben sich
am Sonntag zu einem Stopp der Angriffe auf Israel bereit erklärt.
Auch die Fatah-Bewegung von Palästinenser- Präsident Arafat hatte
eine ähnliche Erklärung angekündigt. Der Gewaltverzicht soll für
drei Monate gelten, erklärte ein Hamas-Führer in Gaza. Zuvor hieß es
aus israelischen Regierungskreisen, die Armee werde in der Nacht zu
Montag mit dem Rückzug ihrer Truppen aus palästinensischem
Autonomiegebiet im Norden des Gaza-Streifens beginnen.
Die zwischen israelischen und palästinensischen
Sicherheitsexperten erzielte Übereinkunft sieht vor, dass sich die
Truppen peu à peu die Positionen vor Beginn der Intifada im
September 2000 zurückziehen und dass den Palästinensern auf der
Hauptverkehrsachse im Gaza-Streifen, die den Norden mit dem Süden
verbindet und bislang von israelischen Checkpoints unterbrochen
wurde, wieder durchgehend von Palästinensern befahren werden könne.
Zudem hieß es im Anschluss an ein Treffen von
Israels Regierungschef Ariel Scharon mit der Sicherheitsberaterin
von US-Präsident George W. Bush, Condoleezza Rice, dass Israel den
Palästinensern den Wiederaufbau des Flughafens im Süden des
Gaza-Streifens gewähre. Rice war am Samstag zu einer Stippvisite in
der Region eingetroffen, um im Auftrag Bushs angesichts einer neuen
Welle der Gewalt den vom Nahost-Quartett (USA, EU, UN, Russland)
ausgearbeiteten Friedensfahrplan zu retten. Dieser sieht einen
Palästinenserstaat im Jahr 2005 vor. Grundvoraussetzung hierfür ist
jedoch ein Stopp der Gewalt. Rice war zuvor mit dem
palästinensischen Ministerpräsidenten Machmud Abbas in Jericho
zusammengetroffen und hatte diesem eine persönliche Einladung ins
Weiße Haus überbracht.
Israelische Medien berichteten, zwischen Rice und
Scharon sei es zu einem heftigen Streit wegen des Trennungszauns
gekommen, den Israel derzeit zwischen dem Westjordanland und dem
Kerngebiet Israels errichten lässt. Rice habe kritisiert, dass der
Zaun politisch motiviert sei und einem Grenzverlauf vorgreife, über
dessen Struktur im Rahmen des Friedensfahrplans erst noch verhandelt
werden müsse. Scharon habe dagegen gehalten, dass der Zaun zum
Schutz der israelischen Bevölkerung errichtet werde und das bereits
bestehende Teilstück bereits 250 potenzielle palästinensische
Selbstmordattentäter von Anschlägen abgehalten habe.
Die Erklärung zu einem befristeten Gewaltverzicht
war durch den Widerstand der Fatah-Organisation verzögert worden.
Deren Führung hatte sich beschwert, dass hauptsächlich mit Hamas und
Islamischem Dschihad verhandelt worden sei. Zudem bestehe Fatah auf
einer Erwähnung des Friedensfahrplans in der Erklärung, was Hamas
und Islamischer Dschihad jedoch ablehnen. Der Fatah gehört die
Terrorgruppe "Al-Aksa-Brigaden" an, die Dutzende von Anschlägen auf
Israelis ausgeführt hat.
hagalil.com
30-06-03 |