Jedioth achronoth beschäftigt sich mit dem "Tag
danach". Über die zukünftigen Beziehungen zu Europa schreibt der
ehemalige Israelische Botschafter in Deutschland, Awi Primor.
USA-Europa nach dem Krieg:
Die Partnerschaft wiederherstellen
Was die transatlantischen Beziehungen
in den letzten Tagen charakterisiert, ist in erster Linie Verlegenheit.
Wenn die USA und die den Krieg ablehnenden europäischen Staaten bis vor
zwei Wochen noch wie ein Paar Kampfhähne ausgesehen hatten, suchen die
beiden Seiten jetzt bereits nach einem Ausweg aus dem Labyrinth.
Der amerikanische Außenminister Colin Powell hat sich überraschend zu
dem Treffen der EU-Außenminister eingeladen, das am 3. April in Brüssel
stattfand. Er hat nicht nur vor ihnen gesprochen, sondern auch darauf
bestanden, mit jedem einzelnen der 22 Minister zusammenzutreffen.
Ebenfalls in Brüssel tritt am 29. April eine Konferenz der vier Staaten
zusammen, die sich als den harten Kern der EU betrachten: Deutschland,
Frankreich, Luxemburg und Belgien, die versuchen, wieder ein Programm
für eine gestärkte EU aufzubauen, nach der Erschütterung, die die
Kontroverse um den Krieg in Irak ausgelöst hat. Ihr erklärtes Ziel ist
es, einen Kern von Militär und Sicherheit in Europa zu gründen, in den
Bemühungen investiert werden sollen, wie sie in Europa seit Jahrzehnten
nicht zu sehen waren. Der Gedanke dahinter ist, dass nur durch eine
vereinte europäische Militärmacht, die die wirtschaftliche Macht der EU
ergänzt, die Weltgeschehnisse beeinflußt und an wichtigen Entscheidungen
teilgenommen werden kann.
Auf die Kritik, die bezüglich erhöhter Rüstungsausgaben in einer Zeit
der scharfen wirtschaftlichen Krise laut werden, antworten die
Deutschen, Armee und technologische Aufrüstung seien nicht nur eine
politische Angelegenheit, sondern sie sollten als eine für
wirtschaftliche Entwicklung lebensnotwendige Investitionen betrachtet
werden, da militärische Technologien Forschung und Entwicklung sowie den
HiTech-Bereich in Schwung bringen würden.
In Europa wird jedoch betont, dass man keinesfalls beabsichtige, den USA
Konkurrenz zu machen oder sich gar mit ihnen anzulegen, sondern ganz im
Gegenteil: Europa soll zu einem vollwertigen Partner bei dem weltweiten
Entscheidungsprozess werden, und zu einem effektiveren Bündnispartner
der Amerikaner.
Beide Seiten suchen nun Wege, die transatlantische Partnerschaft wieder
aufzubauen, denn es scheint, als könnten weder die USA noch Europa ohne
sie auskommen. Zum Vermittler wurde Tony Blair bestimmt, den die
Amerikaner und die Europäer als den idealen Kandidaten betrachten, die
Unstimmigkeiten beizulegen.
hagalil.com
14-04-03 |