Zu Gast bei Saddam:
Jörg Haider und Mustafa Tlas
von Karl Pfeifer
In seinem neuen Buch "Zu Gast bei Saddam"
(Ibera Verlag Wien) lobt und bewundert Jörg Haider insbesondere den
syrischen Verteidigungsminister Mustafa Tlas, der nie vergaß, seine
aufrechte Freundschaft zu Österreich zu betonen. "Österreich und
Syrien befanden sich stets in offizieller Freundschaft", schwärmte
er, wobei er "sichtlich noch an den längst verstorbenen
österreichischen Freund Bruno Kreisky gedacht hatte."
Frau Tlas erinnert sich noch genau, "wie sie und
ihr Mann 1973 in Österreich gewesen waren und dort auf Kreisky
getroffen wären. Eigentlich wollten sie, um seiner jüdischen
Herkunft wissend, eine Begegnung mit ihm zunächst vermeiden. Doch
Kreisky schaffte es geschickt, sich im Hotel dem Ehepaar Tlas zu
nähern." "Primäres Thema von Tlas", so Haider, "war in allen unseren
Gesprächen immer wieder das Aufzeigen der verbrecherischen Politik
Israels, die er in sehr nüchternen Ausführungen darstellte."
Voll Stolz erzählte Tlas uns, "daß er gerade an
einem Buch über seine vielen Erlebnisse mit den Schönsten der Welt
arbeitete und die Absicht hätte, sein Werk in Monte Carlo
vorzustellen." Immerhin humaner, als sein Bestseller, mit dem er den
Juden einen Ritualmord unterstellt. "Dann kam etwas völlig
Unerwartetes. Er ersuchte mich bei einem Bild, welches keine Frau,
sondern Blumen darstellt, genauer hinzuschauen. Seine Frau lächelte
schelmisch, als sie mein ratloses Gesicht beim Anblick dieses Bildes
bemerkte. Ich verstand nicht, worum es dabei ging. Erst als ich
genau hinsah, erkannte ich den Grund. Das Bild war von Adolf Hitler
gezeichnet und von ihm signiert. Tlas erzählte mir, daß Londoner
Galeristen ihm viel Geld für dieses Werk geboten hätten, er sich
aber um keinen Preis von diesem Werk trennen könnte."
Haider tritt natürlich für enge freundschaftliche
Beziehungen zu solchen Hitlerverehrern ein und hat für die
österreichische Außenpolitik nur Schelte: "Glaubt ein kleines Land
wie Österreich vielleicht, dass das Selbstbestimmungsrecht der
Völker nur für einige Auserwählte Geltung haben darf?" fragt er. "So
gesehen gäbe es überhaupt keinen Grund der amerikanischen
Aggressionspolitik die Mauer zu machen. Eigentlich wäre das
Gegenteil unsere Verpflichtung."
Und wir erfahren auch erstaunliches: "Über den
Einfluss der USA wurde in Jordanien nicht der Bruder Husseins, Prinz
Hassan, der neue Regent, sondern der britische Sproß Abdullah II.
Prinz Hassan war offenbar ein korrekter islamischer Traditionalist,
der im Spiel der amerikanischen Nahostpolitik keinen Platz finden
durfte."
So spielt sich Jörg Haider als großer Freund der
arabischen Sache auf. Doch in Österreich hört man ganz andere Töne.
Vor den letzten Parlamentswahlen im November 2002 wurden in mehreren
Wiener Bezirken in den Werbebroschüren der FPÖ Frauen mit Kopftuch
als Feindbilder dargestellt. Höhepunkt war in der letzten Woche vor
der Nationalratswahl ein in Tageszeitungen geschaltetes
Zeitungsinserat: "Keine Unterwanderung unseres katholischen
Glaubens. Dieser ruht auf christlichen Fundamenten und der kennt
keine Moscheen."
Die christliche Religion wurde von der FPÖ im
Wahlkampf für Hetze gegen Menschen anderer Herkunft oder anderen
Glaubens mißbraucht. In seinem Buch bekennt sich Jörg Haider
freilich zu einem Dialog der Religionen, seine
"Gesinnungsgemeinschaft" praktiziert aber lieber Hetze.
hagalil.com
26-03-2003 |