Osama "spricht" italienisch:
Die Herausforderung der Al Kaida
Von Magdi Allam
Übersetzt und redigiert von Karl Pfeifer
Der angeblich tunesische Al-Muhib Al-Sheikhein hat
die Botschaft von Scheich Osama Bin Laden übersetzt, der uns jetzt
auf italienisch bedroht. Das erste mal hat Al Kaida auf seiner
eigenen Website (www.ansarnet.ws/vb) eine Botschaft in unserer
Sprache verbreitet, um baldige terroristische Attentate gegen
Italien anzukündigen. "Für
alle die Italienisch sprechen" kann man im Vorspann lesen: "Da
Italien das Land ist, das die größte Chance hat vom Jihad der Al
Kaida getroffen zu werden und da seine geografische Position es als
ein künftiges Ziel möglich erscheinen lässt und in Erwägung der
Politik seines verhassten Ministerpräsidenten, haben wir uns
entschlossen, die letzte Rede des Scheich Osama Bin Laden in die
italienische Sprache zu übersetzen. Wir bitten die Brüder diese
durch die italienischen Foren zu verbreiten." Die Übersetzung ist
unterzeichnet mit "Al-Muhib Al-Sheikhein, der Tunesier" und es
handelt sich um den 15. April 2004 als Bin Laden Europa einen
Waffenstillstand, gegen einen Rückzug seiner Truppen aus dem Irak
und Afghanistan, angeboten hat. Der Chef des islamistischen
Terrornetzes gab drei Monate, um diesen Waffenstillstand zu
akzeptieren. Das Angebot endet deshalb am 15. Juli.
Von daher kommt der Druck auf Italien das klar als
ein bevorzugtes Ziel angegeben wird, nach dem Spanien sich
zurückgezogen hat.
Schon in den vergangenen Tagen hat eine Mitteilung
der Brigade Abu Hafs al Masri, ein Organ der Al Kaida, an das Ende
der "Gnadenperiode" erinnert, die man den Europäern gewährt.
Auf alle Fälle handelt es nicht um eine einfache
Übersetzung von Bin Ladens Rede. Eher ist es eine Adaptierung seines
Textes, um diesen in eine ad hoc Botschaft für Italien umzuwandeln.
Insbesondere fällt die Tatsache auf, dass in der originalen
arabischen Version der Name Berlusconi nicht erscheint. Hingegen
wird in der Botschaft die in unserem Land von Adn
Kronosinternational verbreitet wird, der Ministerpräsident zwei mal,
anstatt Bush erwähnt.
Hier publizieren wir wörtlich die Passage, die ihn
betrifft: "Das intelligente Volk lässt sich nicht seine Sicherheit,
sein Vermögen und seine Söhne nehmen, um Berlusconi zu dienen, der
wieder seine Herren im Weißen Haus bedient. Wäre Berlusconi ehrlich
als er vom Frieden sprach, dann hätte er nicht den Mörder von Sabra
und Chatila (Sharon) als einen Mann des Friedens beschrieben und er
hätte nicht gelogen und hätte aufrichtig gesagt: 'wir verabscheuen
eure Freiheit und wir töten euch mit Vergnügen'. Die Realität und
die Fakten geben uns Recht und ihm Unrecht."
Nun die Ersetzung des Namens Bush durch Berlusconi hat eine doppelte
Bedeutung auf der Ebene der Politik und der Sicherheit. In der
Substanz bedeutet dies, dass Al Kaida Italien als einen mit Amerika
gleichwertigen Feind einschätzt und daher vor allem uns bedroht.
Die Übersetzung der Botschaft, mit der der angebliche
Al-Muhib Al-Sheikhein, der Tunesier betraut wurde, ist in einem
fehlerhaften Italienisch eines französisch sprechenden Menschen
geschrieben, der unsere Sprache zwar gut spricht sie jedoch nicht
auch gut schreibt. Seine Person erinnert an den angeblichen Abu
Yussef, den Bewacher der italienischen Geiseln im Irak, der korrekt
französisch und italienisch sprach, und von dem Fabrizio Quattrocchi
ein paar Minuten vor seiner barbarischen Hinrichtung vergebens
gefordert hat, er soll die Augenbinde entfernen, damit man sieht
"wie ein Italiener stirbt".
Einzigartig ist auch der Fakt, dass die für die Verbreitung der Bin
Laden Botschaft benützte Website in italienisch die gleiche ist, die
einige Tage vor der Befreiung unserer Mitbürger Agliana, Cupertino
und Stefio ihre Hinrichtung angekündigt hat. Zuviele Zufälle, die
sich häufen und Licht werfen auf ein Netz und ein Komplott des immer
mehr globalisierten islamistischen Terrors, der auch immer mehr
italienisiert wird. Quelle:
Corriere della Sera
hagalil.com
09-07-2004 |