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am 24. Juli 2002Gast und Thema:
Ariel Sharon
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israelischer
Ministerpräsident Ariel Sharon |
Im Nahen Osten herrscht Krieg. Bilder von
getöteten Kindern, Frauen und Tausenden von Unschuldigen gehen um
die Welt. Palästinensische Selbstmordattentate wechseln sich mit
israelischen Vergeltungsschlägen ab. Hauptakteure sind zwei
verbissene alte Kämpfer - Palästinenserchef Jassir Arafat und
Israels Premierminister Ariel Sharon. Der "Hardliner" und
"Bulldozer" Ariel Sharon ist von seinem Militärkurs nicht
abzubringen. Gespräche mit Arafat lehnt er kategorisch ab. Frieden
ist nicht in Sicht.
Ariel Sharon, Sohn eines zionistischen Idealisten und einer Hebamme,
wurde 1928 im Moschav K`far Malal bei Tel Aviv geboren. Schon früh
lehrte ihn sein Vater den Umgang mit Waffen.
Ab 1952 studierte Sharon an der Hebräischen Universität in Jerusalem
Geschichte und Orientalistik, bevor er von 1957 bis 1958 eine
britische Militärakademie besuchte, das Staff College Camberley.
1962 beendete er sein Jurastudium an der Universität Tel Aviv.
Im Alter von 14 Jahren trat Sharon 1942 in die jüdische
Untergrundorganisation Haganah ein, die gegen die britische
Mandatsherrschaft in Israel kämpfte. Zusammen mit der
Terrororganisation Irgun Zvai Leumi von Menachem Begin wurde nach
der Proklamation des Staates Israel am 14. Mai 1948 die
ultranationalistische Herut-Partei gegründet.
Sharon kommandierte im ersten Nahostkrieg 1948 eine
Infantrie-Einheit der Alexandronie Brigade. 1949 wurde er zum
Kompaniechef ernannt und später zum Kommandeur einer
Aufklärungseinheit befördert.
Er gründete 1953 das Sonderkommando "101", das sich auf
Vergeltungsschläge gegen palästinensische Anschläge spezialisiert
hatte. Die Aufgabe der "Einheit 101" bestand darin, feindliche
Stützpunkte jenseits der israelischen Grenze auszuschalten. Die
Leitung dieser Eliteeinheit machte Sharon auch außerhalb der Grenzen
Israels als risikofreudigen und rücksichtslosen Offizier bekannt.
Nach Beendigung seiner Generalstabsausbildung am Stuff College
Camberley 1958 war er Chef der israelischen Infaterieschule, bis man
ihn 1969 zum General des Südkommandos ernannte. Während dieser
Zeit übernahm er das Kommando einer Panzerbrigade und zwei Jahre
später die Leitung des Militärbezirks des Nord-Stabes.
1966 wurde er Leiter der Abteilung für militärische Ausbildung des
Verteidigungsministeriums und kämpfte als Offizier im
"Sechstagekrieg" von 1969. Israel ging als Sieger des
"Sechstagekrieges" hervor. Die Kontrolle des Westjordanlandes (West
Bank), des Gaza-Streifens, der syrischen Golan-Höhen
und Ost-Jerusalems lag nun wieder in den Händen der Israelis,
auch Sinai konnte wieder in ihren Besitz gebracht werden.
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Im Juli 1973 wurde durch einen Vorstoß Ägyptens
der "Yom-Kippur-Krieg" zwischen Israel, Ägypten und Syrien
ausgelöst. Sharon durchbrach mit seinen Panzern die ägyptischen
Angriffslinien im Sinai und konnte durch sein offenbar
eigenmächtiges und sehr umstrittenes Vorgehen eine drohende
Niederlage Israels gegen die arabischen Nachbarstaaten abwenden.
Trotz der daraus resultierenden politischen Verwicklungen feierte
man Sharon in Israel als großen Helden ("Ariel, König von Israel").
Er gehörte 1973 mit zu den Gründern des Likud-Blocks und wurde drei
Monate später ins Parlament (Knesset) gewählt. 1975 wurde er vom
Regierungschef Yitzhak Rabin zum Militärberater ernannt, trat
jedoch ein Dreivierteljahr später von seinem Posten wegen
Uneinigkeiten in sicherheitspolitischen Fragen zurück.
Bei den Parlamentswahlen von 1977 gewann seine 1976 gegründete
Shlomzion-Bewegung zwei Mandate und schloss sich dem Likud-Block von
Menachem Begins an. Sharon wurde erneut ins Knesset gewählt und
unter der neuen Regierung von Menachem Begin zum
Landwirtschaftsminister berufen. Als Präsident eines
interministeriellen Kommitees war er zudem für die Gründung
israelischer Siedlungen in den besetzten Gebieten verantwortlich.
Sein Ziel war es, autonome Palästinensergebiete mit einem Netz von
jüdischen Siedlungen zu durchziehen und das Gebiet dadurch zu
zerstückeln.
