Die erfolgreichste Niederlassung weltweit:
Lufthansa Tel-Aviv
Trotz Terror mehr Flüge als vor zwei
Jahren
70% der Lufthansa Passagiere
sind Israelis
Sever Plotzker berichtete vor Kurzem in Jedioth
über ausländische Firmen, die ihre Einnahmen in Israel, trotz
Rezession vergrößern konnten. Alle Interviewpartner erwarten, dass
ihren Unternehmen eine glänzende Zukunft in Israel bevorsteht. Einer
von ihnen ist Stephan Semsch, Generaldirektor der Lufthansa in
Israel. Er machte die deutsche Fluggesellschaft zur größten
ausländischen Fluggesellschaft in Israel und das israelische Büro
der Linie zur erfolgreichsten Niederlassung weltweit:
Der Traum von Stephan Semsch, dem Generaldirektor
der israelischen Zweigstelle der Lufthansa, ist es, die Zahl der
Flüge auf 21 in der Woche zu vergrößern. Im Moment unterhält die
Lufthansa 17 Wochenflüge auf der Linie Deutschland-Israel. Semsch,
rothaarig und mit einem jungen, sanften Gesicht, kam vor drei Jahren
nach Israel, und unter schwersten Voraussetzungen machte er die
Lufthansa zur größten ausländischen Fluggesellschaft in Israel,
sowohl auf dem Passagier- als auch auf dem Frachtbereich.
Im vergangenen August flogen 33.000 Passagiere mit
der Lufthansa auf der Linie Deutschland-Israel, 1500 mehr als im
Vorjahr. Die Zahl der El-Al Passagiere nahm in diesem Zeitraum zum
Beispiel um 12% ab, die Zahl der Passagiere der Al Italia um 42% und
der KLM um 31%.
Als die Intifada ausbrach und die Anschläge
zunahmen, begannen die Fluggesellschaften, ihre Flüge nach Israel zu
kürzen und Flüge abzusagen. Die Lufthansa tat genau das Gegenteil:
Sie fügte Flüge hinzu. "Ich ging entgegen der spontanen
geschäftlichen Intuition vor", sagt Semsch. "Ich beschloss, die
Schwäche des israelischen Markts als Hebel zur Eroberung neuer
Kunden einzusetzen. Die Lufthansa hatte frühere Verpflichtungen,
Flüge nach Israel hinzuzufügen, und ich dachte, eine ernsthafte
Fluggesellschaft sollte von ihren langfristigen Plänen nicht wegen
einem ‘vorübergehenden Rückgang der Nachfrage’ absehen."
Die Lufthansa unterbrach ihre Flüge nach Tel Aviv
auch nicht mit einer Zwischenlandung in Zypern, wie einige
europäische Gesellschaften es taten und dadurch verärgerte
israelische Passagiere verloren. "Diese Passagiere kehrten auch
nicht zu ihrer früheren Linie zurück, nachdem die Zwischenlandungen
wieder eingestellt wurden", sagt Semsch. "Um einen enttäuschten
Kunden zurückgewinnen, muss man 10 mal so viel investieren, als in
die Bewahrung eines zufriedenen Kunden".
Es kann sein, dass die Lufthansa auch von den
besonderen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel beeinflusst
wurde, die von gewissen Faktoren nicht selten dazu missbraucht
wurden, um die Entwicklung der deutschen Fluggesellschaft in Israel
zu erschweren.
Die neue Preispolitik der Lufthansa ist aggressiv
und voller Initiative, und sie soll nicht nur Geschäftsleute
ansprechen sondern auch israelische Familien, die in die Ferien
fahren. Vor der Intifada waren 65% der Passagiere auf der
israelischen Linie deutsche Touristen. Heute sind 70% der Lufthansa
Passagiere Israelis.
Erfolgreichste Zweigstelle der Lufthansa
in der ganzen Welt
- Sind die Maschinen voll?
"Im August waren die Flüge zu 93% ausgebucht."
- Ist die Linie nach Israel einträglich?
"Ja. Die israelische Zweigstelle erhielt dieses Jahr von der
Hauptstelle eine Auszeichnung als die erfolgreichste Zweigstelle der
Lufthansa in der ganzen Welt."
- Wie ist Ihnen das gelungen? Gerade in Israel,
diesem von Terror geplagten Land, in dem kaum noch Kongresse
stattfinden, in das kaum noch Touristen kommen?
"Wir gaben uns Mühe und wir hatten Glück", antwortet Semsch.
Eine durchaus originelle Definition des Begriffs "Glück".
Über 60.000 Israelis sind Mitglieder im "Frequent
Flyer Club" der Lufthansa, und ihre Zahl nimmt von Monat zu Monat
zu. Die Gesellschaft beschäftigt ca. 50 Mitarbeiter und nimmt
weitere auf. Um Kosten einzusparen, hat sie ihre Büros von Tel Aviv
nach Jaffa verlegt.
Semsch: "In meiner Amtszeit möchte ich noch sehr gerne die Zahl der
Lufthansa Flüge nach Israel auf drei am Tag festlegen. Bald werden
die europäischen Touristen wieder nach Israel kommen. Das Land ist
doch so schön! Unsere Familie bereist es kreuz und quer, ohne jede
Angst."
hagalil.com
11-11-2002 |