Deutsche Botschaft in Israel reagiert auf Proteste:
Gedenkfeier für Gefallene der Wehrmacht und der SS verschoben
Gestern wurde in haArez veröffentlicht, dass die
Deutsche Botschaft beabsichtigt, im kommenden Monat- und
wahrscheinlich nicht zum ersten Mal- eine Gedenkfeier für die
Soldaten abzuhalten, die während ihres Diensts in der Kriegsmaschine
des Dritten Reichs ums Leben gekommen sind, darunter auch Angehörige
der SS.
Die Gedenkfeier sollte auf dem Friedhof für
Gefallene des Ersten Weltkriegs stattfinden, in der Nähe des
Krankenhauses „Holy Family“ in Nazareth. Es war vorgesehen, dass
zwei deutsche Priester Reden halten, und Kränze niedergelegt werden.
Auf eine Frage von haArez sagte der deutsche Militärattaché, Oberst
Ernst Elbers, in Deutschland fänden jährlich Gedenkfeiern dieser Art
statt, und auch die deutschen Vertretungen in aller Welt würden am
dritten Sonntag im November den Gefallenen und „den Opfern von Hass,
Verfolgungen und Rassismus“ gedenken.
Aus seinen Worten ließ sich entnehmen, dass auch
in vergangenen Jahren in Israel auf Initiative der Deutschen
Botschaft den Soldaten, die im Dienst der Nazis standen, gedacht
wurde, die Zeremonie jedoch stattfand, ohne in Israel Aufmerksamkeit
zu erregen. Er sagte, nicht jeder, der bei der SS gedient hat, sei
ein Kriegsverbrecher gewesen. Die Gedenkfeier, so Elbers, solle
„Versöhnung“ symbolisieren.
Der Leiter des Wiesenthal Instituts, Dr. Ephraim
Zuroff, wandte sich gestern in einem Schreiben an den Deutschen
Botschafter in Israel, Rudolf Dressler, und forderte ihn auf, die
Zeremonie abzusagen oder sie auf die Gefallenen des Ersten
Weltkriegs zu beschränken. „Eine solche Gedenkfeier in Israel ist
nicht nur eine Beleidigung für die israelische Öffentlichkeit,
sondern könnte auch als Versuch interpretiert werden, das Andenken
der Gefallenen, die im Dienst des Dritten Reichs standen, zu
läutern, von welchen viele aktiv an schrecklichen Verbrechen
beteiligt waren. Nach all den Bemühungen, die Deutschland in die
Sühne für die Greueltaten des Holocaust investiert hat, kann ich
nicht glauben, dass es eine Veranstaltung befürwortet, die die
positiven Errungenschaften der letzten 50 Jahre stark
beeinträchtigen würde“, schrieb Zuroff.
hagalil.com
30-10-02 |