Israel im Mittelpunkt des Hasses:
Eine Antisemitismuswelle ist unterwegs
Vor einer neuen Welle des
Antisemitismus, vor allem in Europa, warnt Robert Wistrich, Leiter
des Sasson- Instituts für Antisemitismusforschung an der Hebräischen
Universität zu Jerusalem. Wir bringen Auszüge aus einem Artikel der
Tageszeitung Haaretz.
Stimmen in Europa behaupten, Israel und einflussreiche Juden in
Washington hätten die USA mit Absicht in den unpopulären Krieg gegen
Irak gedrängt, um israelischen Interessen zu dienen. Im Hinblick auf
diese Argumente befürchten viele, dass der Beginn des Irakkriegs als
Ausrede für den Ausbruch einer antisemitischen Welle in aller Welt
dienen könnte. Aus Angaben, die ich in den letzten Tagen erhielt,
lässt sich entnehmen, dass diese Befürchtung gerechtfertigt ist: Die
Zahl der Angriffe gegen Juden und jüdischen Besitz steigt drastisch
an, und im Mittelpunkt des Hasses befindet sich der Staat Israel.
Hier einige Prozesse und Tendenzen, die die Zunahme der
antisemitischen Welle bewirkten, die ihren Höhepunkt wahrscheinlich
nach der amerikanischen Offensive in Irak erreichen wird:
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Die Angst vor Fremden und
Dämonisierung des "Anderen", vor allem in Europa. Das Paradoxe ist,
dass die Moslems zunächst Opfer des Fremdenhasses waren, sie jedoch
heute in großem Ausmaß an den Angriffen gegen Juden in Europa und
den USA beteiligt sind.
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Der Konkurrenzkampf zwischen den
"neuen Moslems" in Europa und den etablierten jüdischen Gemeinden.
Die europäischen Politiker vermeiden es, den Antisemitismus zu
verurteilen, da sie befürchten, potentielle islamische Wähler zu
verärgern. Dies führt zu einer versöhnlichen europäischen
Außenpolitik gegenüber den arabischen Staaten, was anti-israelische
und antisemitische Haltungen stärkt.
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Der islamische Krieg gegen Israel
bleibt der Mittelpunkt des neuen Antisemitismus.
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Neue Technologien, Globalisierung,
schnelle soziale Veränderungen - all dies erleichtert die
unzensierte Verbreitung antisemitischer und rassistischer
Propaganda. Einseitige Kommentierung der Ereignisse in den Gebieten
verstärkt die anti-israelischen Gefühle.
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Anti-Amerikanismus und Antisemitismus
sind mehr als in der Vergangenheit miteinander verbunden. Die
Tatsache, dass die USA die einzige Großmacht sind, stärkte die
anti-amerikanischen Gefühle, und ihre besonderen Beziehungen zu
Israel beeinflußte den Ton und den Inhalt des Antisemitismus. Die
USA und Israel gelten als zwei imperialistische Staaten, die das
Gesetz mißachten. Die USA sind der Scheriff, der entsprechend seiner
wirtschaftlichen Interessen handelt, und Israel ist der lokale
Polizist.
Der neue Antisemitismus unter
"aufgeklärten" Gruppen im Westen konzentriert sich in den letzten
Jahren vor allem darauf, den Juden das moralische Recht auf einen
eigenen Staat abzusprechen. Einerseits sind diese Gruppen bereit,
tote Juden als Opfer des ultimativen Bösen zu ehren. Andererseits
dämonisieren sie lebende Juden, die Schritte unternehmen, die zur
Verhinderung eines zweiten Holocaust unbedingt erforderlich sind.
hagalil.com
23-03-03 |