Premier Milos Zeman
sorgt erneut fur Irritationen
Unmittelbar vor dem fur diesen Mittwoch geplanten Besuch
von Bundesaussenminister Joschka Fischer in Prag hat der tschechische
Ministerprasident Milos Zeman erneut mit Ausserungen uber die
Sudetendeutschen fur Irritationen gesorgt. In einem Interview fur die
israelische Zeitung "Haaretz" (Montagsausgabe) verteidigte er die
Vertreibung von Millionen Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg
aus der Tschechoslowakei.
Deutsche Diplomaten ausserten der Nachrichtenagentur dpa
zufolge Unverstandnis fur die Ausserungen und bemerkten, es gebe an
diesem Dienstag vor der Ministerreise "Gesprachsbedarf". Zeman hatte
erst vor einigen Wochen fur schwere Irritationen im
deutsch-tschechischen Verhaltnis gesorgt, als er in einem Interview die
Sudetendeutschen zum Teil pauschal als "funfte Kolonne Hitlers" und als
"Verrater" bezeichnete. Spater relativierte er dies.
Zeman vergleicht Jassir Arafat mit Adolf Hitler
Die Ausserungen von Premier Milos Zeman fur die israelische
Zeitung "Haaretz" sind auch bei den Palastinensern und in Osterreich auf
heftige Kritik gestossen. Zeman hatte in dem Blatt Palastinenser-Fuhrer
Jassir Arafat mit Adolf Hitler verglichen. Der palastinensische Minister
fur Information, Jasir Abid Rabbu, bezeichnete die Ausserungen des
tschechischen Premiers als skandalos.
Zeman habe sich Rabbu zufolge den Palastinensern gegenuber
rassistisch gezeigt, als er ausserte, dass sie ahnlich wie die
Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben werden sollten,
meldete die Nachrichtenagentur CTK unter Berufung auf die Presseagentur
AFP. Die osterreichische Aussenministerin Benita Ferrero-Waldner
bezeichnete Zemans Ausserungen als "sehr absurd", der Vizevorsitzende
der unteren Parlamentskammer, Werner Fasslabend bemerkte, damit hatte
sich Zeman definitiv aus der seriosen Politik ausgeschlossen.
Pithart: Aufhebung der Benes-Dekrete unmoglich
Der Prasident des tschechischen Senats, Petr Pithart, hat
die Forderung nach Aufhebung der Benes-Dekrete als kontraproduktiv
bezeichnet. In einem Interview fur die Dienstag- Ausgabe der Berliner
Zeitung "taz" sagte er, dies sei auch "aus juristischer Sicht" nicht
moglich, da die Dekrete Teil der tschechischen Nachkriegs-Gesetzgebung
seien.
Der Prozess zur Bewaltigung der Vergangenheit konne nicht
durch Beschlusse auslandischer Institutionen beschleunigt werden. Kurz
vor dem Besuch des deutschen Aussenministers Joschka Fischer in Prag
warf der Senats-Prasident der rot-grunen Regierung in Berlin zugleich
vor, sich zu wenig um das "zarte Pflanzchen" der Beziehungen zwischen
beiden Landern gekummert zu haben. Er pladierte ferner fur eine
"symbolische Entschadigung" derjenigen Sudetendeutschen durch die
Tschechische Republik, die keine Nationalsozialisten waren.
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haGalil onLine 18-02-2002 |