
Massenvernichtungswaffen nicht gefunden:
Man glaubt nicht an Leichen
Nach Arik Bachar, M'ariw
Auch Schwerhörige können das
Gelächter und die Töne der Schadenfreude hören, die aus Europa über die
Meldungen erklingen, dass die USA bisher keine Massenvernichtungswaffen
in Irak finden konnten. All diejenigen, die mit angehaltenem Atem auf
eine militärische Verstrickung der Amerikaner in Irak gewartet haben,
ändern nun ihre Taktik.
Sie verdrehen selbstgerecht die Augen und fragen: Wofür hat man diesen
Krieg gebraucht, wenn bisher keine tödlichen Sprengköpfe gefunden
wurden? Amerika hat uns alle irregeführt. Man hat uns ein Arsenal
rauchender Colts versprochen, jedoch nicht einmal einen einzigen
gefunden. Die europäische Presse erklärt, Präsident Bush sei umsonst in
den Krieg gezogen.
Nukleare Sprengköpfe haben die Amerikaner tatsächlich nicht gefunden,
unter den Trümmern Bagdads fanden sie jedoch alle Gründe der Welt für
eine Entfernung des Regimes Saddam Husseins- Gräber von Tausenden
Shiiten, die vernichtet wurden, nachdem sie sich nach dem ersten
Golfkrieg gegen das Regime aufgelehnt hatten.
Die Geschichte hätte bewirken müssen, dass Europa mehr als jeder anderer
Kontinent etwas von rauchenden Colts versteht. Kriegsverbrechen und
Verbrechen gegen die Menschheit wurden nach dem 2. Weltkrieg zu einem
der häufigsten Gründe, in einen Krieg zu ziehen.
Aber für die Kritiker des Irakkriegs sind Massengräber weniger
interessant als die Tatsache, dass die USA einen Grund für den Krieg
angegeben, jedoch einen anderen gefunden haben. Rückblickend hatten
diejenigen recht, die sagten, dass Saddam Hussein einen auf den Deckel
kriegen wird, und auch wenn der Welt nicht klar sein sollte, warum, ihm
selbst sei es sicherlich klar. Und es war ihm klar, denn er war
derjenige, der die Massenliquidierungen angeordnet hat.
Aber in Europa gibt es immer noch viele, die zufrieden sind, dass bei
Saddam keine tödlichen Waffen gefunden wurden, viel zufriedener als über
die Tatsache, dass einer der schrecklichsten Führer der letzten hundert
Jahre beseitigt werden konnte. Es wird interessant sein zu beobachten,
ob in den nächsten Wochen, wenn immer mehr Angehörige das, was Saddam
von ihren Lieben übrig gelassen hat, ausfindig machen, Europa allmählich
aufwachen wird. Vielleicht werden einige der scharfen Kritiker
Washingtons dann zugeben, dass eventuell und trotz allem Saddam letzten
Endes ein wenig böser war als George Bush.
hagalil.com
23-05-03 |