Im Norden Marokkos:
Europas "Mauer" auf besetztem Gebiet
Von Ulrich W. Sahm
Der israelische Journalist Daniel Dagan mit
Sitz in Berlin hat im israelischen Rundfunk über eine europäische
"Mauer auf besetztem arabischen Gebiet" berichtet. Sie werde ständig
ausgebaut und verursache großes Leid bei der örtlichen Bevölkerung.
Dagan sprach von den beiden spanischen Exklaven Ceuta und Mellila im
Norden Marokkos, wo mit elektronischen Zäunen, einer ständig
erhöhten Mauer, Hunden und Überwachungskameras ein Durchkommen von
Asylanten und illegaler Einwanderer aus Afrika verhindert werden
solle. Tausende Menschen müssten jeden Tag stundenlang an
Straßensperren abgefertigt werden. Der europäische Sperrwall
"verursacht großes Leiden für die marokkanische Bevölkerung, weil
sie von Schulen, Hospitälern, den Häfen und sogar von
Familienangehörigen abgeschnitten werde", berichtet Dagan aus Ceuta.
Marokko beanspruche die Souveränität über diese beiden Enklaven auf
seinem Territorien. Deshalb müssten sie als "spanisch besetztes
Gebiet" betrachtet werden, das (allerdings schon im 15. Jahrhundert)
durch Krieg erobert wurde.
Dagan habe den europäischen Außenkommissar Xavier Solana zu dieser
"europäischen Mauer auf besetztem Gebiet" befragt, worauf hin der
gesagt habe, dass "das etwas ganz Anderes ist, mit den Verhältnissen
in den besetzten Gebieten Israel nicht vergleichbar". Solana, selber
ein Spanier, behauptete, dass die Exklaven spanisches Territorien
seien, vom internationalen Recht abgesegnet. Sie könnten deshalb
nicht als "besetztes Gebiet" betrachtet werden, obgleich Marokko auf
sie Ansprüche erhebt, zumal sie auf dem afrikanischen Kontinent
liegen.
Weiter berichtet Dagan, dass die spanische Regierung unter Zapatero
erst kürzlich 50 Millionen Euro bereitgestellt habe, um die Mauer
weiter zu erhöhen. Der spanische Innenminister habe sich über Druck
auf Spanien vor Allem aus Frankreich und Brüssel beklagt, den
Sperrwall noch undurchlässiger zu machen.
Dagan behauptete, dass die Europäer letztlich einen "doppelten
Standard" ansetzen, wenn sie Israel wegen der "Mauer" kritisieren,
aber ihre eigene Mauer verheimlichen.
hagalil.com
04-03-2005 |