Die von der israelischen Friedensbewegung Gush Shalom (Friedensblock) angeregte Diskussion über Moral und das Ethos der "Reinheit der Waffe" führte in den letzten Wochen zu hitzigen Vorwürfen (wir berichteten bereits mehrfach). Unter anderem wurde gefordert Aktivisten des Gush Shalom des Hochverrats anzuklagen. Einen Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung, als Gush Shalom seinerseits eine Anklage gegen den Kommandeur der Luftwaffe erwog.

Inzwischen liegen die Ergebnisse einer durch die Armee durchgeführten Untersuchung vor. Meldungen über einzelne Plünderungen in den PA Gebieten wurden bestätigt und natürlich wird die Moral der IDF diskutiert. Zurecht, meint die israelische Tageszeitung Jedioth achronoth: "Die Wahrheit ist aber, dass Plünderungen, wie auch Verletzung von Gefangenen und Menschenwürde, schon seit jeher eine Begleiterscheinung von Kriegen sind, auch der Kriege Israels.

Es ist richtig und wichtig, dass über Kampfmoral gesprochen wird. Dies verliert jedoch in einer Realität, in der das Töten von Zivilisten für viele als nicht unbedingt verurteilenswerte Notwendigkeit betrachtet wird, an Bedeutung. Wenn ein Flugzeug der Luftwaffe eine tonnenschwere Bombe auf ein Haus abwirft, und dabei 11 Kinder getötet werden, und der Kommandeur der Luftwaffe sagt, dies habe ihm nicht einmal eine Minute Schlaf geraubt, dann verblassen eine unnötige Ohrfeige, die ein Soldat einem Zivilisten verpasst oder aus einer Wohnung geplünderte Gegenstände.

Der gegenwärtige Krieg Israels ist ein schwerer und grausamer, und er wird gegen einen Feind geführt, der Hunderte Zivilisten getötet hat. Es gibt vielleicht keinen sauberen Weg, diesen Krieg zu führen. Andere Völker - Franzosen, Briten und Amerikaner, ganz zu schweigen von Staaten mit weitaus niedrigerer kollektiver Moral - haben sich in ähnlichen Kämpfen nicht besser verhalten. Wer jetzt jedoch kopfschüttelnd von ein paar "faulen Äpfeln" spricht, der ist naiv oder gibt sich so. Und wer glaubt, dass jetzt, nach den Veröffentlichungen, alles in Ordnung kommen wird, der lebt in einer gefährlichen Illusion.

Zum selben Thema meint die Tageszeitung M'ariw: "Die IDF (Israelische Verteidigungsmacht) muss sträfliches Verhalten ihrer Soldaten mit allen Wurzeln entfernen. Israel befindet sich in einem blutigen Kampf um das Leben seiner Zivilisten und um seine Existenz. Diesem Kampf liegt die moralische Annahme zugrunde, dass wir uns im Recht befinden. Jede häßliche Erscheinung, die diese Annahme befleckt, schadet uns. Die IDF ist keine Armee von Plünderern. Aber wir dürfen es nicht zulassen, dass ihr Ansehen durch Plünderer befleckt wird".

hagalil.com 28-08-02