Der französische Außenminister:
Man kann die Angriffe gegen die Juden verstehen
Frankreich hat Israel gestern einen
scharfen offiziellen Protest vorgelegt, dies nach den Vorwürfen, die
gegen Frankreich wegen der zunehmenden antisemitischen Erscheinungen
erhoben wurden. Der Protest wurde im Namen des französischen
Präsidenten, Jacques Chirac, und des Ministerpräsidenten Jospin
eingereicht, und es heißt darin, die Vorwürfe Israels seien übertrieben.
Der Zorn der Franzosen wurde durch die
Äußerungen des stellvertretenden Außenministers, Michael Melchior,
erregt, der gesagt hat, im Zusammenhang mit Antisemitismus sei
Frankreich der schlimmste Staat Europas. Hohe politische Stellen sagten,
die französische Regierung befürchte, die israelischen Vorwürfe könnten
sich negativ auf den doppelten Wahlkampf auswirken, der dieses Jahr in
Frankreich stattfinden wird, für die Präsidentschafts- und die
Parlamentswahlen.
Außenminister Vedrine sagte am Wochenende
in einem Rundfunkinterview, die Angriffe gegen die Juden in Frankreich
seien verständlich, und man müsse nicht darüber schockiert sein, dass
französische Immigranten sich mit den Palästinensern identifizierten:
„Keiner ist darüber schockiert, dass jüdische Jugendliche in Frankreich
instinktiv Israel unterstützen, ganz egal, welche Politik in Israel
betrieben wird. Deshalb braucht man auch nicht darüber entsetzt sein,
wenn sich junge Immigranten in Frankreich emotionell mit den
Palästinensern identifizieren und vor Wut ganz außer sich sind, wenn sie
sehen, was passiert.“
Vedrine sagte weiter, mit seinen
Äußerungen über den Antisemitismus habe Melchior die Absicht verfolgt,
die Auswanderung französischer Juden nach Israel voranzutreiben. Die
Israelische Botschaft in Paris warnte die politische Ebene in Israel
davor, dass sich die Affäre auf die Beziehungen zwischen den beiden
Staaten auswirken könnte.
nach Itamar Eichner, Jedioth achronoth,
15-01-02
haGalil onLine
21-01-2002 |