Die EU-Beziehungen zu Israel:
Von Europa mit Sympathie
EU-Kommissar Chris Patten in Jedioth
achronoth
Die
EU stützt ihre Beziehungen zu Israel auf die Notwendigkeit, es
diesem Staat zu ermöglichen, in Frieden und international
anerkannten Grenzen zu existieren, frei von der Bedrohung des
Terrors. Die EU verurteilt den Terror entschlossen. Wir bestehen
darauf, dass die PA alle in ihren Mitteln stehenden Bemühungen
unternimmt, um die gemeinen Angriffe gegen unschuldige Israelis zu
stoppen und die Schuldigen vor Gericht zu stellen.
Die Erreichung von Frieden ist ein dringendes
Ziel, aber der Frieden kann nicht dadurch erzielt werden, dass die
Palästinenser geschlagen und erniedrigt werden. Im Gegenteil, Israel
wird Frieden und Anerkennung durch die arabische Welt erst dann
gewinnen, wenn auch die Palästinenser den ihnen zustehenden Respekt
erhalten und ihr Leben selbständig in einem demokratischen Staat mit
international anerkannten Grenzen führen können.
Unsere unterschiedlichen Auffassungen über den Weg
zum Frieden können das, was uns verbindet, nicht auslöschen, und
natürlich zu allererst die Geschichte. Wir werden die Tragödie des
Holocaust niemals vergessen. Wir erkennen den enormen Beitrag an,
den die jüdische Kultur unserer Gesellschaft geleistet hat, und wir
werten Israel als eine reife Demokratie, die einzige in der Region.
Die grundlegende Kraft der Beziehungen zwischen den beiden Seiten
spiegelt sich in dem Assoziationsvertrag wider, der seit zwei Jahren
in Kraft ist. Er beinhaltet das Potential, unsere Zusammenarbeit auf
eine Ebene zu bringen, wie es sie im Mittelmeerraum noch nie gegeben
hat.
Der Umfang des Handels zwischen uns, eine wichtige
Komponente im wirtschaftlichem Wachstum Israels, nahm seit Beginn
des letzten Jahrzehnts um ein Dreifaches zu. Ein Drittel des
israelischen Exports kommt in die EU Staaten, und ca. 40% des
israelischen Imports stammt aus der EU. Nach dem Beitritt von
weiteren zehn Mitgliedstaaten zur EU im Jahre 2004 werden sich noch
mehr Möglichkeiten für den israelischen Markt bieten.
Die legendäre Initiative israelischer
Geschäftsleute, das gut ausgebildete Personal und das hohe
technologische Niveau machen Israel zu einem modernen und
konkurrenzfähigen Markt. Der Beschluss Israels, industrielle Normen
und Standards zu übernehmen, die in Europa üblich sind, die
Verbesserungen, die in der monetären Politik vorgenommen wurden und
die Beteiligung von Forschungsinstituten, Universitäten und Firmen
an europäischen Forschungsprogrammen verstärken sein
Eingliederungspotential. Wir sind zur Gründung einer freien
Handelszone mit allen Mittelmeerstaaten bis 2010 verpflichtet. Auch
in Krisenzeiten bestanden wir stets auf das Recht Israels, sich
diesem Prozess voll anzuschließen.
Unsere Befürwortung eines Palästinenserstaates ist
kein Zeichen für eine schwindende Sympathie für Israel. Im
Gegenteil, wir sind der Meinung, dass regionale Entwicklung nicht
nur für das wirtschaftliche Wachstum Israels lebensnotwendig ist,
sondern auch für seine Sicherheit, und dass kein Staat im Herzen
feindlicher Staaten aufblühen kann. Die Not der Palästinenser kommt
jenen zugute, die unschuldige Israelis treffen wollen. Die
europäische Hilfe an die palästinensische Bevölkerung verhindert
also eine Vertiefung des Chaos und trägt zur Sicherheit Israels bei.
Die Gelder, die wir an die PA überweisen, sind auch ein Hebel, mit
dem wir die erforderlichen Reformen dort vorantreiben wollen.
So wie wir den Terror vorbehaltlos verurteilen. so
verurteilen wir auch die übertriebene Gewalt, die Israel hin und
wieder einsetzt: Töten ohne Gerichtsverhandlung und kollektive
Strafen, die einer Demokratie wie Israel unwürdig sind. Wir riefen
zu einem Siedlungsstopp in der Westbank auf und forderten die am
Konflikt beteiligten Seiten auf, die Menschenrechte zu würdigen,
denn wir haben aus dem düsteren Kapitel unserer Geschichte gelernt,
wie bedeutend die Freiheit und die Würde des Einzelnen auf der Suche
nach dem Frieden sind.
Das ist nicht nur unsere Haltung. Im Rahmen des
„Quartetts“ präsentieren wir eine „Wegbeschreibung“ für die
Schritte, die Israel und die Palästinenser bis 2005 unternehmen
sollten. Nach zwei Jahren schwerster Gewalt können vielleicht gerade
außenstehende Faktoren dabei helfen, einen Ausweg aus der Sackgasse
zu finden.
Europa betrachtet Israel als einen Freund und
wichtigen Partner. Wir wollen, dass Israel Europa in der gleichen
Weise betrachtet. Wir werden uns weiter darum bemühen, eine sichere
und blühende Zukunft nach Israel zu bringen, mit Frieden und
Zusammenarbeit mit seinen Nachbarn. Die europäische Integration
zeigt, dass Kompromisse und Versöhnung auch nach Generationen von
Vorurteilen, Kriegen und Leid möglich sind.
hagalil.com
30-10-02 |