Das Europäische Zentrum für kurdische Studien:
Keine europäischen Konzepte für den Irak
Wadi e.V.
Berlin, den 4. April 2003 - Auf der gestrigen
Podiumsdiskussion "Europäische Konzepte für den Irak - europäische
Konzepte für die irakischen Kurden" des Europäischen Zentrums für
kurdische Studien im Presse- und Besucherzentrum der Bundesregierung
wurde deutlich, dass Europa keinerlei Konzepte für den
Nachkriegsirak bzw. das irakische Kudistan hat. Von den geladenen
Diskussionsteilnehmern war neben dem Europavertreter der KDP,
Dilshad Barzani, und dem Deutschlandvertreter der PUK, Ahmed
Berwari, nur der Erste Botschaftssekretär der britischen Botschaft,
Nick Alexander, erschienen. Allen anderen Botschaftsvertretern sowie
der SPD waren Aussagen zur politischen Neuordnung des Nachkriegsirak
"zu heikel", es ergaben sich "plötzliche, unaufschiebbare Termine"
oder sie gaben offen zu, "keine Konzepte" zu haben.
Anders Dilshad Barzani und Ahmed Berwari: Die
kurdischen Vertreter der irakischen Opposition wandten sich im
Interesse des Irak gegen einen Einmarsch der Türkei in den Nordirak
und zeigten sich sehr zufrieden mit den Vereinbarungen zwischen den
Vereinigten Staaten und der Türkei vom Vortag. Die Alliierten, so
Berwari, seien auch am Tag nach Kriegsende im Irak willkommen, sie
würden gebraucht, um eine stabile Nachkriegsordnung für einen
unabhängigen Irak aufzubauen. Die Bedenken vieler arabischer Staaten
gegenüber den USA würden von ihm nicht geteilt. Dilshad Barzani
ergänzte, dass kein Staat des Nahen Ostens, der sich an Demokratie
und Menschenrechten orientiere, die USA fürchten müsse. Nick
Alexander wies daraufhin, dass die im kurdisch verwalteten Nordirak
erreichten Errungenschaften nicht auf dieses Gebiet beschränkt
bleiben dürften, sondern dass der ganze Irak von den dortigen
Erfahrungen profitieren müsse.
Das Europäische Zentrum für kurdische Studien
fordert die Bundesregierung dringend auf, sich konzeptionell mit der
politischen Nachkriegsordnung für den Irak auseinander zu setzen.
Eine kohärente Irakpolitik bzw. eine kohärente Politik gegenüber den
irakischen Kurden lässt sich nicht innerhalb weniger Tage aus dem
Ärmel schütteln, erforderlich sind vielmehr die kontinuierliche
Kooperation mit der irakischen Opposition und die Einrichtung von
Think-Tanks, an der irakische Oppositionelle ebenso beteiligt werden
wie unabhängige Wissenschaftler.
hagalil.com
07-04-2003 |