Französische Frechheit:
Israel leidet an Verfolgungswahn
Der designierte Französische Botschafter in Israel gibt
seine Meinung über uns zum Ausdruck
Nach Boas Bismut in Jedioth
Der israelische Ministerpräsident, Ariel Sharon, ist ein
"Gauner", Israel ist ein "paranoider Staat". Das ist nur ein Teil dessen, was
der designierte Botschafter Frankreichs, Gérard Araud, von uns hält. Araud ist
der voraussichtliche Nachfolger von Botschafter Jacques Hunzinger, der nächsten
Monat seine Amtszeit in Israel beendet. Araud fungiert derzeit in der
strategischen Abteilung für Abrüstung im französischen Außenministerium. Es
wurde bekannt, dass er in der letzten Zeit um das Amt in Israel kämpfte.
Der französische Außenminister de Villepin veranstaltete letzte
Woche einen Cocktail, zu dem er die Botschafter Frankreichs in aller Welt
einlud. Im Verlauf der Party unterhielt sich der designierte Botschafter in
Israel mit zwei erfahrenen Botschaftern und erklärte ihnen einen Teil seiner
Ansichten. "Sharon ist ein Voyou", hörte der Verfasser dieser Zeilen Araud
plötzlich sagen. Auf hebräisch könnte dieser Ausdruck mit "Flegel",
"Halbstarker", "Rowdy", "Verbrecher", "Schuft" und "Gauner" übersetzt werden.
Im selben Gespräch sagte er noch: "Mir scheint es, als habe Israel schon 30% des
Trennzauns gebaut. Mit dem Bau dieser Mauer will Sharon vollendete Tatsachen
festsetzen", sagte der designierte Botschafter und benützte noch mehrere male
den Ausdruck "voyou". Im Verlauf des Gesprächs erinnerte Araud auch an die
Jüdische Gemeinde Frankreichs und betonte ihre starke Verbindung zu Israel.
Nach dem Gespräch, das einige Minuten dauerte, stellte ich mich dem designierten
Botschafter vor und überreichte ihm meine Visitenkarte. "Sie werden darüber doch
nichts schreiben", sagte er sofort und erklärte, es habe sich hier um ein
privates Gespräch gehandelt.
Natürlich gibt es Regeln in der diplomatischen Welt, und Äußerungen bei solchen
Anlässen bleiben meist in den vier Wänden, in welchen sie geäußert wurden. Aber
wenn der Botschafter eines wichtigen EU-Staates derartiges über den
Ministerpräsident des Staates Israel sagt, dann ist dies meines Erachtens
wichtig genug, um diese Spielregeln einmal außer Acht zu lassen.
Araud versuchte zu erkären: "Wenn ich ein Interview gegeben hätte, hätte ich das
natürlich nicht gesagt. Als ich sagte, Israel sei ein paranoides Land, bezog ich
mich auf die medizinisch-klinische Bedeutung des Wortes. Nach allem, was Israel
mitgemacht hat, wurde es zu einem paranoiden Staat…"
Stellen im französischen Außenministerium sagten gestern, Araud gelte als einer
der am Israel am freundlichsten gesinnten Mitarbeiter des Ministeriums, der bei
internen Gesprächen oft pro-israelische Haltungen vertrete. Vor 20 Jahren
amtierte Araud als Erster Sekretär an der Botschaft in Israel. Gestern erinnerte
er den Verfasser dieser Zeilen daran, dass er damals die Akte "Sabra und
Shatila" bearbeitete.
Inzwischen sind die Dinge, die Gérard Araud gesagt hatte zum
aktuellsten Gesprächsthema in der jüdischen Gemeinde Frankreichs geworden. Eine
führende Stelle in der Gemeinde: "Er hat die Ehre der französischen Diplomatie
verletzt". Im Außenministerium ist man bemüht, die Affäre zu beruhigen: es ist
nur ein Ausrutscher, Araud ist eigentlich ein Freund Israels.
Die Ausdrucksweise Arauds, die in Jedioth enthüllt wurde, wurde von den
französischen Presseagenturen und sogar von den holländischen Medien zitiert.
"Wir sind empört und erschüttert über die Beschimpfungen gegen den
Premierminister und das Volk in Israel", sagte Sami Gozlan, der Präsident der
jüdischen Gemeinde von Saint-Denis.
In einem offiziellen Brief, den er an das französische Außenministerium sandte,
forderte Gozlan die Ernennung des designierten Botschafters aufzuheben: "… Wir
verstehen nicht, wie das französische Außenministerium immer noch Beamte in
seinen Reihen hält, die Unverständnis gegenüber dem Terror zur Schau tragen, und
diejenigen, die ihn bekämpfen, verachten – an erster Stelle den Premierminister
des Staates Israel".
Eine diplomatische israelische Stelle in Paris sagte, dass es "überraschend und
bedauernswert sei, zu hören, dass Araud diese Dinge gesagt hätte". Trotzdem
empfehlen professionelle Stellen im Außenministerium dem Premier, von Araud
einfach eine Entschuldigung zu fordern – und damit den Zwischenfall zu beenden.
hagalil.com
03-09-03 |