„Ganze Welt
gegen Scharon“:
Heuchelei
EIN KOMMENTAR VON YOSSEF LEVY
„Ganze Welt gegen Scharon“, so liest
man in fast allen Zeitungen. Wieder einmal möchte die Europäische Union
eine führende Rolle übernehmen - und empfiehlt Wirtschaftssanktionen
gegen Israel.
Offenbar will man nicht hören, sehen
oder lesen, dass Israel das einzige demokratische Land im Nahen Osten
ist und seit seiner Staatsgründung um das Überleben gegen Terroristen
kämpfen muss, Terroristen, die keinen Willen zeigen, in Frieden mit
ihren Nachbarn Seite an Seite zu leben.
Ich habe bisher keine
europäische Krisensitzung gesehen, weil 27 Zivilsten beim Massaker am
Pessachfest brutal ermordet wurden. Ich habe keinen Aufruf zu Sanktionen
gehört, als täglich Männer, Frauen und Kinder in Bussen, Restaurants und
Fußgängerzonen in die Luft gejagt wurden. Allein im März diesen Jahres
hatten wir 126 Terroropfer in der Zivilbevölkerung zu verzeichnen. Wo
waren da die Demonstrationen in Madrid? Ich habe keine Empörung gehört,
als Yassir Arafat mit seiner eigenen Stimme zum Mord gegen Zivilsten
aufgerufen, den Dschihad gepredigt und sich in allen TV-Programmen
selbst den Märtyrertod gewünscht hat. Erst wenn Israel einmal mit einer
gerechten Offensive gegen die Infrastruktur des Terrors durchgreift,
hören wir: einen Chor der Heuchelei.
Ich habe das Gefühl, viele Europäer sind
verliebt in den Juden des 27. Januar. Doch wir sind die Juden des 28.
Januar. Nie werden wir uns abschlachten lassen. Wir haben das Recht und
die Pflicht eines jeden Volkes, das Leben unserer Bürgerinnen und Bürger
zu verteidigen: Es ist das Leben unserer Männer, Frauen und Kinder. Ich
habe das Gefühl, wir werden von Europäern als Aussätzige betrachtet. Das
ist schade für uns. Und es ist eine Schande für sie.
Kein anderes Land, auch nicht die
wohlständigen europäischen Staaten, die kaum Terroranschläge kennen,
hätten die täglichen Bomben in Einkaufszentren zugelassen. Sie würden
alles versuchen, um die Täter zu bestrafen und weitere hemmungslose
Morde gegen Zivilisten verhindern. Betrifft es aber Israel, ist der
Geist aus der Flasche und die Menschen der maßgeschneiderten Anzüge und
stimmigen Krawatten schämen sich nicht, doppelte Maßstäbe anzulegen.
Die Beweise liegen offen. Aber die
Kollegen in Brüssel und Madrid wollen sie nicht zur Kenntnis nehmen: Die
Al Aqsa Brigaden sprengen sich und unschuldige Menschen in die Luft. Die
Rechnung schicken sie an Herrn Yassir Arafat: „Wir brauchen fünf bis
neun Bomben pro Woche“, so schreiben die Terroristen an ihren
Finanzminister. Dieser genehmigt mit seiner eigenen Handschrift
Finanzüberweisungen an Raed al Karmi und andere 12 Terroristen, die
zahlreiche Zivilisten mit ihren eigenen Händen ermordet haben. Hat sich
die Europäische Union je die Frage gestellt, ob europäische Gelder
Terrorsanschläge finanzieren? Ist ein nachweislicher Terrorist das neue
Idol in Brüssel geworden? Wir wissen es nicht und fragen uns, wann
Europa die bittere Lektion lernen wird. Der Stärkere ist nicht immer der
Ungerechte und der Schwächere ist nicht immer auch gerecht. Es ist nur
ein kurzer Weg von der einseitigen antiisraelischen Hetze in den Medien
zu den ersten Vorfällen gegen Synagogen und Juden auf der Strasse.
Europa, pass auf!
haGalil onLine
11-04-2001 |