hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!

Rückzug aus den Gebieten:
Sharons Beitrag zur Stärkung von Hamas

Hören:
politik/sharon-0j.rm
, politik/sharon-1j.rm und speziell zu Beilin: politik/sharon-2j.rm

Siehe auch:
Yossi Beilin:
The Wrong Exit from Gaza
Y. Beilin, one of the architects of the Geneva Accords, critically discusses the announcement by Prime Minister A. Sharon of his intention to withdraw unilaterally from the Gaza Strip and a few settlements in the West Bank. Beilin argues that: “for all the public fears over concluding a permanent status agreement […] it is hard not to see that unilateral disengagement leaves Israel at best with what a full-fledged agreement would leave Israel at worst.”...

[ARABIC] [HEBREW]

Von Jossi Beilin

Die Äußerungen Sharons erzielten einen unerwarteten Erfolg. Noch bevor überhaupt klar ist, ob er seine Absichten umsetzen wird, ist man in der Avoda schon bereit, sich seiner Regierung anzuschließen.

Zweifelsohne sind seine Äußerungen wichtig. Die Tatsache, dass Sharon die Gründung eines Palästinenserstaats befürwortet- auch wenn es sich dabei um eine kleine Enklave handelt- ist ein Schritt vorwärts. Seine Worte über die israelische Besatzung in den Gebieten- auch wenn er sie später als Ausrutscher darstellen wollte- sind von Bedeutung, so auch seine Äußerungen darüber, dass es keine Juden im Gazastreifen mehr geben wird. Es ist klar, dass die Linke die Umsetzung all dieser Äußerungen niemals ablehnen wird. Aber die Worte an sich, und vor allem ihre Umsetzung, sind sehr problematisch und könnten unseren nationalen Interessen schaden.

Die Anerkennung der Notwendigkeit einer Grenze zwischen Israel und den Palästinensern, als Gewährleistung für die Existenz eines jüdisch-demokratischen Staates, führte den zentralen Strom des Likud zur der einseitigen Option. Von nun an handelt es sich um eine Kandidatur zwischen zwei Möglichkeiten: entweder ein israelisch-palästinensisches Abkommen, oder ein einseitiger Rückzug. Natürlich ist der einseitige Rückzug besser, als in den Gebieten zu bleiben. Aber ein Abkommen, (das es bereits gibt und nur umgesetzt werden muss) wäre besser als ein einseitiger Rückzug. Denn es würde sich um eine historische Maßnahme handeln, die sich auf Generationen auswirken würde. Deshalb empfehle ich, nicht übermäßig von den Äußerungen Sharons begeistert zu sein, sondern ihre Gefahren zu erkennen.

Ein israelischer Rückzug aus den Gebieten ohne Abkommen wäre ein Rückzug zugunsten von Hamas. Jeder Rückzug, der nicht mit der PA vereinbart wurde, übergibt Hamas die Kontrolle, da sie heute der am besten organisierte Faktor auf der palästinensischen Seite ist, und liefert ihr ideologischen Vorsprung. Hamas wird behaupten: "Wir haben euch ja gesagt, man darf bei den Verhandlungen mit den Juden nicht nachgeben, und jetzt seht ihr, dass sie sich von alleine zurückziehen." Das ist die härteste Ohrfeige für palästinensische Verhandlungspartner der Vergangenheit und der Gegenwart, ohne die ja niemals ein Abkommen erzielt werden kann.

Will Sharon das? Ist die Tatsache, dass er für Abu-Masen keine Gefangenen freiließ, für Nasrallah hingegen schon, Teil seiner Weltanschauung, mit der gerade diejenigen gestärkt werden, die nicht mit ihm sprechen wollen?

Auch wer glaubt, dass die palästinensische Seite ein Abkommen sowieso nicht umsetzen würde, muss es unterstützen. Denn sollten die Seiten ein Abkommen von der Form des Genfer Abkommens unterzeichnen, und die Palästinenser würden dagegen verstoßen, dann würde dies einige Vorteile für Israel mit sich bringen: eine östliche Grenze, die international anerkannt ist; eine große Hauptstadt, die auch die jüdischen Viertel in Ostjerusalem, die Klagemauer und das jüdische Viertel beinhaltet, die von aller Welt anerkannt wird und in die alle Botschaften umziehen werden; das Flüchtlingsproblem wird endlich von der Tagesordnung verschwinden, und alle relevanten UN-Resolutionen werden durch das Abkommen ersetzt. Die jüdische Mehrheit wird auf Generationen sichergestellt. Sollte der palästinensische Staat zu einem Feind werden, dann können wir uns dementsprechend mit ihm auseinandersetzen.

Das schlimmste Szenario eines Verstoßes gegen das Abkommen ist immer noch besser als ein einseitiger Rückzug, der international nicht anerkannt wird, der keine Lösung für die zwei zentralsten Fragen anbietet (Jerusalem und Flüchtlinge), und der die Palästinenser nicht einmal zu einer Entwaffnung oder zu Terrorbekämpfung verpflichtet. Der einseitige Rückzug bringt keine internationale Hilfe mit sich, er macht es nicht möglich, dass die geräumten Siedlungen Teil der Entschädigung werden, die die Flüchtlinge erhalten, und er wird uns keine internationale Höherstufung einbringen (in der NATO oder der EU).

Sharon hat lange dazu gebraucht zu begreifen, was die israelische Linke seit langem begriffen hat. Auch wenn man jetzt von dem erfolgreichen Abschluss seines langen Lernprozesses beeindruckt ist, darf man sich nicht von dem krummen Rezept begeistern lassen, das er für das Ziel, mit dem wir uns alle von ganzem Herzen identifizieren, vorschlägt- das Ende der Besatzung.

Der Autor ist einer der Initiatoren des "Genfer Abkommens". 1999-2001 war Beilin Justizminister im Kabinett von Ehud Barak. Vor den letzten Wahlen trat er zur Meretz-Partei über.

hagalil.com 20-02-2004

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved