Eine Veränderung seit dem 11.September:
Auch Europa kämpft gegen die Opposition in Ägypten
Daniel Sobelmann
In einem Interview vor einigen
Wochen erzählte der ägyptische Präsident Mubarak, in früheren Jahren
habe er europäische Führer häufig darum gebeten, einige ägyptische
Staatsbürger auszuliefern, die unter dem Verdacht standen, Terrorakte
verübt zu haben, und die in Europa
politisches Asyl erhalten haben. Staaten wie die USA, Großbritannien,
Deutschland oder Schweden hätten die ägyptischen Anträge jedoch
konsequent abgelehnt, wegen der Befürchtung, die Personen würden in
Ägypten
hingerichtet oder unter Folter verhört.
Letzten Endes, so Mubarak, habe er den
europäischen Führern dann gesagt: „Nun gut, behalten Sie diese Leute,
wenn Sie unbedingt wollen. Ich brauche sie nicht.“
Ägypten übte an allen europäischen Staaten Kritik, mit Ausnahme
Italiens. Der ägyptische Innenminister sagte, sie alle hätten „unsere
Anträge ignoriert und den Terroristen Asyl gewährt“. Vor allem
Großbritannien sei aus ägyptischer Sicht „ein Wespennest“.
Nach dem 11. September hat sich diese
Situation jedoch geändert. Nach den Anschlägen in den USA hat
Ägypten seine Bemühungen um eine
Auslieferung gesuchter Personen wiederaufgenommen und eine Liste mit 150
Namen aufgestellt. Der Terroranschlag in den USA hat allem Anschein die
Führer einiger europäischer Staaten zur Erkenntnis gebracht, dass auch
sie keine Mitglieder von Organisationen wie z. B. dem „ägyptischen
Jihad“ in ihrem Land brauchen.
In den letzten Wochen können die
Ägypter große Erfolge bei ihren Bemühungen verzeichnen, die Personen zu
bestrafen, die für die Ermordung von Hunderten von Touristen, Bürgern,
Ministern und hohen Offizieren in Ägypten
verantwortlich waren.
Seit Mitte des Jahres 1992 muss sich
das Regime Mubaraks mit anhaltenden Terroraktionen seitens bewaffneter,
oppositioneller Organisationen auseinandersetzen. Der letzte große
Terroranschlag fand 1997 statt, als in Luxor 58 Touristen getötet
wurden. Nach diesem Anschlag veröffentlichte
Ägypten
eine Liste mit 14 gesuchten Terroristen, von welchen mindestens zwei an
Ägypten ausgeliefert wurden, einer von
Syrien und einer von Schweden.
Die Auslieferung hatte erwartungsgemäß
Proteste seitens internationaler Menschenrechtsorganisationen zur Folge.
Heute weiß Ägypten, dass man weitaus
mehr Toleranz seitens des Westens für Aktivitäten gegen die
Opposition im Land erwarten kann.
haGalil onLine
21-01-2002 |