Sharon hat beschlossen:
Der Boykott gegen Österreich wird beendet
Itamar Eichner, Jedioth
Ministerpräsident Ariel Sharon sagte gestern, er
habe die Anordnung erteilt, den israelischen Boykott gegen die
österreichische Regierung zu beenden und wieder volle diplomatische
Beziehungen zu Wien zu unterhalten.
In einem Interview mit der ARD, das gestern
gesendet wurde, sagte Sharon, er sei daran interessiert, dass Israel
zu allen europäischen Ländern normale Beziehungen unterhalte, auch
zu Österreich. Dies sei jedoch davon abhängig, dass die beiden
Länder alle zwischen ihnen bestehenden Kontroversen beilegen. Sharon
fügte hinzu, er erwarte von den europäischen Staaten, energischer
gegen die antisemitischen Erscheinungen vorzugehen.
Weiter sagte Sharon in dem Interview, ein Boykott
sei nicht der richtige Weg, und sein Amt erklärte später, Sharon
lehne Boykotts als Waffe gegen andere Länder in gleichem Maße ab,
wie er Boykotts gegen Israel ablehne.
Israel hat den Rang der Beziehungen zu Österreich
im Februar 2000 herabgesetzt (in der Regierungszeit Baraks), nachdem
die rechtsradikale FPÖ Jörg Haiders Koalitionspartner wurde. Israel
hat damals beschlossen, den Botschafter in Wien, Nathan Miron,
abzuziehen und die österreichische Regierung zu boykottieren, was
bedeutetet, dass keine Treffen mit Ministern und keine gegenseitige
Besuche stattfinden.
Seit diesem Beschluss wird die Botschaft in Wien
vom ständigen Vertreter geleitet, Abraham Toledo, der immer wieder
darauf drängt, zu normalen Beziehungen zurückzukehren. Auch
Österreich setzte im Verlauf des vergangenen Jahres eine Lobby in
Israel ein, mit dem Ziel, die Regierung zu einer Normalisierung der
Beziehungen zu überreden. Diese Lobbyerklärte, Israel sei der
einzige Staat in der Welt, der seinen Botschafter nicht nach Wien
zurückgeschickt hat, und ignoriere vollkommen die Tatsache, dass
Österreich in internationalen Foren eine pro-israelische Linie
vertrete.
In den letzten zwei Monaten fanden im
Außenministerium zahlreiche Debatten darüber statt, ob der Zeitpunkt
für eine Normalisierung der Beziehungen zu Österreich gekommen sei.
Im Außenministerium distanzierte man sich von einer völligen
Normalisierung und vertrat die Überzeugung, dass die Beziehungen
stufenweise verbessert werden sollten. Hohe Stellen im
Außenministerium sagten: „Bisher hat sich in Österreich nichts
verändert. Haider ist noch immer der einflußreichste Mann in der
FPÖ. Er pflegt enge Beziehungen zum Irak, Iran und zu Libyen, und er
vertritt deutlich anti-israelische Meinungen.“
Vor einigen Tagen fand eine diesbezügliche
Diskussion statt, an welcher Ministerpräsident Sharon und
Außenminister Peres teilnahmen. Bei der Diskussion wurde in
allgemeinen Linien über eine Verbesserung der Beziehungen
entschieden. Eine hohe Stelle im Außenministerium sagte gestern:
„Die allgemeine Richtung lautet, dass die Beziehungen verbessert
werden, aber das heißt nicht, dass das von heute auf morgen
passieren wird. Es kann angenommen werden, dass sich in einigen
Wochen oder Monaten eine Verbesserung der Beziehungen abzeichnen
wird.“
Presseagenturen meldeten gestern, dass Österreich
die Entscheidung Israels über eine Wiederaufnahme der diplomatischen
Beziehungen begrüße. „Israel hat den ersten Schritt machen müssen,
denn wir haben bereits alles in unserer Kraft stehende unternommen,
um unsere Beziehungen zu Israel zu normalisieren“, sagte die
österreichische Außenministerin. „Wir haben die Türe niemals
geschlossen.“ Die Ministerin gab der Hoffnung Ausdruck, dass der
Beschluss Sharons „innerhalb einiger Wochen“ umgesetzt werden wird.
hagalil.com
25-07-02 |