Im Camp-David-Abkommen von 1978 einigten sich der ägyptische
Präsidenten Anwar el Sadat und der israelische Regierungschef Begin,
dass das Westjordanland und der Gaza-Streifen nach einer
Übergangsphase einen Autonomiestatus erhalten sollte. Israel nahm
wieder diplomatische Beziehungen mit Ägypten auf, und das Militär
wurde aus dem Sinai zurückgezogen (beendet im April 1982). Wegen
seines offenkundigen und kompromisslosen Eintretens für die
Interessen Israels in den besetzten Gebieten war es nicht
verwunderlich, dass Sharon mit dem Camp-David-Abkommen nicht
einverstanden war. Offenbar aus Verärgerung über die israelische
Politik befahl Sharon beim Teilabzug der Israelis aus den
Golan-Höhen die Sprengung der syrischen Stadt Kuneitra. Noch heute
gelten die Trümmer als Zeichen israelischer Zerstörungswut.
1981 wechselte Sharon in das Amt des Verteidigungsministers, in
seiner neuen Position ordnete er den umstrittenen Einmarsch in den
Libanon an. Während dieses Feldzuges wurden 6.000 PLO-Kämpfer in
Beirut in die Enge getrieben und 15.000 PLO-Angehörige mussten in
benachbarte arabische Länder flüchten. Bei den Massakern an
palästinensischen Flüchtlingen im Libanon, die christliche Milizen
unter den Augen des israelischen Militärs verübten und die etwa 800
Todesopfer forderten, warf eine Untersuchungskommision Sharon eine
"Mitverantwortung" vor. Dabei erlitt er als Verteidigungsminister
seine größte Niederlage und musste 1983 von seinem Posten
zurücktreten.
Dennoch blieb er Minister ohne Geschäftsbereich im Kabinett und
übernahm 1984 unter Regierung von Shimon Peres das Handels- und
Industrieministerium.
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Sharon blieb konsequenter Gegner jeglicher
Kompromisse und Zugeständnisse an die Palästinenser. Immer wieder
warf er Ministerpräsident Rabin während seiner Amtszeit vor, er
liefere die "jüdischen Siedler in den israelischen Kernlanden Judäa
und Samaria" an die "verbrecherische PLO" aus und kritisierte seine
Friedensbemühungen.
1996 wurde Sharon zum Minister für Nationale Infrastruktur ernannt
und war somit an der Förderung von Gemeinschaftsprojekten mit
Jordanien, Ägypten und den Palästinensern beteiligt.
Als 1998 Außenminister Levy unter der Regierung von
Ministerpräsident Netanjahu zurücktrat, berief Netanjahu, nachdem er
zunächst selbst das Amt übernommen hatte, Sharon überraschend zum
neuen Außenminister. Sharon bezeichnete von Anfang an den
Truppenrückzug aus weiteren Teilen der besetzten Gebiete - eine
Vereinbarung zwischen Netanjahu und Palästinenser-Präsident Jassir
Arafat - als nationale Katastrophe. Sharon sollte Verhandlungen für
ein endgültiges Abkommen mit der palästinensischen Autonomiebehörde
führen und traf mit politischen Vertretern der USA, Europas, der
Palästinenser und arabischer Staaten zusammen, mit dem Ziel, den
Friedensprozess voran zu bringen.
Nach dem Sieg Ehud Baraks von der Arbeitspartei über Netanjahu 1999
wurde Sharon zum Vorsitzenden der Likud-Partei gewählt. Als Barak im
Dezember 2000 jedoch überraschend zurücktrat, gewann Sharon die im
Februrar 2001 notwendig gewordenen Neuwahlen zum
Ministerpräsidenten.
Auch nach seinem Amtsantritt eskalierte die Gewalt im Nahen Osten
weiter, und zahlreiche Vermittlungsversuche, um einen
Waffenstillstand zwischen Israel und den Palästinensern zu
erreichen, scheiterten. Seine Politik blieb auch weiterhin
kompromisslos, obwohl er sich des öfteren im Wahlkampf als "Garant
des Friedens" präsentierte.
Immer häufiger gerät Sharon mit seiner auf Konfrontation
ausgerichteten Politik in internationale Kritik.
Sharon kündigt Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu
Österreich an
Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon hat die
Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Österreich angekündigt.
Er habe Außenminister Peres vorgeschlagen, sich um die Erneuerung
der Beziehungen zu Österreich zu bemühen, sagte Sharon in der
Sendung "Friedman", die der Hessische Rundfunk am heutigen Mittwoch
um 23.00 Uhr in der ARD ausstrahlt.
Die Lösung des Problems sei nicht der Boykott. Man könne mehr durch
Gespräche und die Mobilisierung aller Menschen, die an die
Demokratie glauben, erreichen, fügte der Ministerpräsident hinzu.
Sharon schloss aus, die Länder in Europa zu boykottieren, in denen
in letzter Zeit ein starker Zuwachs rechtsradikaler Parteien zu
beobachten ist. Er unterstrich, dass nicht Boykott, sondern
miteinander Reden der richtige Weg sei.
Sharon hielt es außerem für möglich, dass es schon in drei Jahren
einen eigenen palästinensischen Staat geben könnte. Voraussetzung
dafür sei jedoch die vollständige Beendigung des Terrors. Damit
schloss er sich der Vision des amerikanischen Präsidenten George W.
Bush an, der von einer abschließenden Friedensregelung binnen dreier
Jahre gesprochen hatte.
Quelle:
hr-online.de/friedman
Programmhinweis: Am 17.08 zeigt ARTE um
19.00 Uhr "Michel Friedman: Mein Leben"
hagalil.com
18-07-02 |